Julia Collection Band 62
gebe, was du willst?“
„Nein, ich leugne nichts von alldem. Aber ich habe nicht gelogen, als es darum ging, was wirklich wichtig ist. Alice steht an erster Stelle. Ihr Wohlergehen. Die Liebe, die sie braucht und verdient. Daran hat sich nichts geändert. Und an diesem Punkt scheinst du mir das, was ich möchte, nicht geben zu wollen. Also ganz ehrlich, damit ist alles, was ich getan habe, ohne großen Nutzen!“
Es kümmerte ihn nicht, wie kalt und herzlos das klang. Wenn sie Ehrlichkeit wollte, dann sollte sie ruhig die volle Ladung bekommen.
„Du bist absolut skrupellos, richtig?“, zischte sie. „Selbst jetzt ist es dir egal, dass du …“
Sie unterbrach sich, schaute nach unten und begann den kleinen Babykopf zu küssen. Er befürchtete, dass sie mit den Tränen kämpfte, und dieses Wissen ließ sein Herz heftig pochen.
„Es ist mir nicht egal“, presste er rau hervor. „Es geht mir um Alice und um dich. Gott, ich möchte dich nicht so unglücklich und wütend sehen, Suzanne! Gibt es denn keine Möglichkeit, einen Kompromiss zu finden? Ich habe doch nicht vor, sie dir wegzunehmen! Glaubst du, ich weiß nicht, wie sehr du Alice liebst? Könntest du dir nicht vorstellen, dass auch deine Zukunft in Aragovia liegt? Das ist es, was ich will. Verstehst du das nicht?“
„Meine Zukunft in Aragovia? In welcher Rolle?“
„Als ihre Mutter natürlich.“
„Und als deine Frau?“ Das Wort lag so bitter auf ihrer Zunge, dass er sich zurücklehnte und noch schlechter fühlte als zuvor. Er hatte den Eindruck, als habe er sie mit seinen eigenen Händen verletzt, und nun rächte sie sich. Der Gedanke an ihre Ehe schien ihr ganz eindeutig widerwärtig zu sein.
„Wir können jedes Arrangement treffen, das du willst“, flüsterte er unbeholfen in seinem Bedauern. „Meine Ratgeber erzählen mir seit Monaten, dass es besser wäre, wenn ich verheiratet wäre. In Aragovia hättest du viele Vorteile. Als Regent kann ich es mir nicht erlauben, ein skandalöses Privatleben zu führen, doch wenn wir diskret wären …“
„Diskrete Affären? Jedes Arrangement, das ich will?“ Ihre grünen Augen funkelten. „Wunderbar. Fantastisch. Es ist leicht für dich, großzügig zu sein. Weil ich ja einfach nicht wichtig bin, richtig? Ich bin Alices Mutter – zu dumm aber auch, dass Babys dieses unangenehme Bedürfnis nach Liebe haben. Doch in meiner Freizeit kann ich machen, was ich will! Mir ein Hobby zulegen zum Beispiel. Die Wohnung umgestalten. Ein paar Blumen dekorieren. Eine ‚diskrete Affäre‘ mit dem einen oder anderen Botschafter haben.“
Stephen hatte nicht geahnt, dass sich in diesen wunderschönen Augen so viel Wut ansammeln konnte, und plötzlich verlor auch er die Beherrschung.
„Ist dir eigentlich schon mal in den Sinn gekommen, dass du dich auch nicht viel anders verhalten hast? Dieses Zeug darüber, wie sehr ich dich benutzt habe! Du hast mich auch benutzt, Suzanne! Du brauchtest einen Ehemann. Du bist dieses Problem mit einer Willensstärke und Hartnäckigkeit angegangen, die schon an Besessenheit grenzte. Aber ich war ja bereit, und zu diesem Zeitpunkt wolltest du nichts anderes hören!“
„Das ist nicht wahr! Ich habe dich gefragt, worin deine Absichten und Gründe lagen, und du hast geantwortet, dass du es für Alice tun würdest. Blöd wie ich war, habe ich dir geglaubt und keine weiteren Fragen gestellt.“
„Vielleicht hättest du das tun sollen. Ich habe nämlich darauf gewartet. Du hast mir deine Fragen ja angedroht, doch dann kamen keine.“
„Ich war so glücklich. Um Alices willen. Ich dachte, wir bringen beide dasselbe Opfer, mit derselben Hoffnung in unseren Herzen, dass wir es schaffen würden.“
„Es ist ein Opfer, das vergeblich war, wenn wir uns jetzt trennen, Suzanne. Deine Mutter wartet nur darauf. Und sie hat vermutlich recht, wenn sie darauf hinweist, dass eine Ehe, die nach nur zwei Tagen schon in die Brüche geht, schlimmer auf Dr. Feldman und den Familienrichter wirkt, als wenn du gar nicht geheiratet hättest.“
„Sieht so ihr Plan aus?“
„So, wie sie es angedeutet hat – ja.“
„Oh, wie ich ihre Hinterhältigkeit verabscheue!“
„Das weiß ich. Du bist zu ehrlich, um so ein schmutziges Spiel zu spielen. Diese Eigenschaft bewundere ich an dir, Suzanne.“
„Was versprichst du dir davon, wenn du solche Dinge äußerst?“
„Nichts. Bitte glaube mir, dass ich nicht nur aus purer Berechnung handele.“
Doch Suzanne wollte das jetzt nicht
Weitere Kostenlose Bücher