Julia Collection Band 61 (German Edition)
angefangen?“, fragte er.
„Sie sind fertig.“ Merri zeigte auf einen Stapel Briefe. „Ich habe sie frankiert, und sie können zur Post gebracht werden. Kopien sind in der Mappe dort. Es wäre mir allerdings lieb, wenn Sie sich die Kopien ansähen, bevor wir die Briefe wegschicken. Ich habe sie in meiner Funktion als Assistentin der Geschäftsleitung unterschrieben. Ich hoffe, das ist Ihnen recht.“
„Sie sind schon fertig?“ Donnerwetter, sie war nicht nur sexy, sondern auch sehr fähig. Tyson war sicher, seine früheren Mitarbeiterinnen hätten zur Bewältigung dieser Aufgabe mindestens zwei Wochen gebraucht. Er schlug die Mappe auf und ging die Briefe durch. „Das ist sehr gut. Sie sagen in jedem Brief etwas Persönliches über den Spender, und jeder Text ist anders formuliert.“
„Das ist doch selbstverständlich. Jeder dieser Menschen hat Zeit und Geld geopfert, um Kindern, die in Not sind, zu helfen. Da ist es wohl das Mindeste, dass man sie nicht schematisch abfertigt, sondern ihnen einen individuellen Brief schreibt.“ Merri stand auf und begann sorgfältig die Reste des Lunchs zusammenzusammeln. „Ich habe überlegt, ob man nicht einen Empfang zu Ehren der Spender veranstalten sollte. Jeder hat es gern, wenn er für seinen Einsatz auch in größerem Rahmen gewürdigt wird.“
„Das ist eine gute Idee.“ Warum kann sie nicht einmal lächeln? „Aber wir haben erst in diesem Jahr genug eingenommen, um uns so etwas leisten zu können.“
Merri schüttelte ein wenig ungeduldig den Kopf. „Das ist falsch gedacht. Man muss Geld ausgeben, um Geld einzunehmen.“
„Ja, das stimmt schon, gilt aber wohl eher für geschäftliche Unternehmungen.“
In diesem Moment betrat Jewel mit ihrem typischen lockeren Gang das Büro. Sie sah mit ihren fünfundfünfzig Jahren jung aus, schlank und zierlich, wie sie war. Wieder fiel Tyson auf, dass sie immer noch sehr hübsch war.
Er liebte sie wie eine Mutter, seit seine leibliche Mutter ihn vor so langer Zeit in ihre Obhut gegeben hatte, nicht ahnend, dass sie ihren Sohn nie wiedersehen würde.
Im Allgemeinen war seine Tante die Ruhe selbst, doch im Augenblick wirkte sie ausgesprochen verärgert.
„Hallo, Jewel!“ Tyson ging auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich wusste gar nicht, dass du heute ins Büro kommen wolltest.“
Seine Tante verzog keine Miene, sondern ging auf den Schreibtisch zu und hob ein angebissenes Schinkensandwich hoch. „Jemand hat sein Mittagessen nicht aufgegessen.“ Sie drehte sich zu Merri um und lächelte sie freundlich an. „Hatten Sie keinen Hunger, oder hat es Ihnen nicht geschmeckt?“
Tyson sah zu seiner Überraschung, dass Merris Gesichtszüge weich wurden. Sie konnte also doch lächeln.
„Aber nein, Mrs Adams. Die Sandwichs waren sehr gut. Ich war nur nicht besonders hungrig.“
„Wahrscheinlich mussten Sie zu lange auf Ihre Mittagspause warten.“ Jewel sah Tyson streng an. „Also, das geht nicht, Tyson. Du musst darauf achten, dass Miss Davis ihre Mahlzeiten einhält. Sie ist sowieso zu dünn.“
Tyson warf Merri einen Blick zu, als wollte er sagen: Sehen Sie? Sie ist auch meiner Meinung. Dann legte er Jewel liebevoll einen Arm um die Schultern. „Was hat dich denn hergeführt?“
„Wir haben heute Abend eine Versammlung unseres Gartenclubs, aber vorher musste sich der Vorstand noch in einer dringenden Angelegenheit zusammensetzen.“
„Was kann denn für einen Gartenclub so dringend sein?“, fragte Merri erstaunt.
Tyson lachte. „Dieser Club hat nicht nur mit Gärten zu tun. Er ist quasi die Stütze unserer Stadt. Ohne ihn läuft hier gar nichts. Beispielsweise haben die Mitglieder des Gartenclubs durch verschiedene öffentliche Veranstaltungen die Mittel lockergemacht, mit denen wir unser Kinderheim in den letzten Jahren finanziert haben. Jetzt wird die Stiftung diese Aufgabe übernehmen. Im Grunde ist sie extra dafür ins Leben gerufen worden.“
„Ja, und da liegt das Problem“, begann Jewel. „Wir haben normalerweise zwei große Wohltätigkeitsveranstaltungen. Eine im frühen Februar und eine Anfang Oktober. Die Herbstveranstaltung ist die problemlosere der beiden Veranstaltungen, da wir dann auf einem Basar die Sachen verkaufen, die wir das Jahr über angefertigt und gesammelt haben. Und es gibt Jahrmarktbuden und Karussells.“
Merri hörte ihr aufmerksam zu. Das Thema Wohltätigkeitsveranstaltung interessierte sie. Außerdem war sie froh, dass ihre Figur nicht mehr
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