Julia Collection Band 62
werden würde. Er hatte nicht vor, aus seinem Fürstentum zu fliehen.
Dennoch hatte Dr. Feldman recht, was Jodie und ihre Einstellung betraf. Die Freundschaft zu seiner Cousine war abgekühlt, als ihre unterschiedlichen Standpunkte immer deutlicher wurden. Sollte er etwas davon Suzanne gegenüber gestehen? Sollte er ihr die volle Wahrheit sagen?
Nein, noch nicht. Definitiv jetzt noch nicht.
Sein Gespräch mit Dr. Feldman hatte danach eine konstruktivere Richtung eingeschlagen. Er hatte von Suzanne und ihrem Anspruch erfahren, genauso wie ihm der ältere Mann auch von Suzannes Mutter Rose erzählte. Als Großmutter der kleinen Alice war ihre Position stärker als die ihrer Tochter.
Und da hatte er begonnen, eine Strategie zu entwickeln, die seinen Ratgebern an allen Fronten gefallen würde.
Es war nicht das erste Mal, dass Stephen von Rose Chaloner Brown Wigan, geborene Norton, gehört hatte. Der Bruder seines Vaters, Alex Rimsky, hatte ihm vor einigen Jahren ein Geständnis gemacht.
„Jodie ist meine leibliche Tochter, Stepan.“ Sein Akzent war auch nach dreißig Jahren in den USA immer noch deutlich zu hören, und er benutzte die russische Form von Stephens Namen. „Sie war das – nun, wie soll ich es ausdrücken – … das Ergebnis einer kurzen und bedauerlichen Liaison, gerade bevor ich Lisette kennenlernte. Jodie weiß nichts davon. Wir haben ihr von Anfang an erzählt, dass sie adoptiert sei, und das ist ja auch richtig.“
„Kompliziert!“
„Nicht wirklich. Die Adoption wurde durch offizielle Stellen abgewickelt, als ihre leibliche Mutter sie nach der Geburt freigegeben hat. Lisette wusste, dass sie niemals eigene Kinder haben konnte. Ein paar Jahre zuvor hatte es aus medizinischen Gründen eine Operation gegeben. Und Rose wollte kein Kind.“
„Das klingt sehr gefühllos.“
Alex hatte nur mit den Achseln gezuckt. „Sie war jung und schön und selbstsüchtig, und sie hatte große Pläne für ihr Leben. Nur der Teufel weiß, ob sie die jemals verwirklicht hat! Sie waren so unrealistisch. Aber wer konnte auch ahnen, dass ich einen solchen Erfolg haben würde? Rose hat mit Sicherheit nicht damit gerechnet. Sie betrachtete mich als einen armen, hoffnungslosen Immigranten, der für kurze Zeit ihre Sinnlichkeit geweckt hatte. Ich habe nicht den Hauch einer Idee, was aus ihr geworden ist.“
Und Alex Rimsky war im vergangenen Jahr kurz nach seiner Frau Lisette gestorben, ohne jemals zu erfahren, wie es Rose Norton ergangen war.
Der Tod ihrer Eltern hatte Jodie schwer getroffen, wie Michael Feldman Stephen gestern mitgeteilt hatte. Während seiner letzten Tage hatte Alex seiner Tochter die Wahrheit über ihre Herkunft gesagt. Jodie hatte daraufhin versucht, ihre leibliche Mutter zu finden. Außerdem wollte sie unbedingt ein eigenes Kind haben. Da sie Single war, entschloss sie sich zu einer künstlichen Befruchtung über eine Samenbank.
Als starke, charismatische Frau hatte Jodie in beiden Bereichen Erfolg gehabt – sie wurde schwanger und fand ihre Mutter. Dabei erfuhr sie auch von ihren beiden Halbschwestern. Die ältere dieser beiden Schwestern war die Frau, die ihm nun gegenübersaß und gerade der Kellnerin dankte, die das Essen servierte.
Stephen mochte sie schon jetzt. Sie war nicht schön im herkömmlichen Sinn, aber sie besaß eine Ausstrahlung, der er sich nicht entziehen konnte und die reizvoller war als jede oberflächlich perfekte Schönheit. Ihre grünen Augen kontrastierten so aufregend mit ihrer zarten Haut.
Ihr mittelbraunes Haar schmiegte sich in sanften Wellen an ihre Wangen. Ihr Outfit war gepflegt und hübsch – eng anliegende hellgraue Hosen, ein kurzärmliges cremefarbenes Stricktop, und eine zierliche Kette mit kleinen Jadesteinen passte hervorragend dazu. Bei genauerer Betrachtung zeigte ihre Figur großzügigere Kurven, als er zuerst gedacht hatte.
Ihr voller, sinnlicher Mund schien seinen Blick wie magisch anzuziehen, und auf ihrer Nase tanzten ein paar kleine goldene Sommersprossen. Die energische Linie ihres Kinns sagte ihm allerdings, dass er sie nur aufgrund ihres mädchenhaften Aussehens nicht unterschätzen sollte. Sie war keine Frau, die er nach Lust und Laune manipulieren konnte. Er musste vorsichtig vorgehen.
Ihre Liebe für die kleine Alice war offensichtlich. Sie zeigte sich im Schimmern ihrer Augen, im Lächeln ihres Mundes.
Diese Erkenntnis fesselte ihn und bestätigte ihm gleichzeitig, dass er auf dem richtigen Weg war, bei dem, was er zu tun
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