Julia Collection Band 61 (German Edition)
Freude bereiten und die Vergangenheit für eine Nacht vergessen?
„Auch wenn ich es mir zehn Jahre lang eingeredet habe, ich habe dich nicht gehasst und ich hasse dich auch jetzt nicht, chérie“, erklärte Chase, doch der Schmerz in seiner Stimme war unüberhörbar.
Weil sie die Vergangenheit so gern hinter sich gelassen hätte, wäre Kate fast damit herausgeplatzt, was damals wirklich geschehen war. Doch sie verkniff sich die Worte, als ihr klar wurde, dass dann ihre Zeit mit Chase vorbei wäre. Wenn er sie jetzt nicht hasste, würde er es spätestens dann tun, wenn er die Wahrheit hörte. Und sie sehnte sich doch so verzweifelt nach ein paar Stunden … ein paar Tagen mit ihm. Dem einzigen Mann, den sie je geliebt hatte.
Und weil sie ihn liebte, entschied Kate sich, ihre Wettschuld zu begleichen.
Langsam stand sie auf und streifte die Spaghettiträger ihres Kleides von den Schultern. Sie griff nach hinten, um den Reißverschluss aufzuziehen, merkte aber, dass ihre Hände zu sehr zitterten. Gleichzeitig spürte sie, dass sie vor Verlegenheit rot wurde. Sie trug ihre aufregendste Unterwäsche – schwarze Spitze –, da sie erwartet und gehofft hatte, dass Chase sie irgendwann im Laufe des Abends ausziehen würde. Schließlich hatte er ja gesagt, dass er sie als seine Geliebte wollte. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie einen Striptease für ihn hinlegen müsste. Sie kam sich absolut unanständig und skandalös vor. Und das war so untypisch für sie, dass ihr fast schwindelig wurde.
Sie hörte ein Rascheln in der Dunkelheit und spürte plötzlich einen Windhauch auf ihrer Haut.
„Brauchst du Hilfe, chérie?“ Chase stand hinter ihr, und die feinen Härchen auf ihren Armen richteten sich auf.
Kate wollte sich umdrehen, um ihn anzuschauen. In seine Augen zu sehen, während sie das Kleid auszog, wurde plötzlich sehr wichtig. Doch er legte ihr seine kräftigen Hände auf die Schultern, sodass sie sich nicht rühren konnte.
„Steh still“, befahl er leise. „Ich kümmere mich um den Reißverschluss. Aber du musst deine Haare hochhalten.“
Sie spürte seinen Atem auf ihrer kühlen Haut und fragte sich, wie es angehen konnte, dass ihr gleichzeitig heiß und kalt war.
Weil sie sich wünschte, dass dieser Teil des Abends endlich vorüber war und Chase mit ihr ins Bett ging, befolgte Kate seinen Befehl.
„Köstlich“, flüsterte er ihr ins Ohr. Seine Stimme strich wie eine Liebkosung über ihre Haut und steigerte ihre Erregung.
Das leise Sirren des Reißverschlusses, der hinuntergezogen wurde, glich dem Summen der Insekten in den Sümpfen. Kate fühlte sich benommen, als das glatte Satinkleid langsam an ihrem Körper hinunterglitt und auf den Boden fiel.
Dann stand sie völlig regungslos da, bis auf den trägerlosen BH und den schwarzen Slip nackt, und sehnte sich danach, dass Chase sie endlich berührte. Sie konnte seinen unregelmäßigen, heftigen Atem hinter sich hören und wusste daher, dass er da war und sie betrachtete. Sie spürte seinen Blick, der über sie strich und eine glühende Spur auf ihrem Körper zu hinterlassen schien. Es war unglaublich, dass allein der Gedanke an diesen Blick sie so erregte.
Langsam drehte Kate sich um, entschlossen, wenn nötig, den ersten Schritt zu machen, um endlich geküsst zu werden. Doch Chase war nicht mehr da.
„Chase?“
„Das Spiel ist beendet.“ Seine heisere Stimme drang von der Tür am anderen Ende des Zimmers zu ihr. „Du hast gewonnen. Shelby und das Baby können bleiben.“
„Aber Chase …“
„Es gibt auf dieser alten Plantage genügend Platz für uns alle. Ich werde morgen einziehen.“
„In mein Schlafzimmer?“ Kate hielt gespannt den Atem an.
„Wir werden sehen“, erklärte er grimmig. „Vielleicht will ich nicht mit alten Geistern schlafen.“
„Was ist mit heute Nacht, Chase?“
„Geh ins Bett. Ich habe keine Lust mehr auf das Spiel. Gute Nacht, Kate.“
Im schwachen Licht der Kerzen und des Feuers beobachtete sie, wie er ihr den Rücken zuwandte und ging. Mit einem unterdrückten Schluchzen sank sie auf den Boden und schlang die Arme um sich.
Chase begehrte sie keineswegs so sehr wie sie ihn. Mit ihm im selben Haus zu leben, ohne mit ihm schlafen zu können, war eine viel härtere Strafe, als aus ihrem Heim geworfen zu werden. Er hätte keinen besseren Weg finden können, um sich an ihr zu rächen.
Doch nichts, was er getan hatte oder tun würde, würde ihre Liebe erschüttern können. Sie war dazu
Weitere Kostenlose Bücher