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Julia Collection Band 61 (German Edition)

Julia Collection Band 61 (German Edition)

Titel: Julia Collection Band 61 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Conrad
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Heimatstadt, die er, Chase, geliebt und gehasst hatte, schien dem Untergang geweiht. Doch dieser Gedanke bereitete ihm keine Freude. Er machte ihn nur traurig.
    Seine Haltung gegenüber Kate war dagegen viel komplizierter. Manchmal, wenn er sie ansah, schien Eiswasser durch seine Adern zu fließen, das sein Herz unempfindlich gegenüber ihrem Schicksal machte. Und dann wieder gab es Zeiten, wo ein Blick genügte, und sein Blut begann zu kochen.
    Manchmal, wenn sie in seiner Nähe war, überkamen ihn fast vergessene Erinnerungen und eine Welle der Lust packte ihn. Er wusste nicht, was er gegen diese Schwäche tun sollte. Aber eine ganze Stadt zu ruinieren, nur um Kate zu demütigen und sie leiden zu sehen, würde ihn auf eine Stufe mit Henry Beltrane stellen.
    Chase verdrängte die Wut und das Verlangen. Es gab keine einfache Lösung für dieses Problem.
    Er sah noch einmal zu der alten Mühle und überlegte, ob es sich lohnen würde, sie zu retten. Hatte er überhaupt die Fähigkeiten, um es zu versuchen? Er war bekannt dafür, dass er auf wundersame Weise Kasinos und Ferienanlagen wieder zum Leben erweckte, aber er war sich nicht sicher, ob ihm das auch mit einer heruntergewirtschafteten Reismühle gelingen würde.
    Langsam lenkte er den Jaguar wieder auf die Straße. Heute wollte er nicht weiter an die Mühle denken und an die begrenzten Möglichkeiten, die sich ihm in der Hinsicht boten.
    Heute würde er etwas tun, was völlig unmöglich schien, als er noch der Sohn eines armen Trunkenboldes gewesen war. Heute würde er als reichster Mann der Stadt in Live Oak Hall einziehen.
    Tief in seinem Inneren wusste Chase natürlich, dass dieser Wohnortwechsel ihm nicht die gesellschaftliche Anerkennung und Bewunderung bringen würde, nach der er sich so sehnte. Doch er ignorierte dieses Wissen. Heute war sein großer Tag, da war kein Platz für Zweifel.
    Einige Minuten später glitt der Jaguar über die lange Auffahrt der Plantage. Nachdem Chase den Motor abgestellt hatte, atmete er einige Male tief durch, dann erst stieg er aus.
    Er war zu Hause.
    Während er sein Gepäck auslud, versuchte er an nichts zu denken. Es fühlte sich so richtig an, hier zu sein. Dabei hatte es einmal eine Zeit gegeben, da hätte Kates Vater ihn wegen Hausfriedensbruch verhaften lassen, hätte er ihn auf dem Grundstück erwischt. Kate zu treffen, war immer schwierig, voller Geheimniskrämerei gewesen.
    Chase schüttelte die Erinnerungen ab und ging auf das Haus zu. Die Veranda war in angenehmen Schatten getaucht, doch die Frühlingssonne hatte die Luft erwärmt.
    Als er seine Taschen abstellte, bemerkte er, dass einige Dielenbretter locker waren und die Wandfarbe an einigen Stellen abbröckelte.
    Offensichtlich war schon lange nichts mehr an dem Haus gemacht worden. Eine Sekunde lang verspürte er Ärger auf Kate, weil sie es so vernachlässigt hatte, doch der legte sich schnell wieder. Diese Vernachlässigung hatte bereits zu Zeiten ihres Vaters begonnen. Prinzessin Kate wusste es nicht besser. Es war sinnlos, ihr für etwas die Schuld zu geben, was sie nicht getan hatte. Es gab genügend andere Dinge, wofür er ihr die Schuld geben konnte.
    „Willkommen, Chase.“
    Er drehte sich um und sah eine Frau Mitte zwanzig, die in der offenen Tür stand und ein Kleinkind auf dem Arm hielt. Es war der ruhige Ausdruck ihrer grauen Augen, der die Erinnerungen an seine Schulzeit wieder wachrief.
    „Hallo, Shelby“, murmelte er. „Es ist lange her.“
    Sie trat zur Seite und ließ ihn eintreten. „Zehn Jahre. Das ist meine Tochter Madeleine. Wir haben dich schon erwartet.“
    „Wie geht es dir, Madeleine?“, fragte Chase das ernst blickende Baby mit den großen blauen Augen, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Mutter. „Kate hat mir erzählt, dass ihr zwei in einem der Gästehäuser wohnt, Shelby. Bist du geschieden?“
    Shelby lachte leise. „Du kommst gleich zur Sache, was? Nein, ich bin nicht geschieden. Madeleines Vater war bei der Marine. Er wurde getötet, bevor er überhaupt wusste, dass er Vater werden würde. Und nein, ich bin auch nicht seine Witwe. Wir waren nicht verheiratet.“
    Chase folgte Shelby die breite Treppe hinauf. Jetzt verstand er, warum Kate ihrer Freundin und deren Kind helfen wollte. Ihre Geschichte war tragisch, und er verspürte Mitgefühl, obwohl er Shelby kaum kannte.
    „Kate hat nicht erwähnt, welches Zimmer du haben möchtest“, sagte Shelby, als sie oben angekommen waren. „Ich bemühe mich,

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