Julia Collection Band 61 (German Edition)
gehen.“
Er grinste verschmitzt, und Merri fühlte, wie ihr die Knie weich wurden. Was war bloß mit ihr los? Einige der reichsten und attraktivsten Männer hatten ihr den Hof gemacht, ohne dass es sie interessiert hatte. Warum reagierte sie jetzt so stark auf das Lächeln dieses schroffen Mannes?
„Jewel Adams ist Ihre Tante?“, brachte sie mühsam hervor. „Was für ein Zufall! Sie ist meine Vermieterin.“
Ty legte den Kopf schief und sah seine Assistentin aufmerksam an. „Sie haben das alte Häuschen in der Jackson Street gemietet?“ Er dachte einen Moment nach, dann fügte er hinzu: „Jewel ist die Schwester meiner Mutter. Sie hat mich nach dem Tod meiner Eltern großgezogen.“
„Sie sind Waise?“
„Heute macht mir das nichts mehr aus.“ Seine Stimme klang rau. „Es ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass ich kein Kind mehr bin.“ Seine Miene war ernst, aber seine Augen blitzten. „Ist das Haus denn tatsächlich bewohnbar?“
Bestimmt weiß er, welche Wirkung er auf mich hat, dachte Merri. Wahrscheinlich fanden alle Frauen ihn anziehend, auch wenn er nicht viel dafür zu tun schien. Zumindest seine Kleidung war mehr als leger. Aber sie durfte sich nicht verraten, durfte ihm nicht zeigen, wie sehr er sie beeindruckte. Schließlich stand ihre Zukunft auf dem Spiel.
„Das Haus ist alt, aber in ganz gutem Zustand.“ Merri räusperte sich. „Es ist vor Kurzem renoviert worden und jetzt wirklich gemütlich.“
„Ich weiß, Jewel hat es streichen und die Böden abschleifen lassen. Aber das Dach ist immer noch nicht ganz dicht, und Klempner und Elektriker müssten auch mal einiges modernisieren.“ Er lächelte. „Ich hatte vor, ihr zu helfen, habe aber bisher nicht die Zeit dafür gefunden.“
„Für mich ist es vollkommen ausreichend. Mehr könnte ich mir im Moment auch nicht leisten.“ Das war natürlich eine Lüge, aber sie hatte sich fest vorgenommen, ihr Leben in der kleinen Stadt mit dem zu bestreiten, was sie in ihrem jetzigen Job verdiente.
„Ich habe dem Häuschen eine persönliche Note verliehen und bin glücklich über mein eigenes Reich.“ In den prächtigen Villen ihrer Eltern hatte sie sich nie recht zu Hause gefühlt, und von Gemütlichkeit war da keine Rede gewesen. Sie wollte der hohlen Welt der Reichen und Berühmten endlich entfliehen, wollte Menschen kennenlernen, die zu ihrem Wort standen und ehrliche Beziehungen aufbauen.
Wahrscheinlich war sie auch deshalb von Tyson Steele so beeindruckt. An ihm wirkte nichts unecht oder aufgesetzt. Sie durfte allerdings nie vergessen, dass er ihr Chef war und ihre Lügen nicht durchschauen durfte. Ein einziger Telefonanruf in der Redaktion eines der Boulevardblätter, und ihr mühsam aufgebautes neues Leben fiel in sich zusammen.
„Das kann ja sein“, unterbrach Tyson sie jetzt in ihren Gedanken, „aber das Häuschen wird nicht mehr so gemütlich sein, wenn es anfängt, durch die Küchendecke zu regnen, oder die Abwasserleitung verstopft ist.“ Er stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. „Wenn Sie mir hier einige meiner Aufgaben abnehmen und mich entlasten könnten, dann hätte ich Zeit, das Häuschen in Ordnung zu bringen.“
„Das kann doch ein anderer erledigen. Sie haben sicher Wichtigeres zu tun.“
Er lächelte wieder. „Meine Geschäfte werden sehr gut von meinen Mitarbeitern geführt. Da muss ich mich nur selten einschalten. Deshalb hatte ich ja auch Zeit, mich um diese Spendenaktion zu kümmern.“ Er nahm sich einen Stapel Briefe. „Meine erste Million habe ich verdient, indem ich alte Häuser kaufte, sie herrichtete und wieder verkaufte. Mit den Händen zu arbeiten macht mir Freude. Außerdem habe ich meiner Tante versprochen, ihr zu helfen.“
Er blickte auf die Briefe in seiner Hand und stöhnte. „Aber ich bin nicht besonders gut darin, die richtigen Dankesworte für die großzügigen Spender zu finden.“ Er sah Merri nachdenklich an. „Meine Stiftung, die Lost Children Foundation, ist mir sehr wichtig. Ich habe mehr Geld mit Grundstücken und Öl verdient, als ich jemals ausgeben kann. Doch all das hat sich in meinen Augen nur gelohnt, wenn ich es schaffe, das Leben vernachlässigter und missbrauchter Kinder zu verbessern.“
In seinen Augen stand Ehrlichkeit, ein fester Wille und etwas, das Schmerz sein musste. Merris Herz zog sich zusammen. „Ihre Stiftung hat schon sehr vielen Kindern geholfen“, sagte sie leise. „Mr Jarvis, Ihr Anwalt, hat mich über alles informiert. Es ist
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