Julia Collection Band 62
Schokolade?
„Nichts, danke, Mom.“ Sie hatte etwas zu besprechen und ahnte, dass sich dabei die Laune ihrer Mutter deutlich abkühlen würde.
„Bist du dir sicher, Liebling?“, hakte Rose nach. „Wenn du etwas möchtest, was nicht hier ist, dann kann ich es bestellen.“
„Ich habe wirklich weder Hunger noch Durst.“ Sanfter fügte Suzanne hinzu: „Du weißt, dass sie eine Menge für diese kleinen Sachen berechnen, Mom.“
„Ach, wir begleichen das alles über Kreditkarte. Das ist kein Problem, Suzie, wirklich nicht. Wir zahlen das ohne Weiteres zurück, sobald dieser ganze rechtliche Kram wegen Alices Erbe über die Bühne gegangen ist.“
Es gelang ihr nicht ganz, ihre Vorfreude zu verbergen, doch sie bemühte sich ein wenig stärker, als sie das Stirnrunzeln ihrer Tochter bemerkte.
„Ich meine, als Alices neue Eltern“, fuhr sie in derart ernstem Tonfall fort, als würde sie eine öffentliche Rede halten, „kann man natürlich nicht von uns erwarten, wie … wie die Hottentotten zu leben.“
„Nein, Mom. Diesen Vorwurf kann man euch wirklich nicht machen.“
„Unsere Kleine wird durch ihre Erbschaft einmal sehr wohlhabend sein, und wir müssen anfangen, uns in den richtigen Kreisen zu bewegen, damit sie günstige Kontakte knüpfen kann. Perry und ich haben uns sehr ernsthaft darüber unterhalten und sind uns einig geworden, dass es so das Beste ist.“
„Ich bin froh, dass du dir über deine Prioritäten so im Klaren bist, Mom“, äußerte Suzanne. Nur jemand, der sie wirklich gut kannte, hätte den subtilen Hauch von Sarkasmus in ihrer Stimme bemerkt. Rose gehörte nicht zu diesen Menschen.
„Ja, natürlich. Perry und ich wissen, wie wichtig das ist.“
Sie blickte zu ihrem Ehemann hinüber, der in einem Sessel schlief – allerdings wie ein Alligator in einem Sumpf: Man konnte sich nicht sicher sein, ob er nicht nur so tat.
Suzanne wünschte sich, sie könnte sich darauf verlassen, dass sein Nickerchen echt war. Sie hatte diese bestimmte Mitteilung für ihre Mutter, und sie wollte das ohne Perrys Zutun hinter sich bringen.
Sie ließ sich auf einem kleinen Sofa nieder und holte einmal tief Luft. „Ich habe ein paar Neuigkeiten für dich, Mom, von denen ich hoffe, dass sie dich freuen werden.“
„Neuigkeiten? Was für Neuigkeiten?“ Weil sie einen gewissen Unterton aus den Worten ihrer Tochter herausgehört hatte, versuchte Rose, die Augen misstrauisch zusammenzuziehen, was aufgrund ihres kürzlich vorgenommenen Liftings nicht besonders gut gelang.
„Ich werde am Freitag heiraten, und ich möchte euch beide zur Hochzeit einladen.“ Wie ihre Mutter kurz zuvor, blickte Suzanne zu Perry hinüber, doch der rührte sich nicht.
„Du heiratest am Freitag! Aber das ist ja schon übermorgen!“ Rose stolzierte durch die Suite wie ein Star aus einer Seifenoper. Ihr Mund hatte sich zu einer verbissenen Linie geschmälert, während sie offensichtlich angestrengt nachdachte. Sie machte ständig auf ihren hohen Absätzen kehrt, die farblich auf ihren Hosenanzug aus Seidenimitat abgestimmt waren.
„Ich weiß, warum du das machst“, fauchte sie plötzlich.
„Du hast mich noch nicht gefragt, wer er ist.“ Suzanne fuhr in ihrer Rede fort, als wenn sie nichts gehört hätte. Das war die einzige Art, wie sie mit ihrer Mutter fertigwerden konnte.
„Es ist wegen des Babys. Und wegen Dr. Feldmans Vorstellungen von Stabilität und Elternschaft. Ich hatte geglaubt, du hättest es aufgegeben, diese blödsinnige Kluft zwischen uns aufzubauen, Suzie!“
„Ich baue keine Kluft auf.“
„Ich habe dir bereits gesagt, so muss es nicht sein. Meinst du, ich würde dich davon abhalten, das Kind zu sehen?“
„Sein Name ist Stephen Serkin.“
„Es wird nicht funktionieren, Schätzchen.“ Rose setzte sich neben Suzanne und legte ihr eine Hand aufs Knie. In ihren Augen glitzerten plötzlich Tränen. „Schau mal, du weißt, dass ich dich liebe.“ Ihre Stimme brach. „Du bist meine Tochter. Das ist keine Schlacht, und es verletzt mich, dass du beginnst, es so zu behandeln. Alice sollte zu mir kommen. Ich bin ihre engste Verwandte. Akzeptiere das.“
„Er ist vierunddreißig Jahre alt und Arzt“, erklärte Suzanne. „Er hat sich auf Kinderheilkunde spezialisiert, und er ist Jodies Cousin.“
„Was?“, zischte Rose. „Also handelt es sich um eine totale Verschwörung! Du hoffst, dass eine Halbtante und ein Cousin zusammen mehr zählen als eine Großmutter!“
„Es geht nicht darum,
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