Julia Collection Band 63
womöglich eigenen Sohn vertrieb alle dunklen Wolken.
Amie sah ihn an. „Wenn es deine Schuld war, dann musst du jetzt sagen, dass es dir leidtut“, meinte sie ernst.
Er lächelte und versuchte, wie ein Kind zu sprechen: „Es tut mir leid. Ganz bestimmt“, bekräftigte er.
„Können wir nicht beim Thema bleiben?“, fragte Lisette nervös. Aber als in diesem Moment die Glocke an der Ladentür anschlug und Kundschaft ankündigte, stand sie geschäftsmäßig auf.
„Ich würde dich und die Mädchen gern zum Essen einladen“, sagte er schnell, bevor sie enteilen konnte. Sie hatte ihm schon einmal einen Korb gegeben, aber irgendwann würde es sicher klappen.
Amie war gleich Feuer und Flamme. Aber Lisette schüttelte den Kopf. „Nein danke“, wies sie ihn kurz angebunden zurück.
Er verlegte sich aufs Betteln. „Mac würde sogar für dich kochen. Und er ist schon ein alter Mann und könnte jeden Tag sterben. So viel Zeit bleibt dir gar nicht mehr, seine Einladung anzunehmen.“ Wenn sie jetzt nicht zusagte, dann hatte sie ein Herz aus Stein.
„Calder Brown“, sagte eine schneidende Stimme hinter ihm, „machst du hier Scherze auf Kosten deines Großvaters? Oder ist MacKenzie tatsächlich todkrank?“ Calder drehte sich erschrocken um und entdeckte Ella Bliss.
„Wieso? Als ich ihn vorhin verließ, erfreute er sich allerbester Gesundheit.“
„Ich denke, du hast bei deiner Mutter etwas Besseres gelernt, als über den Tod deines Großvaters zu scherzen“, rügte sie ihn. Sie war jetzt wirklich böse auf ihn.
Ihre Schwester, die runde, immer gut gelaunte Louisa, rettete ihn. Sie winkte ihm freundlich zu und rief: „Wie geht es deiner Mutter, Calder? Lebt sie immer noch im sonnigen Kalifornien? Aber zu Thanksgiving wird sie doch sicher kommen, oder?“
„Ja, Miss Louisa, soweit ich weiß.“ Ihm dämmerte, dass seine Mutter ihm was erzählen würde, wenn Lisette sein Kind erwartete und er sie nicht so bald wie möglich heiraten würde. Hm, noch eine Komplikation, mit der er rechnen musste.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragte Lisette die zwei Schwestern. Calder sah, dass sie nur mühsam ein Lachen unterdrücken konnte. Er musste sie unbedingt noch darüber aufklären, dass mit den Zwillingen nicht zu spaßen war.
„Ich hätte gerne eine Tasse Jasmintee“, sagte Louisa prompt. „Ich habe gesehen, dass Sie ihn jetzt anbieten.“
„Ja, ich lese jeden Tag die Vorschläge meiner Kunden in dem kleinen Kasten, den ich aufgestellt habe. Ich möchte doch, dass sich alle Gäste wohl bei mir fühlen.“
„Lou, wir haben jetzt gar keine Zeit, um Tee zu trinken“, ermahnte ihre Schwester sie. „Du weißt doch, dass unsere Kartenrunde heute bei uns stattfindet und wir hier nur den Kuchen dafür besorgen wollten. Was können Sie uns denn Gutes empfehlen, Lisette?“
Calder wandte sich wieder Amie zu, die ihn am Ärmel zupfte. Sie wollte ihm unbedingt ihr Kunstwerk zeigen. „Hm, ein lilafarbenes Pferd. Die mag ich am liebsten, denn die laufen am schnellsten.“
Amie lächelte glücklich. Sie war in der Tat eine Miniaturausgabe ihrer Mutter. „Ich mag die auch am liebsten“, zwitscherte sie.
Miss Ella trat an ihren Tisch und schaute sich interessiert das Kunstwerk an. Calder hätte sich das denken können. Schließlich steckte Ella Bliss ja immer die Nase in anderer Leute Angelegenheiten. „Hm, seit wann bemalst du Bilderbücher, Cal? Heißt das vielleicht, dass du auf diese Weise Mrs Harts Nähe suchst?“
Er schüttelte bedauernd den Kopf. „Alles zwecklos, Mrs Hart will leider nichts von mir wissen. Haben Sie vielleicht eine Idee, Miss Ella, wie ich sie umstimmen kann?“, fragte er und setzte sein charmantestes Lächeln auf.
„Du nimmst mich wohl wieder auf den Arm, du Schlingel, was?“, entgegnete sie laut, beugte sich zu ihm hinab und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich glaube, sie ist nicht die Richtige für dich.“
„Nein wirklich? Oh, helfen Sie mir doch, Miss Ella. Ich wäre für jeden Rat dankbar.“
Ella richtete sich wieder auf und verdrehte die Augen. Calder Brown war unverbesserlich. Doch als sie dann sah, dass Louisa die günstige Gelegenheit nutzte, um sich Berge von Süßigkeiten einpacken zu lassen, vergaß sie ihn und lief zu ihrer Schwester.
„Die sieht aus wie eine Hexe“, flüsterte Amie Calder zu.
„Ist sie aber nicht. Und wenn sie es wäre, hätten wir doch keine Angst, oder?“, fragte er leise.
„Nein.“ Zufrieden blätterte Amie ihr neues Buch durch.
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