Julia Collection Band 62
kämpfte sich durch das Chaos um ihn herum. Die Eingangstür des Hauses stand nun sperrangelweit offen, und mit zwei enormen Wasserschläuchen bemühte sich die Feuerwehr, des Brandes im Innern Herr zu werden. Die ganze Umgebung war voller Bewegung, Gebrüll und uniformierter Leute. Eine Menschenmasse hatte sich auf der Straße versammelt und verursachte noch mehr Chaos, da sie die parkenden Autos der nun von dem Feuerwerk zurückkehrenden Zuschauer blockierte. Die Luft roch nach verbrannter Farbe, und das Licht wirkte absolut gespenstisch.
Doch von alledem nahm Patrick nichts wahr. Alles, was er in dieser Situation sah und hörte, war Cat, die immer noch durch einige Meter von ihm getrennt wurde. Cat. Liebste Cat.
Sie trug ihren Neffen und versuchte dabei, möglichst schnell den Bürgersteig entlangzulaufen. Als sie das Nachbarhaus erreichte, ließ sie den kleinen Jungen an sich hinabgleiten und wisperte: „Lauf, Sam, lauf jetzt für mich.“
Dann begann sie zu sprinten.
Patrick eilte ihr entgegen und rief schon von Weitem: „Es ist alles in Ordnung. Pixie ist nicht mehr im Haus. Sie ist sicher. Der Hund auch. Eine Nachbarin hat ihn bei sich. Aber deine Schwestern … deine Schwestern!“
Er überwand den letzten Abstand zwischen ihnen und zog sie in seine Arme, ohne überhaupt darüber nachzudenken, was er tat. „Deine Schwestern, Cat.“
Als sie sich berührten, zitterte er vor Erleichterung, dann vergrub er sein Gesicht in der Beuge ihres Nackens und zog sie fest an sich.
„Nein, es ist okay“, stammelte Cat. Auch sie zitterte und lehnte sich schluchzend an ihn. „Sie sind nicht hier. Sie mussten nach New York. Gott sei Dank, sie sind nicht hier!“
„Oh Cat, ja“, flüsterte er, während er ihr das Haar aus dem Gesicht schob und seine Hände ihre Schultern und Arme streichelten. Sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt. Er musste sich einfach selbst davon überzeugen, dass sie real war, indem er sie berührte und an sich drückte. „Und dem Himmel sei Dank, dass du und Sam nicht im Haus ward. Ich konnte aus Pixie keine Antwort herausbekommen. Sie war zu sehr in Panik. Und die ganze Zeit habe ich nur gedacht, was, wenn ihr noch im Haus seid? Der Gedanke an dich in all dem Rauch …“
Er küsste sie schon, bevor er auch nur wusste, dass er es tun würde, und kostete den süßen Geschmack ihrer Lippen, benutzte seinen eigenen Mund, um ihr Zittern zu stoppen. Oder vielleicht war es auch Cats Berührung, die ihn unter Kontrolle brachte.
Er dachte nicht weiter darüber nach. Er wusste nur, dass es gut war. So, als wäre der Kuss eine Bestätigung dafür, dass sie noch lebten, während der Schatten des Todes ihnen schon so nahe gewesen war.
Sie fühlte sich wundervoll an. Weich, geschmeidig und voller Leben. Patrick hatte noch die Bitternis des Rauchs im Mund, doch sie schmeckte süß wie frische Äpfel. Zum ersten Mal in seinem Erwachsenendasein hatte ein Kuss keine Planung, kein Ziel, keine Absicht. Es schien einfach nur richtig … und deshalb hörte er auch nicht auf.
Cat stöhnte vor Angst und Erleichterung. Während sie die Augen öffnete, die sie instinktiv beim ersten Kontakt ihrer Lippen geschlossen hatte, sah er, dass sie die Stirn runzelte, dass ihr Gesicht vor Stress ganz angespannt war. Er küsste ihre Brauen, ihre Schläfen, küsste die Anspannung fort und bemächtigte sich dann wieder ihrer Lippen.
Als ihr Zittern nachließ und sich ihr Atem normalisierte, löste er den Arm von ihrem Rücken und begann, ihr Kinn zu streicheln.
„Oh Cat …“ Er entfernte sich gerade so weit, dass er ihren Namen sagen konnte, dann zog er sie wieder hungrig an sich, schmeckte sie, berührte ihren warmen Körper, während ihn die Tragödie, die beinahe geschehen wäre, immer noch überwältigte.
„Lass mich nicht los, Patrick“, bat Cat ihn verzweifelt. „Lass mich bitte nicht los.“
Er hielt sie jetzt so fest, dass sie kaum atmen konnte, und dennoch war es nicht genug. Sie brauchte das. Brauchte ihn. Seine Männlichkeit. Sie brauchte die Tatsache, dass er stark und warm und lebendig war. Es schien so richtig, dass er jetzt an ihrer Seite stand, und sie wurde sich all der Male bewusst, die sie in den vergangenen zwei Wochen an ihn gedacht hatte, ohne es sich selbst einzugestehen.
Plötzlich wurde ihr auch klar, dass sie von ihm geträumt hatte. Vielleicht mehr als einmal. Und in diesen Träumen war es genauso wie jetzt gewesen. Dunkelheit, ein Gefühl von Chaos und sie beide, sich
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