Julia Collection Band 63
wusste.
Dann gab es noch eine weitere Möglichkeit: Er konnte die Vaterschaft abstreiten. Lisette wäre das vielleicht ganz recht, denn sie schien gar kein Interesse daran zu haben, die Beziehung mit ihm fortzuführen. Aber sogleich verwarf er diesen Gedanken. Sein Kind würde er nicht verleugnen, selbst wenn es ein Mädchen würde.
Calder fuhr gleich auf den Parkplatz hinter der Bäckerei. Dann rannte er die Treppe hoch und klopfte an, bereit, sich seinem Schicksal zu stellen.
Nichts rührte sich hinter der Tür. Er lief die Treppe wieder hinunter, ging um das Haus herum und spähte durch die hell erleuchteten Fenster des Cafés. Da sah er sie. Mit schwungvollen Bewegungen reinigte Lisette die Glasvitrine. Plötzlich schien sie seinen Blick zu spüren, denn sie hielt in ihrer Arbeit inne und sah ihn direkt an. Er hob die Hände in einer Geste, die sie sofort verstand.
Sie zögerte einige Sekunden, ehe sie bestätigend nickte, und in diesem Moment hatte Calder Brown das Gefühl, ihm bliebe das Herz stehen.
9. KAPITEL
„Du musst mir nicht helfen“, sagte Lisette, während sie mehrere Kuchenkartons auf einmal aus ihrem Auto hob und sich bemühte, sie waagerecht zu halten.
„Ja, ich weiß“, entgegnete Calder und nahm ihr die zwei obersten Kartons ab. „Du kannst alles allein.“
„Das stimmt auch“, gab sie zurück.
Aber Calder ließ sich nicht beirren. In nur zwei Stunden würde der Empfang stattfinden, dann musste Lisette das Büfett aufgebaut haben. Die Zeit war ziemlich knapp bemessen.
Lisettes Töchter halfen mit, die Sachen, die sie zum Dekorieren brauchte, hinüber zum Festsaal des Blue Bell zu tragen. Lisette betrat als Erste durch einen Seiteneingang den großen Raum. Calder folgte ihr und fragte sich ein wenig amüsiert, wie er nur in diese Situation geraten war. Ihm blieb allerdings gar nichts anderes übrig, denn Lisette weigerte sich beharrlich, mit ihm zu sprechen, bevor sie ihre Arbeit erledigt hatte. Also lehnte er sich wartend gegen eine Wand und schaute ihr interessiert zu. Sie arbeitete schnell und effizient und schien erst zufrieden, wenn alles so perfekt war, wie sie es sich vorgestellt hatte.
„Möchtest du, dass deine Feier hier auch stattfindet?“, fragte er unvermittelt. Dieser Anbau war wie ein Blockhaus aus dicken Bohlen gezimmert, und die Fenster waren nur aufgemalt. Erhellt wurde alles durch starke Scheinwerfer. Bunte Lichterketten lockerten das rustikale Ambiente ein wenig auf.
„Von welcher Feier sprichst du?“, fragte Lisette, ohne aufzublicken.
„Von unserer Hochzeitsfeier.“
Lisette tat so, als hätte sie ihn nicht gehört. „Ich denke, dass hier die Hochzeitstorte hinsoll“, sagte sie und stellte die Kuchenkartons auf einen Beistelltisch. „Weil Mona die Bestellung aufgenommen hat, bin ich etwas …“
„Sweetheart, weich mir nicht aus.“ Er löste sich von der Wand, ging zu ihr hinüber und nahm ihre Hände in seine.
„Halt mich doch jetzt bitte nicht auf“, sagte sie nervös, entzog ihm aber nicht die Hände. Calder sah sich verstohlen um. Die beiden Mädchen standen in einiger Entfernung, packten neugierig die Dekorationen aus und schwatzten munter.
„Schenk mir nur einen winzigen Moment, Lisette“, beschwor er sie, hob ihre Hände an die Lippen und küsste zärtlich die Fingerspitzen. Calder hatte damit gerechnet, dass sie sich sofort von ihm losreißen würde, aber sie hielt still und sah ihn nur aufmerksam an. „Hm, du schmeckst nach Zuckerguss“, murmelte er lächelnd.
„Nein, nach Buttercreme. Ein Sonderwunsch der Braut.“
„Das schmeckt gut.“ Calder fuhr noch einmal mit den Lippen über ihre Fingerspitzen. „Sag mir, Lisette, wann wirst du mich heiraten?“
„Ich kann nicht …“
Und plötzlich lagen seine Lippen auf ihrem Mund. Da er ihre Hände immer noch festhielt, konnte sie ihm nicht davonlaufen. Der Kuss, der zärtlich begann, wurde leidenschaftlich. Wie immer brauchte es zwischen ihnen nur den ersten Funken, bis sie beide hell entflammt waren. Sie erwiderte seinen Kuss mit einer Hingabe, die ihn erstaunte. Es war, als hätte sie genauso sehnsüchtig auf diesen Augenblick gewartet wie er.
„Mommy, wo soll der Bräutigam hin?“, erklang hinter ihnen eine helle Kinderstimme.
Beide fuhren sie wie ertappt auseinander. „Der kommt nachher oben auf die Torte, Liebling!“, antwortete Lisette.
„Ins Bett der Braut, wohin denn sonst. Was meinst du?“, flüsterte Cal Lisette zu.
„Es gibt keine Braut, kein Bett und
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