Julia Collection Band 62
bedanken, aber im Moment …“
„Das war doch selbstverständlich.“
Wieder überging sie ihn einfach. „Fahr bitte nach Hause und bring dich wieder in Ordnung. Sam und ich warten hier auf das Taxi.“
Er sah sie an und wusste nicht, ob er sich wegen ihrer Dickköpfigkeit ärgern sollte, ob ihr Misstrauen ihn verletzte oder ob er ihre Courage bewundern sollte. Sie wirkte so zart und zerbrechlich. Ihr Haar war wieder zu Zöpfen geflochten, und sie trug ein anderes dieser Tops und eine Jeans, die sie wie eine Sechzehnjährige aussehen ließen.
Sie und Sam würden in diesem Motel verschlungen werden. Wenn nicht von den Moskitos, die in den brackigen Wassern einer unerlaubten Müllhalde dort lebten, dann von den schmierigen Gästen.
Er kannte diese Sorte Motel. Diejenigen, die stundenweise dort abstiegen, taten das, um eine Art Sex zu haben, über die er lieber gar nicht nachdenken wollte, und die, die sich monatsweise einmieteten, waren entweder Dealer, Drogenabhängige oder Prostituierte.
Sie war ja so dickköpfig und stolz.
Wie ich.
Dickköpfig in Bezug auf andere Dinge. Stolz in einer Art und Weise, wie er es nie sein musste.
Trotzdem war es eine Gemeinsamkeit, eine Verbindung. Er erkannte das, auch wenn sie es nicht tat, und verdammt noch mal, er würde diese Verbindung oder jede andere, die er zwischen ihnen spürte, nicht aufgeben.
„Soll ich euch ein Taxi rufen?“
„Das kann ich selbst machen.“
„Willst du mir so lange Sam geben?“
Da sie nirgendwo in der Lobby einen Stuhl sah, akzeptierte sie widerwillig sein Angebot, und er verbuchte das als kleinen Triumph.
„Es könnte zu dieser Uhrzeit etwas länger dauern, bis ein Taxi kommt“, bemerkte er. Es war gerade eins vorbei.
„Ich schaff das schon.“
„Ich könnte dich bei dem Motel rauslassen.“
„Ich warte lieber. Du hast schon genug getan.“ Es klang wie ein Vorwurf, doch er ging nicht darauf ein.
„Ich rufe das Taxiunternehmen von meinem Handy aus an“, erklärte er stattdessen. „Und morgen früh fahre ich wieder ins Krankenhaus.“
„Du musst wirklich nicht …“
Diesmal ignorierte er es nicht.
„Hör zu, Cat. Ich habe heute Pixie aus einem brennenden Haus geholt.“
„Ich … ich weiß.“
„Es war keine besonders elegante Aktion, aber ich habe ihr das Leben gerettet. Du kannst so viele Beschränkungen auf unsere Beziehung legen, wie du willst, doch wenn man einem anderen Menschen das Leben rettet, dann entsteht da eine Verbindung, und das werde ich nicht ignorieren. Ich werde Pixie morgen besuchen, ob dir das nun recht ist oder nicht. Du kannst mir nicht verbieten, mich nach ihr zu erkundigen. Das wirst du doch wohl einsehen?“
Sie senkte die Augen, und es entstand ein kurzes Schweigen, dann nickte sie. Mein Gott, sie war so müde!
„Es tut mir leid, Patrick. In diesem Punkt hast du recht. Ich habe vollkommen übertrieben reagiert und entschuldige mich. Natürlich kannst du Pixie besuchen. Vielleicht sehen wir uns dann.“
Cat nahm Sam wieder auf den Arm, dann trottete sie zum Ausgang. Sie sah so müde aus, und Patrick fragte sich, was sie eigentlich aufrecht hielt – der reine Wille? Für einen Moment zog er die Möglichkeit in Betracht, Sam zu kidnappen, damit sie endlich Vernunft annahm und mit ihm nach Hause fuhr.
Ein wenig Dickköpfigkeit an einer Frau mochte er ja. Aber heute Nacht brauchten Cat und Sam ein Netz, das sie sicher auffing, und er vermutete, dass sie das auch bald merken würde. Wenn es so weit war, würde er zur Stelle sein. Bis dahin musste er akzeptieren, dass sie ihren eigenen Weg ging.
6. KAPITEL
„Okay, hier sind die Schlüssel. Nummer 225, Obergeschoss. Wir können Ihnen eine Wochenmiete geben, aber dann müssen Sie morgen bis spätestens zehn Bescheid sagen, oder Sie zahlen den vollen Preis. Schauen Sie nach, ob die Toilette verstopft ist, aber halten Sie dann bis morgen früh die Luft an, denn heute ist niemand hier, der sie reparieren könnte.“
„Aha.“ Cat nickte. Sie hatte ein ungutes Gefühl im Bauch.
„Einen angenehmen Aufenthalt.“ Die Worte waren so schal und unaufrichtig, dass die schlampige Frau, die hinter dem Empfang stand, sich auch kaum bemühte, den Mund richtig zu öffnen, um sie hervorzubringen.
Cat stieß mit der Schulter die knarrende Tür des Motels auf und trat hinaus, um sogleich von einem Schwarm Moskitos belästigt zu werden. Sie ignorierte diejenigen, die sich auf ihrem Gesicht, ihrem Nacken und ihren Armen niederließen, doch sie schlug
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