Julia Collection Band 62
gegenseitig haltend, ineinander verschmelzend.
Er war hier, weil … Sie versuchte, an etwas Rationaleres heranzukommen als die Bruchstücke eines Traums, versuchte, sich wieder neu zu orientieren. Er war hier, weil …
Es spielt keine Rolle, entschied sie und ignorierte die Gründe. Es war nicht wichtig. Er war einfach da.
Dann erwachte sie allmählich aus ihrer Erstarrung, als sich zwei kleine Hände um ihr Bein legten und sich ein Gesicht an ihre Hüften presste.
„Oh mein Gott – Sam!“
Sie löste sich sofort von Patrick und kniete sich neben ihren Neffen, den sie fest umschlang. Es konnte höchstens eine Minute her sein, seit sie ihn abgesetzt hatte. Doch diese wertvollen Sekunden mit Patrick, Augenblicke, die außerhalb der Zeit zu stehen schienen, ließen das Ganze wesentlich länger wirken.
„Das Haus brennt“, meinte Sam mit sanfter Stimme. „Und Mommy ist nicht dabei!“
Cat musste lachen. „Sie ist nicht dabei?“
„Sie mag Feuer.“
„Freudenfeuer, Schätzchen. Oder Lagerfeuer. Nicht solche Feuer.“ Sie konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. „Ganz bestimmt nicht solche Feuer.“
Sam begann zu weinen, denn er hatte ihre Angst bemerkt. „Werden sie es wieder ganz machen, Tante Cattie?“
„Das hoffe ich, mein Süßer. Aber es wird wohl eine Weile dauern, bis wir wieder darin wohnen können.“
„Ist das Ihr Haus, Sir?“
Ein Feuerwehrmann in einer blaugelben Uniform kam auf Patrick zu.
„Nein. Ich bin nur ein Freund. Catrina?“
„Ich wohne hier“, sagte sie, während sie sich aufrichtete und zu dem älteren Mann trat. Sie holte einmal tief Luft. „Das Haus ist sozusagen in Familienbesitz.“
„Nun, wir haben den Brand jetzt unter Kontrolle“, bemerkte der Officer nüchtern. „Es hat ziemliche Schäden gegeben, aber die beschränken sich hauptsächlich auf die Umgebung um die Treppe und die Eingangshalle, wo der Brand anscheinend auch ausgebrochen ist. Im Obergeschoss hat allerdings der Rauch auch einigen Schaden angerichtet.“
„Das … das ist mir im Moment alles vollkommen egal. Tut mir leid, ich kann das alles noch gar nicht begreifen. Wo ist Pixie?“ Sie wandte sich an Patrick. „Du sagtest, sie sei sicher?“
„Die ältere Dame?“, fragte der Feuerwehrmann. „Sie wird zurzeit wegen einer Rauchvergiftung behandelt. Sie bereiten sie auf den Transport ins Krankenhaus vor.“
„Kann ich mitkommen? Pixie ist schwach und regt sich sehr leicht auf. Können Sam und ich …?“
„Nicht im Krankenwagen. Sie können mit uns fahren. Aber vorher müssten wir Ihnen noch ein paar Fragen stellen.“
Cat nickte stumm. Fragen. Natürlich. Sie konnte nicht denken, konnte einfach nur gehorsam den Instruktionen folgen.
Noch immer schockiert, kletterte sie in das Feuerwehrauto und nahm den Jungen auf ihren Schoß. Der Kleine wurde müde, und seine Augen wirkten glasig. Patrick stand hinter dem Wagen, da dies offensichtlich der ruhigste Ort war, den er finden konnte. Er telefonierte und schirmte das andere Ohr mit der Hand ab, um die Hintergrundgeräusche auszublenden.
Er schien vor Energie zu strotzen. Ruhelos und immer in Bewegung. Ein Schritt in die eine Richtung, drei Schritte wieder zurück. Er machte auf dem Absatz kehrt, schüttelte den Kopf und lief wieder hin und her.
Cat gab dem Officer nur zerstreut Auskunft: „Nein, im Haus gibt es keine Raucher“, und dann bemerkte sie zum ersten Mal Patricks Kleidung.
Shorts, die irgendwann wohl einmal kaki, und ein T-Shirt, das einmal weiß gewesen war. Beide Kleidungsstücke waren mit Schmutz übersät, und in der Mitte des T-Shirts befand sich ein großer Riss, der ein Stück von Patricks gebräuntem Waschbrettbauch freigab.
Als sie ihn beobachtete, hob er den Rand des Hemds an und wischte sich damit Schmutz und Schweiß aus dem Gesicht. Dann brüllte er irgendetwas, das sie nicht verstand, in sein Handy und ließ den verdreckten Stoff wieder fallen.
Mein Gott, warum sah er so ramponiert aus? In seinem Haar steckte ein kleiner Zweig, ein langer roter Kratzer verlief über seine Wange von der Schläfe bis zum Kinn, und seine Knie waren so schmutzig wie die eines Kindes, das im Dreck gespielt hatte.
„Wie ist Pixie aus dem Haus gekommen? Ist sie gesprungen?“, wollte Cat plötzlich von dem Officer wissen.
Er stoppte mitten im Satz und schüttelte den Kopf, und sie wusste schon, was sie nun hören würde.
„Ihr Freund hat sie herausgeholt, soviel ich weiß. Sie hat verdammt viel Glück gehabt. Ich muss
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