Julia Collection Band 62
gedachte. Zuallererst und unabhängig von politischen Erwägungen brauchte ein Baby wie Alice Liebe.
„Suzanne Brown brennt darauf, Jodies Tochter zu adoptieren“, hatte Michael Feldman geäußert. „Und es ist ganz offensichtlich, dass sie sie liebt. Aber sie ist nicht die engste Blutsverwandte der Kleinen. Außerdem ist sie unverheiratet, hat keinen Lebensgefährten – und ich bin ein starker Befürworter von zwei Elternteilen.“
„Ja, das kann ich verstehen.“
„Ich habe niemals gutgeheißen, dass Jodie ohne Mann ein Baby haben wollte. Vielleicht hätte ich ihr das deutlicher sagen sollen. Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich allerdings, es sei nicht meine Aufgabe. Jetzt ist das anders!“
Mit einem hilflosen Kopfschütteln hatte er das Gespräch beendet.
Stephen hatte auch wenig zu erwidern gewusst. Er wollte seine Pläne noch niemandem offenbaren. Feldman schien nicht an die Zukunft zu glauben, an die sich Stephens Hoffnung klammerte.
Vielleicht glaubte niemand hier an diese Zukunft, doch er tat es, und er hätte sofort den Titel und den Thron in Besitz genommen, wie es sein Volk wollte. Es gab nur ein Problem: Er war nicht der rechtmäßige Erbe …
Allerdings bestand kein Anlass, noch länger zu zögern. Suzanne schaute ihn mit ihren großen grünen Augen an, während sie darauf wartete, das zu hören, was er ihr mitzuteilen hatte.
„Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, Suzanne“, begann er langsam. „Wir beide wollen nur das Beste für Alice. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie fast alles tun würden, um die Kleine als Ihre Tochter großzuziehen?“
„Natürlich würde ich das. Ich liebe sie. Im Moment ist es das Einzige, was mir wirklich wichtig ist.“
„Dann denke ich, dass wir heiraten sollten.“
2. KAPITEL
„Ich verstehe nicht, warum Sie das tun wollen“, erklärte Suzanne einige lange Minuten später. Sie nahm einen Schluck von ihrem Mineralwasser, um ihren plötzlich staubtrockenen Mund zu erfrischen.
Stephens Angebot hatte sie vollkommen überrumpelt, dabei war sie sich absolut sicher, dass es sich von seiner Seite nicht um einen spontanen Einfall, sondern um einen wohlkalkulierten Plan handelte. Er hatte ganz eindeutig schon länger darüber nachgedacht. Wie lange genau, wusste sie allerdings nicht. Seit seinem Treffen mit Dr. Feldman?
Seit fast zwei Monaten versuchte sie nun, einen Ehemann zu finden. Bislang ohne jeglichen Erfolg. Nun bot ihr dieser Fremde, Jodies Cousin, genau das, was sie brauchte, und sie zögerte, misstrauisch und skeptisch.
„Ist das wichtig?“, fragte er sie. „Spielen meine Gründe eine Rolle?“
„Natürlich tun sie das!“ Sie setzte das Wasserglas mit so viel Schwung auf dem Tisch ab, dass sich die kalte Flüssigkeit über ihre Hand ergoss. „Ganz offensichtlich würde dieses Arrangement mir entgegenkommen, aber was ziehen Sie daraus?“
„Dasselbe wie Sie, Suzanne.“ Er beobachtete sie sehr genau, seine Augen intensiv und unverwandt auf sie gerichtet. „Das Wissen, dass Alice dadurch die beste Möglichkeit auf eine glückliche Zukunft erhält.“
„Meine Mutter und ihr Ehemann planen, ihr genau das zu geben. Es ist ja nicht so, als ob Alice in ein Waisenhaus müsste oder etwas in der Art. Sie wird eine Mom und einen Dad haben, und damit ist alles bestens.“
„Wenn dem so ist, warum kämpfen Sie dann um das Sorgerecht?“
Darauf hatte sie keine Antwort. Sie saß einfach nur sprachlos da und fühlte sich, als habe sie jemand in ein Becken mit eiskaltem Wasser getaucht. Mit einer kurzen Frage hatte er ihr jeglichen Wind aus den Segeln genommen. Wenn sie tatsächlich glauben könnte, dass Rose und Perry Alice lieben und an die erste Stelle setzen würden, dann wäre sie nicht so verzweifelt darum bemüht, ihren Anspruch auf das kleine Mädchen zu untermauern, und Stephen Serkin-Rimsky wusste das nur zu gut.
Vielleicht sorgte er sich ja wirklich um das Kind seiner Cousine. Er hatte mit Michael Feldman geredet, und er war alles andere als dumm. Er verstand die Situation.
„Wo würden wir leben?“, äußerte sie vorsichtig.
Er blinzelte. „Nun … wo auch immer es für Alice am besten wäre.“
„Okay … ich habe noch mehr Fragen.“
Es war als Drohung gemeint, doch er lachte nur. „Ich verspreche nicht, dass ich auf alle eine Antwort habe.“
„Ich … ich muss darüber nachdenken.“ Suzanne spürte immer noch, wie das Blut in ihren Adern schneller pulsierte. Um ihre nervösen Hände zu beschäftigen, begann sie
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