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Julia Collection Band 62

Julia Collection Band 62

Titel: Julia Collection Band 62 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Darcy
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nach denen, die Sam attackierten, und traf dabei unbeabsichtigt die Wange des Jungen. Der kleine Junge wachte augenblicklich auf, holte erschrocken Luft und fing an zu weinen.
    „Oh Schätzchen, es tut mir leid! Es tut mir leid! Ich hab nach den Mücken geschlagen, nicht nach dir.“
    „Wo sind wir?“
    „In unserem Motel, Süßer.“
    Cat trottete die schmutzigen und unebenen Betonstufen am Ende des Gebäudes hinauf und hörte lautes Gebrüll weiter hinten auf dem Weg. Von den unflätigen Beschimpfungen abgelenkt, stolperte sie fast über einen bewegungslosen Körper, der auf der obersten Treppenstufe lag. Sie vernahm ein schwaches Stöhnen und weitere Flüche, die in ein schweres Atmen übergingen. Der Gestank von abgestandenem Alkohol stach Cat in die Nase, und sie sah zu, dass sie schleunigst weiterkam.
    Auf ihrem Gang spähte sie automatisch in eine offen stehende Tür hinein und erblickte mehrere Menschen, die mit glasigen Augen auf dem Bett und dem Fußboden lagen und völlig apathisch auf den flimmernden Bildschirm des Fernsehers starrten. Ihr sank der Mut, und sie merkte, wie sie nahe daran war, zu verzweifeln. Im Krankenhaus hatte sie ganze fünfundvierzig Minuten auf ein Taxi warten müssen, sodass es jetzt fast zwei Uhr war. Dieser Ort ließ den Campingplatz, auf dem sie und ihre Schwestern gelebt hatten, wie ein Luxushotel wirken.
    Als sie den Weg zu den Zimmern weiter entlangging, bemerkte sie, dass der laute häusliche Disput genau aus dem Raum neben Nummer 225 drang.
    Oh Gnade! Sam, bitte schlaf ganz schnell wieder ein, bat sie ihren kleinen Neffen innerlich. Doch wie sollte er das tun? Er war jetzt hellwach, verwirrt, erschrocken und verängstigt.
    Mit flauem Gefühl steckte sie den Schlüssel in das billige Schloss ihres Zimmers, öffnete die Tür und wurde von einer Welle alten Zigarettenrauchs begrüßt. Unglücklich sah sie sich um und quälte sich selbst mit einer langen Litanei von Vorwürfen. Doch die halfen ihr auch nicht weiter. Dieser Ort war ihre einzige Möglichkeit gewesen.
    Ihre einzige Möglichkeit abgesehen von Patrick Callahan. Was würde Jill sagen, wenn sie erfuhr, dass Cat sein Angebot abgelehnt hatte, obwohl es um Sams Wohlergehen ging?
    Eine weitere Tirade voller Beschimpfungen und Flüche erklang aus dem Nachbarraum, und Sam begann zu schluchzen, diesmal nicht nur vor Müdigkeit, sondern vor allem aus Angst.
    Cat bemerkte Schritte hinter sich und drehte sich gerade rechtzeitig um, um in ein Paar strahlend blauer Augen zu blicken und eine vertraute Stimme zu hören, die ihr in einem Tonfall großen Überdrusses erklärte: „Um Sams willen, Cat, wenn auch aus keinem anderen Grund, wirst du jetzt mit zu mir kommen?“
    „Ja“, stammelte sie. „Gott ja. Ich komme mit. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist. Ich hatte gehofft, er würde durchschlafen. Sam, Schätzchen, wir bleiben nicht hier. Du musst keine Angst mehr haben.“
    Erleichtert küsste sie sein weiches dunkles Haar.
    „Gönnst du deiner Tante Cattie eine kleine Pause und kommst zu mir?“, fragte Patrick das Kind mit ruhiger Stimme. „Wir fahren jetzt zu mir. Lass den Schlüssel einfach im Zimmer, Cat. Du hast im Voraus gezahlt, stimmt’s?“
    Sie nickte.
    Patrick nahm den Jungen sicher und geübt auf den Arm. Cat bemerkte das und war überrascht. Irgendwie wirkte er nicht wie ein Mann, der sich mit Kindern auskannte.
    Vertrauensvoll kuschelte sich Sam in Patricks starke Arme, als wären sie eine weiche Matratze, und murmelte voll kindlicher Unschuld: „Du riechst gut. Wie Tannenbäume und Limonade.“
    Patrick lachte, und das blieb auch der dominierende Klang, den Cat im Ohr hatte, während sie diesen trostlosen Ort verließen. Nicht die ordinären Flüche der Fremden, sondern Patrick Callahans warmes, reiches Lachen.
    „Um diese Uhrzeit dürften es etwa zwanzig Minuten bis zu meinem Apartment sein.“
    Er hatte seinen Wagen direkt neben der Treppe geparkt, und von einem der Zimmer in dem anderen Teil des Motels aus betrachteten einige undurchsichtige Gestalten bereits mit Interesse den Porsche. Diebstahl? Vandalismus? Wie auch immer, Patrick ignorierte sie vollkommen und schien keinen Gedanken daran zu verschwenden, sie auf seine ausgeprägten Muskeln aufmerksam zu machen.
    Seine Muskeln, bedeckt von …
    Cat sog scharf die Luft ein, als sie in das teure Auto stieg. „Du hast dich umgezogen!“, stellte sie überrascht fest.
    Patrick trug dunkle Hosen und ein marineblaues T-Shirt. Beide

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