Julia Collection Band 63
sie hob die Arme und schrie. „Sie fängt schon wieder an.“
Da läutete die Türglocke, weshalb Grace aufstand und in die Diele ging. „Das wird Missy sein. Ich habe sie angerufen und ihr gesagt … oh, kommen Sie rein.“
Eine Männerstimme begrüßte Grace, und Suzanne wusste sehr gut, zu wem sie gehörte. Sie hätte von hier weg sein können, ohne sich von ihm zu verabschieden, wenn sie hätte aufbrechen können, wie sie es geplant hatte. Sie hasste Abschiede, vor allem, wenn sie eigentlich gar nicht fortwollte. Nein, sagte sie sich und richtete sich auf. Sie dachte nicht an Liebe und Romantik und daran, mit einem Rancher mit braunen Augen ins Bett zu gehen. Sie musste aus dieser verrückten Stadt heraus, ehe deren Zauber sie noch mehr gefangen nahm.
Melanie weinte weiter, und Suzanne konnte es nicht länger ertragen. Sie nahm das Baby auf den Arm. Melanie bekam einen Schluckauf.
Als Owen ins Zimmer kam, stellte er erleichtert fest, dass Suzanne das Baby auf dem Arm hielt.
„Guten Morgen, die Damen“, sagte er mit einem Lächeln, das Suzanne wünschen ließ, sie wären beide allein und hätten nichts an. Er sah die bedrückten Mienen der Damen und blickte zu Suzanne hin. „Was ist?“
„Nichts“, sagte sie. „Melanie ist heute Morgen etwas quengelig, das ist alles.“ Sie drehte sich so, dass das Baby seinen Onkel sehen konnte. „Siehst du? Und jetzt hast du auch keine Tränen mehr.“
„Hi, Süße“, meinte Owen und kam näher, um ihr über den Kopf zu streichen. „Du siehst müde aus.“
„Mel oder ich?“, fragte Suzanne und versuchte, unbeschwert zu klingen.
„Mel“, sagte Owen. Seine Hand berührte kurz Suzannes Schulter.
„Wir haben keinen guten Morgen“, verkündete Louisa endlich, weshalb Owen zu den Damen sah, die um den Tisch saßen. Grace stand an der Anrichte und schenkte Owen eine Tasse Kaffee ein.
„Suzanne fährt früher ab“, sagte sie. „Setzen Sie sich einen Moment, Owen, und sehen Sie zu, ob Sie uns helfen können, ihr das auszureden.“
„Sie fährt ab?“ Er wandte sich an Suzanne. „Was heißt das?“
„Ich … ich dachte nur …“, stammelte Suzanne.
„Ja?“, fragte Owen und nahm eine Kaffeetasse von Grace entgegen. „Was ist los?“
„Sie will abreisen“, sagte Ella. „Ich nehme an, Bliss gefällt ihr nicht.“
„Es ist eine wundervolle Stadt“, sagte Suzanne und strich über den Rücken des Kindes. „Mir ist aber, als wäre das alles hier nicht wirklich und echt.“
„Natürlich ist es wirklich“, gab Ella zurück. „Wovon reden wir denn?“
„Wenn Suzanne fahren muss, hat es keinen Sinn, ihr das auszureden“, sagte Owen. Er stellte seinen Kaffee auf den Tisch und streckte die Arme nach seiner Nichte aus. „Da, ich nehme sie. Wir müssen sowieso wieder zurück zur Ranch.“
Suzanne wollte Owen das Kind geben, aber Melanie hatte eine andere Idee. Sie zappelte herum und legte den Kopf an Suzannes Schulter.
„So war sie schon die ganze Nacht“, erklärte Suzanne. „Wir haben viel Zeit zusammen im Schaukelstuhl verbracht.“
„Ihre Arme müssen ja gleich abfallen““, sagte Grace und sah zu Owen. „Das Baby hat Suzanne keine fünf Minuten aus den Augen gelassen.“
Owen versuchte noch einmal, Suzanne das Kind wegzunehmen, aber Melanie protestierte derart lautstark, dass er keine andere Wahl hatte, als sie bei ihr zu lassen.
„Tut mir leid“, sagte Suzanne. „War sie früher auch schon so?“
„Nicht allzu oft.“
„Vielleicht kommt sie jetzt in eine neue Phase“, meinte Grace. „Meine Kinder waren genauso. Sie schrien und brüllten die Leute an, die sie eine Woche zuvor noch angelächelt hatten. Das geht nach einer Weile von selbst vorbei.“
„Und was soll ich in der Zwischenzeit tun?“, fragte Owen.
Ella gab die Antwort. „Suzanne mit nach Hause nehmen.“
„Wie bitte?“
„Ist doch ganz einfach“, erklärte Ella. „Suzanne geht mit Ihnen nach Hause und bringt Melanie zu Bett. Sobald sie schläft, kann Suzanne ja fahren.“
„Dann müssten wir mit zwei Wagen fahren, damit ich hinterher gleich loskann“, sagte Suzanne. „Und Mel wird wieder weinen, wenn Owen sie zu sich in den Wagen nimmt.“
„Ich könnte den Kindersitz in deinen Wagen stellen“, meinte Owen. „Falls es dir nichts ausmacht, mit uns zu kommen. Wann geht dein Flug?“
„Um sechs Uhr achtunddreißig. Morgen früh.“
„Ella“, meinte Louisa leise, „du bist brillant.“
„Stimmt“, pflichtete Grace ihr bei. „Das sollte
Weitere Kostenlose Bücher