Julia Collection Band 63
ansehen, oder willst du draußen ein paar Fotos machen? Wenn du bleiben willst, kann ich Kaffee kochen. Und wir können versuchen, Mel ein Schläfchen machen zu lassen.“ Das Baby patschte in sein Gesicht und kreischte, als hätte es ihn verstanden.
„In Ordnung“, meinte Suzanne, obwohl sie wusste, dass sie besser zurück in ihren Wagen käme und von hier wegfahren sollte. Sie hatte keinen Grund, hier zu sein. Owen Chase war ein Mann, der eine dauerhafte Beziehung suchte und eine Frau, die bei seinen Nichten die Mutterrolle übernehmen konnte. Diese Frau war sie nicht.
Sie hatte einen tollen Job, ein gutes Treuhandvermögen und ein gebrochenes Herz. Sie hatte keinen Grund, einen Rancher aus Montana anzuschmachten, der mehr Verantwortung trug als jeder andere Mann, den sie kannte. Sie hatte keinen Grund, in Bliss bleiben zu wollen, ganz gleich, wie lustig es hier während des Festivals war. Und heiraten wollte sie auch nicht.
Und sie wollte sich auch nicht die Wahrheit eingestehen, weshalb sie ihre Jacke auf einen Haken an der Tür hängte und Owen in die Küche folgte.
„Meinst du wirklich, dass es klappt?“ Suzanne stand neben Owen in Melanies rosaweißem Zimmer, als sie sah, wie das Baby in seinem Bettchen zappelte. Seine Augen waren voller Tränen, und der Mund verzog sich, als es die Erwachsenen auf der anderen Seite der hölzernen Stäbe ansah. „Sie sieht nicht so aus, als wollte sie schlafen.“
„Sie zappelt nur, wenn sie müde ist oder zahnt“, erklärte Owen. „Sei nicht überrascht, wenn sie uns gleich anschreit.“
Suzanne streichelte das Kind und unterdrückte ein weiteres Gähnen. Auch eine Tasse von Owens starkem Kaffee hatte ihr nicht die nötige Energie verschafft, die sie brauchte, um wach zu bleiben. Sie deckte das Kind zu. „Ich bleibe eine Weile bei ihr, um zu sehen, ob es ihr gut geht.“
„Sie schläft in fünf Minuten“, sagte Owen. „Ich mache uns etwas zu essen.“
„Okay.“ Melanie schien glücklich zu sein, wenn man ihren Bauch streichelte. Sie brabbelte vor sich hin und genoss es offensichtlich, dass Suzanne bei ihr blieb.
Als Suzanne aufhörte, das Baby zu streicheln, riss es sofort wieder die Augen auf.
„Ich bin ja da“, sagte Suzanne sanft. Sie setzte sich auf die Kante des Doppelbetts, neben dem das Kinderbett stand, und stellte sich vor, wie Owens Schwester hier als kleines Mädchen geschlafen hatte. Das Zimmer hatte eine verblichene rosa Tapete, weiße Spitzengardinen und weiße Möbel.
Melanie schloss die Augen nicht sofort wieder, weshalb Suzanne sich so auf das Doppelbett legte, dass das Baby und sie fast auf gleicher Augenhöhe waren. „Siehst du? Ich schlafe jetzt mit dir.“ Sie hatte gesehen, wie ihre Schwester mit ihren Babys das Gleiche gemacht hatte, aber Suzanne wurde erst jetzt so richtig bewusst, wie müde sie war, nachdem sie sich die ganze Nacht lang um das Baby gekümmert hatte.
Als Melanie sich entspannte und die Augen schloss, tat Suzanne das Gleiche. Nur eine Minute, sagte sie sich. Nur ein paar köstliche Augenblicke lang würde sie die Augen schließen und sich ausruhen. Dann würde sie mit Owen zu Mittag essen und ihm Auf Wiedersehen sagen.
Sie kuschelte sich in die Kissen und dachte an die letzte Stunde, Owen hatte ihr den ersten Stock seines Hauses gezeigt; eines soliden Hauses, das überraschend sauber war. Sie fragte sich, ob er jemanden angestellt hätte, der ab und zu käme und die Hausarbeit machte. Die Fußböden waren aus Pinienholz, die Wände waren elfenbeinfarben gestrichen, und am Ende des großen Wohnzimmers befand sich ein Kamin aus Feldsteinen. Ein großer Ruhesessel aus Leder stand davor. Die alten braunen Möbel sahen gemütlich aus; an den Wänden hingen Familienfotos. Die Vorhänge an den Fenstern waren zerschlissen, und das Blattmuster war schon ziemlich vergilbt.
Suzanne glaubte, den Wind zu hören, war aber zu müde, um die Augen zu öffnen. Stattdessen schlief sie ein und träumte von älteren Damen, die ihr zum Abschied nachwinkten, als sie in einem weißen Kleid auf einem wilden Pferd zu Owen Chase ritt.
Man hatte Owen gelehrt, nie ein schlafendes Baby zu wecken. Und er hatte gelernt, dass man diesen Rat eigentlich immer befolgen sollte.
Was aber war mit einer schlafenden Frau? Eine, die nach Great Falls fahren wollte. Eine, die nicht wusste, dass der angekündigte Schneesturm da war und dass dichter Schnee fiel. Und da sie sowieso nicht bei einem solchen Schneesturm abfahren konnte, warum sollte er
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