Julia Collection Band 61 (German Edition)
kaum. Jason sagte nur, dass ihr Geld nicht wichtig sei. Sie sei mit einem Gehalt zufrieden, von dem sie in Stanville leben könne.“
Tyson nickte. „Dennoch geht mir eine Frage nicht aus dem Kopf. Warum verlässt eine junge Frau Freunde, Familie und die vertraute Umgebung und zieht in eine Kleinstadt, wo abends die Bürgersteige hochgeklappt werden?“
„Wer weiß?“ Frank zuckte mit den Schultern. „Ich hatte aus Gesprächen mit ihr den Eindruck gewonnen, dass sie auch in Los Angeles ein ziemlich zurückgezogenes Leben führte. Vielleicht genügt es ihr, was die Kleinstadt zu bieten hat?“
Tyson konnte das nicht glauben und fand es allmählich spannend, ihre wahren Motive herauszufinden. Außerdem musste er zugeben, dass die Frau ihn faszinierte.
„Ich habe deine Großtante Lucille immer sehr gemocht“, sagte Jewel zu Tyson, während sie den Küchentisch abwischte. „Es war sehr großzügig von ihr, dir das nötige Geld zu geben, als du zur Universität gehen wolltest. Und zu deinem ersten Grundstück hat sie dir doch auch verholfen. Sie und ich waren zwar nicht blutsverwandt, aber ich habe mich ihr immer sehr verbunden gefühlt. Es ist schade, dass sie nicht mehr lebt.“
Tyson öffnete den Kühlschrank und stand unentschlossen davor, wie er es schon als Fünfjähriger getan hatte. „Es ist erstaunlich, wie viele Menschen zur Beerdigung gekommen sind. Ich habe gar nicht gewusst, dass ich von Vaters Seite her eine so große Verwandtschaft habe.“
Er nahm aus dem unteren Türfach die Milch heraus. „Lucille hatte merkwürdige Freunde. Ich traf neulich eine alte Roma, die Lucille gut gekannt haben will. Sie hat mir einen Spiegel geschenkt, der angeblich magische Kräfte haben soll.“
„Sollte das ein Scherz sein?“ Jewel sah ihn neugierig an.
„Anfangs dachte ich das auch. Der Spiegel sieht antik aus, hat aber meinen Namen auf der Rückseite eingraviert. Außerdem ist es kein richtiger Spiegel, sondern nur normales klares Glas.“
Jewel schüttelte den Kopf. „Merkwürdig.“ Gerade als Tyson den Milchkarton an den Mund setzen wollte, hielt sie ihm ein Glas hin.
Er lächelte verlegen. „Danke. Ich habe übrigens heute Morgen Merri Davis kennengelernt.“
„Wie findest du sie?“, fragte Jewel. „Ist sie nicht entzückend?“
Entzückend? Mit diesem festen Haarknoten, der dicken Brille und den vernünftigen Schuhen? Sie wirkte praktisch veranlagt und schüchtern, und die hässliche Brille verbarg ihre hübschen grünen Augen. Aber entzückend? Tyson schwieg.
„Ich weiß schon, was du denkst. Merri Davis ist zwar keine ausgesprochene Schönheit, aber sie hat Charme und viele gute Eigenschaften. Also wirklich, Tyson, du scheinst Menschen nur nach ihrem Äußeren zu beurteilen. So war es auch bei dieser grässlichen Diane, mit der du während deines Studiums verlobt warst. Ich habe gehofft, du hättest aus diesem Irrtum gelernt.“ Jewel sah ihn eindringlich an. „Du bist nicht so oberflächlich, wie du tust, mein Junge. Keiner, den ich lieb habe, kann so oberflächlich sein.“
„Ich dachte, du warst froh, als ich mich mit Diane verlobt habe.“ Tyson hatte seit Jahren nicht an Diane gedacht, die ihn belogen und betrogen hatte. Und nun wurde er an einem Tag gleich mehrmals an sie erinnert.
„Ich habe mich nur für dich gefreut, weil du endlich einmal richtig glücklich zu sein schienst.“ Jewel legte ihm eine Hand auf den Arm. „Ich weiß, du hast den Verlust deiner Eltern immer noch nicht verwunden, auch wenn du so überlegen tust. Ich spüre es, selbst wenn du es niemals zugibst.“
Darüber wollte Tyson nicht nachdenken. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Mom und Dad sind schon lange tot. Nach fünfundzwanzig Jahren spüre ich keinen Schmerz mehr. Außerdem warst du ein wunderbarer Mutterersatz. Es geht mir gut, und ich bin zufrieden mit meinem Leben und glücklich.“
„Okay, sprechen wir nicht darüber.“ Jewel seufzte. „Ich möchte so gern, dass du eine Frau findest, die du liebst. Und Diane war nun wirklich nicht die Richtige.“
Tyson stellte das Glas auf den Tisch und umarmte seine Tante. „Ab jetzt sagst du mir bitte immer, was du von meinen Freundinnen hältst. Ich vertraue deinem Urteil. Aber ich fürchte, dir kann keine das Wasser reichen. Du wirst meine große Liebe bleiben.“ Er lächelte. „Ich habe einfach keine Zeit, jemanden kennen zu lernen. Ich habe ja kaum Zeit, in Ruhe zu essen.“
„Soll das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein? Hast du
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