Julia Collection Band 62
die Wasserlache auf dem Tisch mit einer Serviette aufzuwischen.
„Ich habe keine sofortige Entscheidung verlangt, oder?“ Sein sinnlicher Mund verzog sich zu einem kleinen Grinsen.
„Nein, aber wenn es dazu kommen sollte, dann muss es schnell geschehen“, schoss es aus ihr hervor.
Und dann sah sie das Aufflackern von Befriedigung und Triumph in den blauen Augen ihr gegenüber. Sie erkannte, dass Stephen sich nur zu bewusst war, in welcher ausweglosen Lage sie sich befand.
„Ja, das sollte es“, stimmte er zu. „Dennoch können wir uns ein paar Tage Zeit lassen, um darüber nachzudenken, was das Ganze mit sich bringen würde. Zum Beispiel eine Scheidung, falls das irgendwann erforderlich werden sollte. Oder die Frage, wie weit wir gehen würden, wie viel von uns selbst wir investieren würden, um die Ehe real werden zu lassen.“
Er benutzte nicht das Wort Sex , aber das musste er vielleicht auch gar nicht. Sie beide wussten, dass genau das gemeint war. Suzanne fragte sich, ob diese Aussicht sie schockierte, und stellte sofort fest, dass dem nicht so war. Ja, sie konnte sich – theoretisch, abstrakt, entfernt – vorstellen, mit ihm zu schlafen. Ein äußerst beunruhigender Gedanke. Es geschah nicht gerade häufig, dass sie innerhalb der ersten Stunde ihres Kennenlernens körperlich derart auf einen Mann reagierte.
„Ich muss wirklich darüber nachdenken“, wiederholte sie.
„Glauben Sie, das muss ich nicht?“ Sein Grinsen war ein wenig schief, veranlasste sie jedoch sofort, ebenfalls zu lächeln. „Meinen Sie, dass ich für mich schon alle Fragen beantwortet habe? Keineswegs! Ich gebe Ihnen die Nummer meines Hotels. Sie können mich jederzeit anrufen. Ich hätte auch gerne Ihre Telefonnummer. Wir beide müssen wahrscheinlich noch einige Dinge klären.“
Suzanne nickte langsam. „So ist es wohl am besten.“
„Haben Sie keinen Hunger mehr?“, fragte er sie mit einem kritischen Blick auf ihren noch halb vollen Teller. „Hilft es Alice etwa, wenn Sie krank werden?“
„Nein, ich schätze nicht“, stimmte sie zu, während sie widerwillig nach der Gabel griff.
Er beobachtete sie und konnte dabei ein kleines, zufriedenes Lächeln nicht ganz unterdrücken. Als sie das Besteck zur Seite legte, warf er ihr das rosa Babysöckchen über den Tisch hinweg zu. „Vergessen Sie das nicht.“
„Es passt Ihrem Daumen jetzt besser als Alices Fuß. Sie ist so sehr gewachsen, seit sie geboren wurde.“
„Darf ich es dann behalten?“
„Für Ihren Daumen? Handschuhe wären da vielleicht ein wenig sinnvoller.“
Er lachte. „Nein, nicht für meinen Daumen. Ich werde es meiner Mutter nach Hause schicken, damit sie sieht, wie winzig Alice war, als sie geboren wurde. Wahrscheinlich wird sie bei dem Anblick in Tränen ausbrechen.“ Sein Gesicht war plötzlich wieder ernst geworden. „Sie wäre mit mir gekommen, um das Baby zu besuchen, wenn sie sich nicht vor einigen Wochen einer größeren Operation hätte unterziehen müssen.“
„Oh, das tut mir leid zu hören.“
„Die Geburt dieses Kindes hat Wunder vollbracht, was ihre Genesung anbelangt. Ich weiß, dass sie alles über Alice erfahren möchte.“
Und das war der Augenblick, als ich mir sicher war, dachte Suzanne einige Tage später. Als er das gesagt hatte, wusste sie, dass er sich wirklich um Alice sorgte. Und egal, was sie bezüglich Sex und Scheidung beschlossen, sie würde ihn heiraten.
Rose Chaloner Brown Wigan war noch nie zuvor in einem Fünfsternehotel in New York abgestiegen, doch sie gab sich die größte Mühe, so zu tun, als wenn sie schon ihr halbes Leben in solch luxuriöser Umgebung verbracht hätte.
Sie und Perry waren vor zwei Tagen aus Philadelphia angekommen. „Jetzt, wo unsere Verpflichtungen es uns erlaubt haben, einen längeren Aufenthalt zu planen, können wir es nicht abwarten, die süße Kleine zu sehen!“
Ihre Verpflichtungen hatten es zugelassen, Alice gestern Morgen zwei Stunden zu besuchen, bevor es zum Mittagessen in ein exklusives Restaurant auf der Fifth Avenue ging.
Sie wollten über das Wochenende bleiben, und Rose hatte Suzanne am Telefon in ihrer exaltierten Art förmlich angebettelt: „Du musst unbedingt kommen und dir unsere Suite anschauen, Honey! Sie ist einfach spektakulär!“
Und so hatte sich Suzanne auf den Weg gemacht. Die Suite lag im sechsten Stock des Hotels und überblickte den Central Park. Rose bot ihrer Tochter sofort alles Mögliche aus der Minibar an. Ein Cocktail? Champagner?
Weitere Kostenlose Bücher