Julia Collection Band 62
beschleunigte und sie kopflos machte.
Nein danke. Sie hatte das volle drei Monate mit Sams Vater erlebt und dabei festgestellt, dass dieser Unsinn über die Liebe nicht von Dauer war und nur blind für den wahren Charakter des Mannes machte.
Sie hatte auf Alan Jennings reagiert, weil all das bei ihm nicht der Fall war. Aber sie mochte ihn. Sie mochte seine vernünftige Lebenseinstellung, jetzt, wo sie ihre Träume von einer Karriere auf dem Eis aufgegeben hatte. Sie mochte seinen ständigen Fokus auf die Kinder und darauf, eine Sicherheit aufbauen zu wollen. Das war eine bessere Basis für eine Ehe als die schwarze Magie von Liebe und Anziehung und körperlichem Verlangen.
Konnte man nicht beides haben? Ihre Schwestern hatten ihr diese Frage gestellt.
Doch Jill glaubte nicht daran und setzte ihre ganze Zukunft auf diese Entscheidung. Ihre und Sams. Alan mochte Sam. Er sorgte sich sehr um ihn. Aufmerksamkeit fürs Detail nannte er das, und so wollte er auch sein Unternehmen aufbauen, wie er sagte. Jill konnte ihm das nicht verdenken. Sam schien Alan zu mögen. Er hatte sicherlich keine Abneigung gegen ihn, und Alan bemühte sich wirklich sehr. Doch jetzt kam es ihr in den Sinn, dass ihr Sohn Alan niemals als Vorbild oder Gefährten in irgendeiner Weise benutzt hatte. Plötzlich schien das ein Problem, trotz aller Vorteile, die sie ständig auflistete.
„Kaffee? Großartig. Danke, Jill.“
Gray schaute sie einen Moment unverwandt an, und plötzlich fühlte sie eine Woge des Verlangens in sich, die beängstigend war. Zur Hölle, hatte sie sich nicht gerade daran erinnert, dass sie nicht auf der Suche nach diesen elementaren Gefühlen war? Hatte sie nicht vier Tage damit verbracht, sie mit aller Macht zu bekämpfen?
Sie wollte sie nicht.
„Gern geschehen, Gray“, antwortete sie leicht und bewegte sich dann sehr bewusst von der Hitze seines Körpers weg.
Er schluckte seinen dampfend heißen Kaffee und verbrachte dann die nächsten drei Stunden damit, ihr alles über Zäune beizubringen. Sie hatte kaum Zeit, auch nur an Sam und Louise zu denken, die ihre fünf Mutterkühe zurück auf McCall-Land getrieben hatten und nun auf der Jagd nach vier weiteren waren. Ganz offensichtlich hatte Sam jedoch eine Menge Spaß dabei. Hin und wieder hörte sie seine hohe Stimme, wie sie exotische Anweisungen brüllte, als wäre das seine Muttersprache.
Auch Gray hörte ihn und unterbrach seine Arbeit mit einem neuen Zaunpfosten lange genug, um mit einem Grinsen auf den Lippen zu bemerken: „Er macht da einen guten Job, Jill.“ Seine Einstellung zu Sam schien etwas weniger steif und widerwillig als in den vergangenen Tagen zu sein.
„Ich denke, deine Mutter erledigt die meiste Arbeit“, widersprach sie. „Und die ganze Strategie.“
„Aber er schreit, wenn sie ihn dazu auffordert, und bleibt ruhig, wenn es erforderlich ist. Es ist nicht immer einfach, Kühe dahin zu bringen, wo du sie haben willst, vor allem nicht, wenn du dabei nicht auf einem Pferd sitzt. Diese Zaunstellen hier waren Stannards Aufgabe, und seit wir die Ranch gekauft haben, ist der Zaun kaputt. Die Kühe haben sich daran gewöhnt, nach Thurell Creek zu laufen, ohne dass ihnen etwas in den Weg kommt.“
„Warum ist das ein Problem? Das Land gehört euch jetzt doch auch.“
„Das schon, aber es ist nicht in besonders gutem Zustand. Ich habe im Frühjahr versucht, es zu verpachten, konnte jedoch niemanden finden, der es für kurze Zeit übernehmen würde. Es macht zu viel Arbeit. Auf manchen Teilen hat zu viel Vieh gegrast, und einiges wurde vernachlässigt. Da liegt Stacheldraht herum, an dem sich die Rinder verletzen können, und es gibt Unkraut, das sich ausbreitet und das sie nicht fressen sollen.“
Er überprüfte, wie weit der neue Zaunpfosten in der Erde steckte, und rammte ihn noch etwas tiefer, bis er zufrieden war. Jill hatte unterdessen ihren eigenen Job – sie schärfte das Blatt der Kettensäge mit einer zylindrischen Feile.
„Wenn ich über diese Ranch nachdenke, habe ich Angst.“ Gray schien seine Gefühle laut aussprechen zu müssen, so, als wenn er sie zu lange unter Verschluss gehalten hätte. „Das Anwesen gehörte den Thurells. Ron hast du ja kennengelernt.“
„Der Werkstattbesitzer?“
„Genau. Und dann gibt es noch seine Schwester C. J. und ihren Ehemann, die das Motel betreiben.“
„Das, was nicht gut für Sam gewesen wäre, als er krank war?“
Gray nickte. „Das Sagebrush. Rons Vater verlor die Ranch in einer
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