Julia Collection Band 63
trafen.
Vielleicht hatten ja die alten Damen recht, und diese Kuppelei funktionierte tatsächlich. Er hatte beobachtet, dass die Damen sehr zufrieden dreinschauten, als er in seinen Wagen und Suzanne mit dem Baby in ihren stieg. Er musste Ella Bliss für diese Idee danken. Er würde Suzanne sein Haus zeigen, was so ziemlich alles war, was er zu bieten hatte. Natürlich hatte er nichts dagegen, für ein paar Stunden Gesellschaft zu haben …
Er hatte Suzanne denken lassen, dass er sie brauchte. Was vermutlich auch die Wahrheit war.
Und er würde auch nichts vom Schneesturm sagen. Zumindest nicht sofort.
Natürlich war die Ranch von geradezu bilderbuchhafter Schönheit. Allerdings erwies es sich als unmöglich, Fotos zu machen, während Suzanne das Kind auf der Hüfte trug. Sie wollte es später noch einmal probieren, wenn sie Melanie ins Bett gebracht hatten. Und wenn sie dann ihre Fotos gemacht hatte, würde sie in ihren Wagen einsteigen und nach Great Falls in ein Motel am Flughafen fahren.
Die Chase-Ranch dehnte sich aus, so weit das Auge reichte. Am Ende eines langen Weges, der von der Landstraße abging, lag das „Haupthaus“, wie Owen es nannte, dazu kamen Nebengebäude verschiedener Bauart, Größe und unterschiedlichen Alters. Ein paar Pferde tänzelten in einem verschneiten Korral.
„Kannst du reiten?“, fragte Owen.
„Oh ja.“
„Darauf wäre ich nicht gekommen.“
„Ich habe jahrelang meine Sommerferien auf einem Reiterhof verbracht. Nachdem meine Eltern gestorben waren, haben meine Tante und mein Onkel versucht, mich immer zu beschäftigen.“
„Und wie fandest du es?“
„Ich habe es geliebt.“ Suzanne beugte sich zum Gatter. Das Kind schien die Kälte nicht zu bemerken; sein rosa Mützchen bedeckte die Ohren, und die Ärmel der Jacke waren über die winzigen Hände gestülpt. „Was ist mit Darcy? Lebt sie gern hier draußen?“
„Es war schon immer ihr Zuhause“, meinte Owen. „Manchmal überlege ich, in der Stadt eine Wohnung zu suchen, damit Darcy näher bei ihren Freundinnen und der Schule ist – ich könnte zum Arbeiten hier rausfahren –, aber Darcy will davon nichts hören. Sie hatte schon genug Änderungen zu verkraften.“
„Sie muss dich sehr lieben.“
Er zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht viel davon, wie man Mädchen großzieht, aber ich tue mein Bestes.“
„Da bin ich ganz sicher.“ Er war ein Mann, der seine Pflicht tat und Versprechen hielt. Auch wenn das bedeutete, dass er sich um zwei Kinder kümmerte, die nicht seine eigenen waren.
Owen wandte sich von den Pferden ab. „Komm rein, und ich zeige dir das Haus.“
„Kann ich Fotos machen?“ Sie wollte zumindest so tun, als würde sie noch arbeiten. Es war eine gute Ausrede angesichts der Erinnerung an die Umarmung letzte Nacht und der Spannung, die jetzt wieder zwischen ihnen lag.
„Tu, was du willst.“ Er nahm Melanie von Suzannes Arm, und das Kind gab keinen Protestlaut von sich, sondern lächelte und griff nach Owens Nase. „Aber lass uns aus der Kälte gehen.“
„Du kleiner Stinker.“ Suzanne lachte, weil das Kind so still blieb. „Du hast uns die ganze Zeit etwas vorgespielt.“
„So ist sie nun mal“, erklärte ihr Onkel. „Sie setzt sich etwas in den Kopf und lässt einem keine Ruhe mehr.“
Suzanne unterdrückte ein Gähnen. Sie waren nun dicht beim Haus, einem großen zweistöckigen Gebäude. Suzanne folgte Owen auf die rückwärtige Veranda, von wo man die Nebengebäude und die größte Scheune überblicken konnte.
„Tut mir leid, dass sie dich letzte Nacht wach gehalten hat“, sagte Owen und suchte nach seinen Schlüsseln. Er schloss die Hintertür auf und öffnete sie. „Pass auf, dies ist der sogenannte Drecksraum. Pass auf, dass du nicht über meine Stiefel oder Werkzeuge stolperst.“
Als er das Deckenlicht anknipste, sah Suzanne, was Owen meinte. Der Raum wirkte wie ein geeigneter Platz, an dem man alles Schmutzige aufbewahren konnte, was Owen nicht im übrigen Haus haben wollte. Auch ein Sattel lag in der Ecke, und einige Seile hingen von einem Haken in der Nähe eines großen Schranks. Was die herumliegenden Sachen betraf, so hatte Owen übertrieben, denn seine Stiefel waren ordentlich an der Wand aufgestellt, und das einzige Werkzeug, das Suzanne sah, hing an einer anderen Wand über einer langen Bank.
„Soll ich meine Schuhe ausziehen?“
„Das hängt davon ab, wie lange du bleibst.“ Er lächelte sie an. „Willst du es dir bequem machen und das Haus
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