Julia Collection Band 63
Sweetheart?“
„Eigentlich gut. Aber mich hat jemand in der Nacht ein- oder zweimal geweckt.“
„Demjenigen tut es kein bisschen leid.“
„Mir auch nicht“, gab sie lächelnd zu. Schon wieder klingelte der Timer. Lisette lief zum Backofen, nahm das Blech heraus und stellte es vorsichtig zum Abkühlen auf ein Gitter.
„Wann schließt du heute?“
„So gegen vier, aber …“
„Ich hole euch dann um fünf, und wir essen alle zusammen auf der Ranch.“
„Cal …“
Er stellte seine Tasse ab. „Was ist denn, Lisette?“, fragte er, ging zu ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern.
Sie blickte nachdenklich zu ihm hoch. Er stand so selbstsicher vor ihr, plante ihre Hochzeit so, wie andere ein Barbecue planten. Irgendwie fühlte sie sich überrumpelt. „Cal, musst du nicht zurück zur Ranch? Kühe melken oder Pferde einfangen, oder sonst irgendwas?“
Er lachte. „Also gut, ich merke, du möchtest mich loswerden. Ihr Frauen seid doch alle gleich. Kaum seid ihr befriedigt, wollt ihr nichts mehr mit uns zu tun haben.“ Er küsste sie flüchtig und zog leicht an ihrem Zopf. „Wann kommen die Mädchen?“
„Maggie bringt Amie gegen acht, wenn sie Cosette und Lanie bei der Schule abgesetzt hat.“ Bis dahin waren es knappe zwei Stunden, und Lisette wollte in Ruhe eine Tasse Tee trinken. Sie hatte den Kopf so voll. Die Aufträge für Thanksgiving musste sie alle noch durchgehen. So etwas machte sie immer, bevor die Kunden ins Geschäft kamen.
„Also, ich hole euch dann gegen fünf.“
„Nein. Wir müssen etwas langsamer vorgehen.“
Calder zog die Augenbrauen hoch. „Ist es dazu nicht bereits zu spät?“
„Geh jetzt, du siehst, ich habe zu tun.“ Entschlossen drehte sie sich um und öffnete die Ofentür. Sie wollte nicht sehen, wenn er ging. Es würde ihr wehtun. Denn etwas Unmögliches war passiert: Sie hatte sich in Calder Brown verliebt.
„Ich habe keine Zeit“, empfing Lisette Calder, als er das Café betrat. Amie jedoch stürzte sich sofort in seine Arme. Er hob sie hoch und setzte sie sich auf die Schultern. Amie strahlte, als hätte sie das große Los gezogen.
„Wir gehen jetzt einkaufen“, erklärte er der verblüfften Lisette, nahm Amies Mantel vom Haken und reichte ihn der Kleinen. „Vergiss nicht, dass wir morgen eine Verabredung zum Dinner haben.“
„Ja, ich weiß.“
„Wie geht es dir, Sweetheart?“
„Sehr gut“, log sie. Denn ihr war wieder einmal schwindelig. Dazu kam noch diese Übelkeit. Aber wenn sie ihm das sagte, würde er jetzt nicht gehen.
„Gib uns noch einen Abschiedskuss, und dann sind wir auch schon weg.“ Er trabte mit Amie auf den Schultern zu ihr, beugte sich hinab und gab Lisette einen Kuss. Amie hielt sich an seinem Hals fest und quietschte vor Vergnügen. „Ich habe dich vermisst“, sagte er nur.
Lisette wusste ganz genau, was er meinte, denn ihr war es nicht anders ergangen. „So, jetzt raus mit euch. Ich habe zu tun.“
„Morgen kannst du dich ausruhen“, versprach Calder ihr, bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Amie drehte sich nicht einmal mehr zu ihrer Mutter um.
Mona seufzte. „Er ist ein wunderbarer Mann. Und so kinderlieb.“
„Ja, das stimmt.“
„Sie haben ein großes Glück.“
„Ja.“ Sie wusste das selbst. Welcher Mann würde denn eine Frau heiraten, die er kaum kannte? Welcher Mann würde sich so rührend um ihre Töchter kümmern? Welcher Mann würde so ein leidenschaftlicher Liebhaber sein, mit dem sie Gefühle erlebte, die sie nie gekannt hatte?
Aber Calder hatte ja keine Ahnung, was auf ihn zukam. Vater sein hieß Verantwortung für lange Zeit übernehmen. Ihre Ehe wäre mit Sicherheit zum Scheitern verurteilt. Es würde schon bald eine Scheidung geben, und was dann? Was würden die Folgen sein?
Wenn erst einmal der Alltag nach der Hochzeit einkehrte, würde Calder sich sehr bald langweilen und sich nach seinem aufregenden Junggesellenleben zurücksehnen. Er würde sie verlassen und sich in neue Abenteuer stürzen, während sie, die ihn noch immer liebte, mit ihrem Schmerz allein dasaß.
„Was soll denn der ganze Aufwand, Mac?“ Calder sah seinem Großvater dabei zu, wie er sieben Teller vom besten Geschirr auf den festlich geschmückten Tisch stellte.
„Niemand würde doch darauf kommen, dass wir so etwas lange nicht mehr gemacht haben, meinst du nicht auch, Cal?“, fragte Mac seinen Enkel, während er noch einmal kritisch die Gedecke überprüfte. „Also, ich werde hier am Kopfende
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