Julia Collection Band 61 (German Edition)
standen die Tränen in den Augen, gleichzeitig strahlte sie. „Lass ihn nicht merken, was du für ihn fühlst. Er soll sich deine Liebe verdienen. Vielleicht lernt er auf diese Weise, was für ein großes befreiendes Geschenk die Liebe ist.“
Die Musiker spielten jetzt eine getragenere Weise. Die Tür zu dem kleinen Saal wurde geöffnet und Nick erschien. Er streckte Annie eine Hand entgegen.
„Bist du bereit?“, fragte er ernst.
Er sah so umwerfend aus, dass Annie fast schon wieder in Tränen ausgebrochen wäre.
Die letzten zwei Tage hatten sie sich nicht gesehen, aber in diesem Augenblick kam ihr die Trennung viel länger vor. Nick sah wie ihr Märchenprinz aus, der gekommen war, um sie in das ewige Glück zu entführen.
Annie drehte sich schnell noch einmal zu Elizabeth um und küsste sie auf die Wange. „Ich danke dir, Elizabeth“, flüsterte sie. „Für alles.“
Dann reichte sie Nick die Hand. „Ja, ich bin bereit.“
Nick war während der Zeremonie sehr ernst. Mit angehaltenem Atem wartete er auf Annies Ja. Er hatte den Beamten gebeten, alles ein wenig feierlicher zu gestalten, als es normalerweise üblich war, denn er wollte Annie den Eindruck einer richtigen Hochzeit vermitteln.
Er hoffte, seine Hände zitterten nicht, wenn er ihr den Ring aufsteckte. Zumindest durfte es ihr nicht auffallen, denn alles sollte so gut und würdig ablaufen, wie er es geplant hatte. Andererseits war er sicher nicht der einzige Bräutigam, der in dieser Situation aufgeregt war. Ihm war bewusst, dass die Umstände, unter denen es zu dieser Ehe gekommen war, etwas ungewöhnlich waren. Aber er wollte wenigstens dafür sorgen, dass an diesem Tag nichts schiefging, sodass Annie nicht schon während der Zeremonie bereute, ihn geheiratet zu haben.
„Nick?“
Er schrak leicht zusammen und blickte fragend in ihr hübsches Gesicht. „Ja?“
„Die Ringe.“ Der Beamte lächelte verständnisvoll.
„Ach ja.“ Er zog ein Schächtelchen aus der Tasche. Er war extra nach Miami geflogen, weil er gehofft hatte, bei dem Juwelier, bei dem die Scovilles normalerweise kauften, etwas Passendes zu finden. Aber nichts hatte ihm gefallen. Der Ring sollte zu Annies Persönlichkeit passen, und da war die Auswahl nicht sehr groß. Schließlich hatte seine Mutter die rettende Idee gehabt.
Er öffnete das Kästchen und nahm einen Smaragdring heraus, der seiner Großtante Lucille gehört hatte. Zu ihr hatte er immer ein besonders gutes Verhältnis gehabt. Sie war liebenswürdig und großzügig gewesen und hatte ein Herz für Kinder. Bei ihr konnte er den strengen Regeln seines Vaters entgehen.
Als seine Mutter ihm sagte, dass Lucille ihm den Ring für seine zukünftige Frau vererbt hatte, hätte er beinahe an so etwas wie Schicksal geglaubt, denn der Stein hatte genau die Farbe von Annies Augen.
Er steckte ihn ihr an den Finger, und er saß perfekt.
Annie stockte der Atem, als sie den Ring betrachtete. Dann hob sie langsam den Kopf und blickte Nick an.
Was in ihren Augen stand, ließ sein Herz schneller schlagen. Plötzlich verspürte er Zuversicht, wenn er an ihre Ehe dachte. Annies Augen strahlten. Sie war ganz offensichtlich glücklich, ihn zu heiraten. Sein Herz wurde leicht. Vielleicht ging doch noch alles gut. Vielleicht schafften sie es, ein gemeinsames Leben zu führen, auch wenn sie nicht in tiefer Liebe verbunden waren.
„Und nun dürfen Sie die Braut küssen.“
Endlich. Auf diesen Augenblick hatte er schon seit Tagen gewartet.
Er drehte sich zu Annie um und nahm sie in die Arme. Bereitwillig schmiegte sie sich an ihn, und er spürte, wie sich ihre Brüste gegen ihn pressten. Erregende Schauer durchrieselten ihn, was vielleicht nicht ganz passend war. Allerdings war es nun immerhin seine Frau, auf die er so reagierte. Sein Kuss war kurz, aber leidenschaftlich, denn vor allen Anwesenden war es nun wirklich unpassend, sich einem langen Kuss hinzugeben. Annie standen Tränen in den Augen, und Nick hatte den Eindruck, sie würde zu Boden sinken, wenn er sie nicht hielte.
„Alles in Ordnung?“, flüsterte er.
„Was? Ja, natürlich. Mir ist nur ein bisschen schwindelig.“
Sie strahlte ihn an, und nun wurden ihm die Knie weich.
„Sie hat heute noch nicht viel gegessen“, wisperte seine Mutter hinter ihm.
Nick wandte sich an den Beamten. „Sind wir nun verheiratet?“
„Ja, Sir.“
Er reichte Annie den Arm. „Dann darf ich Sie jetzt zu Ihrer Kutsche führen, Madame.“
Die Tür wurde aufgestoßen, und sie
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