Julia Collection Band 61 (German Edition)
möchte sich damit für die Hilfe erkenntlich zeigen, die er selbst von Lucille erfahren hat.“
„Wie bitte?“ Tyson trat einen Schritt zurück. „Was für ein Zigeunerkönig?“
„Mein Vater, Karl Chagari, gehörte wie ich einer weitverzweigten Roma-Familie an und war ein großer Magier. Er hat mich auf seinem Sterbebett damit beauftragt, seine Schuld Lucille gegenüber zu tilgen.“
Tyson musterte den antiken Spiegel misstrauisch, und Passionata wusste genau, was in ihm vorging. Er überlegte, ob es sich dabei um Diebesgut handelte.
„Mein Beileid, Ma’am.“ Er räusperte sich kurz. „Danke für Ihre Absicht, aber ich kann diesen Spiegel nicht annehmen.“
„Er hat Zauberkräfte.“ Sie sprach leise und eindringlich. „Sie können ihn nicht ablehnen. Er ist eigens für Sie hergestellt worden und nur für Sie bestimmt. Er kann Ihnen einen Herzenswunsch erfüllen.“
„Mein einziger Wunsch ist, dass ich endlich jemanden finde, der mir bei meiner karitativen Organisation hilft.“ Tyson sagte das mehr zu sich. „Und es ist mehr als unwahrscheinlich, dass mir ein sogenannter magischer Spiegel dabei helfen kann.“
Passionata wusste, dass er bisher vergeblich nach jemandem gesucht hatte, der gewillt war, in diese abseits gelegene Kleinstadt in Südtexas umzusiedeln. Mit einer auffordernden Geste hielt sie ihm den Spiegel hin.
Nach einigem Zögern griff Tyson danach, drehte ihn nachdenklich hin und her und las, was auf der Rückseite geschrieben stand. „Was zum Teufel …“ Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch. „Da ist ja mein Name eingraviert.“
Passionata lächelte zufrieden. „Sehen Sie? Er gehört Ihnen.“
Tyson drehte den Spiegel um, und Passionata hätte beinahe laut losgelacht, als sie sein verdutztes Gesicht sah.
„Das ist ja gar kein Spiegel“, rief er aus. „Es ist nur durchscheinendes Glas. Was soll das Ganze?“
„Wenn die Zeit gekommen ist, wird das, was Sie wirklich suchen, sich im Glas spiegeln“, sagte die alte Frau ruhig. „Dieser Spiegel wird Ihnen die Wahrheit zeigen.“
Tyson starrte in das Glas und versuchte zu begreifen, was ihm gerade gesagt worden war. Als er wieder aufschaute, war die Roma verschwunden. Er sah sich suchend um.
Das ist ja allerhand, dachte er. Nicht nur, dass ich immer noch niemanden für meine Stiftung gefunden habe, jetzt muss ich mir auch noch Gedanken um diesen angeblich magischen Spiegel machen.
Passionata beobachtete ihn in ihrer Kristallkugel und nickte. „Nur so lange, bis du mit der Hilfe dieses Geschenks ein Sehender wirst und die Kraft der Magie nutzt, mein junger Freund.“
1. KAPITEL
Ihm den Kaffee servieren? Auch das noch! Geschieht mir ganz recht.
Merri Davis biss die Zähne zusammen, richtete sich gerade auf und verließ mit schnellen Schritten das Büro, um ihrem neuen Chef den Kaffee zu holen. Tyson Steele war erst vor ein paar Stunden von seiner Reise nach New Orleans zurückgekommen, und schon gab es Spannungen zwischen ihnen.
Offenbar wollte er herausfinden, was er seiner neuen Mitarbeiterin zumuten konnte. Er sollte sich nur nicht zu viel einbilden, schließlich war sie seine Assistentin und nicht sein Laufbursche. Allerdings hätte sie gern gewusst, ob er wirklich dieser extreme Macho war, für den er sich ausgab. Der barsche Befehl, ihm Kaffee zu holen, passte jedenfalls schon mal gut zu seinem Macho-Image.
Immerhin wusste sie jetzt, dass er sie nicht erkannt hatte. Sie hatte bisher als Model gearbeitet, und er hatte sie sicher schon in verschiedenen Zeitschriften abgebildet gesehen. Sie hatte bei dieser Arbeit gelernt, sich fast bis zur Unkenntlichkeit zurechtzumachen. Das hatte offensichtlich auch diesmal geklappt, denn er hatte ihr bisher keinen zweiten Blick mit seinen faszinierenden blauen Augen zugeworfen. Offensichtlich hatte er nichts gemerkt.
Ärgerlich runzelte sie die Stirn. Sie war nicht an der Bewunderung durch Männer interessiert, und seien sie auch noch so faszinierend. So etwas musste sie ignorieren, zumindest seit das berühmte Model Merrill Davis-Ross sich in Merri Davis verwandelt hatte und als ruhige, unscheinbare Assistentin in seiner Organisation zur Beschaffung von Spendengeldern arbeitete.
Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass sie auch die Reporter der einschlägigen Zeitschriften hatte täuschen können, die Merrill Davis-Ross normalerweise dicht auf den Fersen waren.
Diese Kleinstadt in Texas war ein perfektes Versteck. Vielleicht konnte sie hier das einfache Leben finden, nach
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