Julia Collection Band 61 (German Edition)
worden, gefolgt von längeren langweiligen Dankesreden. Und dann hatte sie noch ewig einer fülligen Frau zu ihrer Linken zuhören müssen, die ihr von den guten Taten ihres Wohltätigkeitsvereins erzählt hatte. Der Verein hatte sich darauf spezialisiert, historische Bohrtürme zu erhalten. Etwas Verrückteres hatte Merri noch nicht gehört. Wer gab denn für so etwas Geld?
Schließlich hatte der Fotograf die Gesellschaft gebeten, sich zu einem Gruppenfoto aufzustellen. Merri blieb zurück. „Geh nur“, sagte sie zu Tyson. „Ich warte da hinten auf dich.“
Aber er nahm sie bei der Hand. „Komm mit. Die Stiftung braucht dein hübsches Gesicht, damit die Öffentlichkeit auf uns aufmerksam wird.“
Nur das nicht. Merri schüttelte den Kopf und zwang sich zu einem Lächeln. „Nein, es ist deine Stiftung, und dies ist dein Abend. Stell dich nur gerade hin und lächle bedeutend. Du kannst das.“
Tyson nickte, aber bevor er ging, flüsterte er ihr zu: „Geh nicht fort. Ich möchte dich um etwas bitten. Ich bin gleich wieder da.“
Merri sah ihn fragend an, aber bevor sie noch etwas sagen konnte, war er in der Menschenmenge verschwunden. Blitzlichter flammten auf, und die Reporter drängten sich um die Honoratioren. Merri sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. Es konnte eine ganze Weile dauern, ehe Tyson wieder zurückkam. Sie hatte reichlich Erfahrung mit Fototerminen. Aber gerade als sie einen leeren Stuhl gefunden und sich aufatmend gesetzt hatte, stand Tyson schon wieder neben ihr.
„Bist du schon fertig?“
„Ja, es war nicht weiter schlimm. Das Ganze lief wie an einem Fließband ab. Ich schüttelte dem Gouverneur die Hand, ein Foto wurde gemacht, und dann musste ich noch einem seiner Leute meinen Namen und den Namen der Stiftung angeben. Das war alles. Und jetzt habe ich frei.“
Er reichte ihr die Hand, um sie hochzuziehen. „Komm, Merri, lass uns tanzen.“
Sie blickte in seine meerblauen Augen. „Ist es das, worum du mich bitten wolltest?“
Tyson nickte und zog sie hoch. „Ein Tanz mit dir wird mich für die verschwendete Zeit heute Abend entschädigen.“
Auf dem Weg zur Tanzfläche sah Merri sich in dem großen Saal um. Er war hübsch geschmückt mit kleinen blinkenden Lichtern, mit Farnen und plätschernden Brunnen. Man hatte den Eindruck, in einer lauen Frühlingsnacht in einem Garten herumzuschlendern, unter Hunderten von glänzenden Sternen. Die Band spielte jetzt bekannte Folksongs aus den Südstaaten.
Als Tyson Merri an den voll besetzten Tischen vorbeiführte, fiel ihm auf, dass viele Leute sie bewundernd ansahen. Merri bewegte sich mit der Eleganz einer Königin.
Auf der Tanzfläche zog er sie an sich. Sie passten wunderbar zusammen. Einen Arm hatte er um ihre Taille gelegt, ihr Gesicht schmiegte sich an seine Wange. Sie war groß und schien wie für ihn gemacht zu sein. Sie bewegten sich langsam im Takt der Musik über den glatten Holzboden, und jedes Mal, wenn dass Tempo der Musik langsamer wurde, fühlte Tyson, wie sich Merri enger an ihn drückte. Er konnte ihren warmen Atem an seinem Hals spüren. In ihrer Nähe vergaß er die Welt um sich her. Nur noch Merri existierte für ihn.
Plötzlich erschien ein Fotograf auf der Tanzfläche und begann wahllos Bilder von den Tanzenden zu machen. Merri stöhnte auf und presste ihr Gesicht gegen Tysons Schulter. Er zog sie mit sich in eine dunklere Ecke der Tanzfläche. Sein Atem ging schwer vor Erregung. Langsam ließ er seine Hand tiefer gleiten, strich über ihren Po und küsste sie auf den Nacken.
Dann stutzte er. Was war denn das? Unter dem dünnen Stoff war nichts zu spüren. Ohne nachzudenken, fragte er: „Trägst du keinen Slip unter dem Kleid?“ Hinterher hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen.
„Nein. Er würde sich unter dem dünnen Stoff abzeichnen“, sagte Merri einfach. „Das würde den ganzen Eindruck völlig zunichtemachen.“
Mit einem Mal war dieses Kleid das interessanteste Kleidungsstück, das Tyson je gesehen hatte. Er trat ein paar Schritte zurück und musterte Merri ernst.
„Okay. Der Ball ist jetzt zu Ende. Lass uns nach oben gehen.“
8. KAPITEL
Tyson nahm Merris Hand und bahnte sich einen Weg durch die Menge auf den Aufzug zu. Sie wehrte sich nicht.
Vor den Aufzügen warteten lange Schlangen, und so machte Tyson eine Kehrtwendung und zog Merri zu den Frachtaufzügen. Sie befanden sich in der Nähe der Küchenräume hinter breiten Säulen und waren nicht leicht zu finden. Tyson hatte
Weitere Kostenlose Bücher