Julia Collection Band 62
er hätte von Anfang an keine Chance gehabt.
Nachdem er Suzanne jetzt etwas besser verstand, wusste er, dass sie seinen Plan, Alice in ein unbekanntes Land zu bringen, um sie dort zur nächsten Thronanwärterin zu erziehen, niemals akzeptiert hätte.
Dabei hatte ich immer gehofft, dass Suzanne auch mitkommen würde, um unsere Ehe in etwas zu verwandeln, das wir um Alices willen beide respektieren könnten. Diese „vorteilhafte Verbindung“, die meine Ratgeber für mich wollen, hat eine ganz neue Bedeutung bekommen, seit wir uns kennengelernt haben. Kann es sein, dass sie das nicht versteht?
Er hatte keine Zeit, seinen Gedankengang zu beenden. Als das Telefon klingelte, griff er nach dem Hörer, in dem sicheren Glauben, dass es Suzanne sein würde. Hatte die Schwester ihr gesagt, dass er angerufen hatte? Musste sie mit ihm reden?
Aber es war gar nicht Suzanne, sondern Rose.
„Könnte ich bitte mit meiner Tochter sprechen, Stephen?“, säuselte sie in ihrem zuckersüßen Ton, und er war so verwirrt durch die Komplexität seiner Gefühle, dass er antwortete, ohne nachzudenken. „Es tut mir leid, Rose, aber sie ist nicht hier.“
„Ach du meine Güte, es ist also schon auseinandergebrochen!“
„Sie ist bei Alice im Krankenhaus.“
„Und warum sind Sie nicht bei ihr? Die meisten Neuvermählten, die ich gekannt habe, haben in ihren Flitterwochen förmlich aneinandergeklebt.“
„Ich habe gerade mit der Station telefoniert, um zu erfahren, wie es ihnen geht.“
„Was nicht nötig gewesen wäre, wenn Sie bei ihnen wären.“
„Sie haben recht, Rose. Ich sollte bei ihr sein. Sie will die ganze Nacht dortbleiben, aber sie muss sich ausruhen. Wenn Sie andeuten wollen, dass es meine Aufgabe ist, Suzanne davon zu überzeugen, dann stimme ich Ihnen zu.“
Am anderen Ende der Leitung erklang ein volles Lachen. „Sie sind süß, Stephen. Sie erinnern mich an Ihren Onkel. Aber das hier ist noch nicht vorbei.“
„Ich würde an Ihrer Stelle auch nicht den Fehler begehen, das zu denken.“ Er drückte seinen Finger auf die Gabel und unterbrach die Verbindung.
Eine halbe Stunde später erreichte er das Krankenhaus. Die Uhr zeigte fast elf, und auf der Frühgeborenen-Station war Ruhe eingekehrt.
Als er Suzanne erblickte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Sie sah wie ein Gemälde aus, eine „Madonna mit Kind“. Alice lag in ihren Arm gekuschelt, nahe ihrem Herzen, und das Licht warf goldene Schatten auf Suzannes Haar. Wunderschön! Es war eine ganz andere Art von Schönheit als die, die sie ausgestrahlt hatte, als sie sich liebten, aber sie berührte ihn mindestens ebenso stark.
Sie hatte ihn noch nicht bemerkt, denn sie schaute mit einem zärtlichen Ausdruck der Liebe auf das Baby hinunter. Stephen betrachtete die Szene einen langen Augenblick und wünschte sich, an Alices Stelle sein zu können.
Ich möchte noch nicht, dass sie mich sieht. Ich möchte das nicht zerstören.
Er musste sich räuspern, bevor er sprechen konnte. Sie hörte das verlegene Geräusch und blickte auf, und der weiche Ausdruck war sofort von ihrem Gesicht verschwunden, genau so, wie er es befürchtet hatte.
„Deine Mutter hat angerufen“, begann er. „Falls du beabsichtigst, unsere Ehe wegen dem, was heute Abend vorgefallen ist, aufzugeben, dann solltest du diese Entscheidung vielleicht noch einmal überdenken.“
„Ist das eine Drohung?“, wollte sie wissen. Ihre Stimme war leise, um Alice und die anderen Babys nicht zu wecken, doch die Intensität hätte nicht stärker sein können. Er hasste es, ihren Mund so verkniffen zu sehen und ihre Augen so hart. Hasste es noch mehr, weil er der Grund dafür war.
„Nein! Verdammt noch mal, wie konnten wir so schnell an diesen Punkt gelangen?“ Auch er sprach gedämpft, doch die Worte entrangen sich seiner Kehle nur mühsam. Er zog sich einen zweiten Stuhl heran und setzte sich zu ihr.
„Du bist derjenige, der über die Antwort auf diese Frage nachdenken sollte“, meinte sie.
„Ich habe darüber nachgedacht.“ Er klang wütend. „Ich habe über kaum etwas anderes nachgedacht, seit du das Penthouse verlassen hast. Du hättest in jedem Fall so reagiert, selbst wenn ich von Anfang an meine Karten offen auf den Tisch gelegt hätte.“
„Willst du etwa leugnen, dass du mich benutzt hast? Kannst du abstreiten, dass du mir ganz bewusst die Ehe ermöglicht hast, die ich brauchte, dass du mir immer wieder versichert hast, dass Alice an erster Stelle steht, damit ich dir
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