Julia Collection Band 61 (German Edition)
auch gereizt und schlecht gelaunt, als er schließlich ein paar Tage später nach Hause kam. Seine Verhandlungen in Bezug auf den Ölhandel hatten nicht den erhofften Erfolg gehabt. Und wenn er an Merri dachte, dann war er frustrierter denn je. Und er dachte dauernd an sie …
Seit der Nacht, in der er sie zu Hause angerufen hatte, hatte er sie nicht mehr gesprochen. Dieses Gespräch hatte ihn dermaßen erregt, dass schon der Gedanke daran ihn alles andere vergessen ließ. Und eine solche Ablenkung konnte er sich bei diesen wichtigen Konferenzen nicht erlauben.
Er warf seine schmutzige Wäsche auf den Fußboden vor die Waschmaschine und trat in die Dusche. Er hatte es geschafft, einen Tag eher als geplant zurückzukommen, damit er Merri noch vor dem großen Barbecue sehen konnte.
Als er in der Dusche stand und die warmen Wasserstrahlen ihn wie tausend weiche Fingerspitzen massierten, merkte er, dass sein Atem sich beschleunigte. Er war erregt. Mit zusammengebissenen Zähnen drehte er das Wasser ab, rubbelte sich trocken und zog sich an. Es wurde Zeit, dass er seine Träume endlich wahr machte.
Ein paar Minuten später war er in ihrem Büro. „Merri!“ Keine Antwort. Wo, zum Teufel, steckte sie nur?
Er griff nach dem Telefonhörer und wählte Merris Nummer. Nach dem zehnten Klingeln gab er auf. Verflucht, warum hatte er nicht darauf bestanden, ihr ein Handy zu kaufen? Es passte ihm ganz und gar nicht, dass er nicht wusste, wo sie war und wie er sie erreichen konnte.
Er wählte eine andere Nummer. Jewel antwortete schon nach dem zweiten Klingeln. „Wo, zum Donnerwetter, steckt sie denn?“, rief er ärgerlich.
„Auch dir einen schönen Tag, Tyson“, sagte Jewel spitz. „Herzlich willkommen daheim. Wann fliegst du wieder ab und lässt den wahren, höflichen Tyson nach Hause kommen?“
Er schnaubte ärgerlich, nahm sich dann aber zusammen. Jewel wusste immer, wie sie ihm den Wind aus den Segeln nehmen konnte. „Tut mir leid, Jewel, ich bin müde. Und ich muss unbedingt mit Merri sprechen. Weißt du, wo sie ist?“ Die Enttäuschung darüber, dass sie nicht da war, war einer unterschwelligen Panik gewichen. Was, wenn er sie nie wiedersehen würde?
„Du warst doch sicher schon auf deiner Ranch? Wenn sie nicht dort ist, um bei den Vorbereitungen für das morgige Barbecue zu helfen, dann ist sie vielleicht bei den Kindern auf der Nuevos-Dias-Ranch. Versuch es doch da mal.“ Jewel machte eine Pause, und Tyson wollte schon den Hörer auflegen, als sie fortfuhr: „Versuch, dich ein bisschen zu beruhigen, mein Junge. Sie schien mir in den letzten Tagen ein wenig unsicher und verletzlich zu sein. Ich mache mir Sorgen um sie.“
Verletzlich? Seine Merri? Das durfte doch nicht wahr sein. Die Frau, die er kannte und die er zu lieben begann, war stark, sich selbst treu und …
Die er zu lieben begann?
Liebe?
Dieses Wort versetzte ihm einen Stich.
Er beendete das Gespräch mit seiner Tante und lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück. Wenn er ehrlich war, dann musste er sich eingestehen, dass er in letzter Zeit häufig an die Zukunft gedacht hatte. An eine Zukunft, in der Kinder mit vierbeinigen Spielkameraden und ein großes Haus eine Rolle spielten, ein Haus, in dem immer fröhlicher Trubel herrschte, wenn er aus dem Büro kam.
Und Merri war der Mittelpunkt des Ganzen.
Er wartete auf das altbekannte Panikgefühl, das sich normalerweise bei diesen Überlegungen einstellte, aber zu seiner Überraschung blieb es aus. Warum hatte er dieses Mal keine Angst?
Er brauchte nicht lange nach einer Antwort zu suchen. Er hatte keine Angst, weil er wusste, Merri würde ihn nie verletzen. Eine unglaubliche Freude erfüllte ihn bei diesem Gedanken.
Zum ersten Mal hatte er eine Frau gefunden, der er vertraute. Diesen Eindruck hatte er von Anfang an gehabt, und er hatte sich im Lauf der Zeit noch verstärkt.
Sie war intelligent und mitfühlend, schön und aufrichtig. Er wollte sein Leben mit ihr teilen, sie war die Frau, auf die er gewartet hatte.
Tyson sprang auf und lief zu seinen Pick-up. So schnell es die schmale Straße erlaubte, brachte er die Strecke zur Nuevos-Dias-Ranch hinter sich. Er musste Merri unbedingt sagen, was er fühlte. Er wollte sie in die Arme nehmen, wollte ihren Herzschlag spüren. Er war es leid, nur zu träumen und sich nach ihr zu sehnen.
Auf der Ranch angekommen, fragte er ohne Umschweife nach Merri. Einer seiner Leute meinte, sie auf dem Spielplatz gesehen zu haben.
Es war Tyson
Weitere Kostenlose Bücher