Julia Collection Band 66
erreicht, Cade.“
„Ich hatte großes Glück“, sagte er leichthin, als wäre es gar nicht sein Verdienst. „Das Haus ist noch im Bau, ich wohne nicht dort. Ich möchte in sechs Räumen Wandgemälde haben.“
„Cade, wir verschwenden unsere Zeit“, sagte sie und seufzte. Wie könnte sie für ihn arbeiten, wenn sie es kaum einen Abend lang mit ihm aushielt?
„Nenne mir deinen Preis“, bat er.
Seine Beharrlichkeit stellte ihre Geduld auf eine harte Probe. „Nein. Begreifst du denn nicht, dass ich dich aus tiefstem Herzen gehasst habe, als du mich kurz vor der Hochzeit sitzen gelassen hast? Ist dir nicht klar, wie weh das getan hat?“ Sie zitterte, und sein duldsames Schweigen erzürnte sie noch mehr.
„Du hast mich gedemütigt, du hast mir das Herz gebrochen“, sagte sie. „Ich war verzweifelt. Nie hätte ich gedacht, dass etwas so sehr schmerzen könnte.“ Die Worte schienen nur so aus ihr herauszupurzeln, sie konnte nicht aufhören. „Du hast mir keine Erklärung geliefert, nicht die geringste Vorwarnung. Du bist einfach von der Bildfläche verschwunden. Das war so grausam von dir.“
Cade war zusammengezuckt und blass geworden, doch seine Miene verriet keinerlei Gefühlsregung.
Plötzlich wallte der ganze angestaute Zorn in Katherine auf, und sie hob die Hand, um ihm eine Ohrfeige zu versetzen.
Blitzschnell packte er ihr Handgelenk und hielt sie fest. „Du weißt ja nicht, was mich damals dazu veranlasste.“
Beide atmeten sie schwer, die Atmosphäre war zum Zerreißen gespannt. Stumm starrten sie einander an. Cade biss die Zähne zusammen, als müsste er unbedachte Worte zurückhalten, und plötzlich verlosch Katherines Zorn.
Sie sah tief in seine Augen und bemerkte, wie Cade seinen Blick auf ihren Mund richtete. In ihren Lippen begann es augenblicklich zu kribbeln. Seine Küsse hatten sie schon immer schwach gemacht.
Verlangen stieg in ihr auf, Hitze breitete sich in ihrem Körper aus. Einen Augenblick lang sehnte sie sich verzweifelt nach seinem Kuss. Fast hätte sie sich an ihn geschmiegt, da fiel ihr in letzter Minute ein, was sie zu tun beabsichtigte. Sie warf den Kopf in den Nacken und straffte die Schultern.
„Verflixt, Cade, dann erklär mir doch, weshalb du damals gegangen bist.“
„Ich bin nicht zurück nach Texas gekommen, um alte Wunden aufzureißen und jemandem Vorwürfe zu machen. Das alles ist Vergangenheit.“ Er ließ ihre Hand los. „Wir würden uns vielleicht noch mehr wehtun. Du warst damals sehr gekränkt, und das tut mir leid.“
Der sachliche Ton machte Katherine noch wütender. Und ihr war klar, dass auch er die Spannung und das Knistern zwischen ihnen spürte, obwohl er sich ruhig gab.
„‚Tut mir leid‘ ist ein bisschen wenig, finde ich.“ Sie entzog ihm ihre Hand und trat ans Fenster. Tränen traten ihr in die Augen, doch sie riss sich zusammen. In all den Jahren hatte sie reichlich Selbstbeherrschung üben können.
Schützend legte sie beide Arme um ihre Taille. „Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben, Cade.“
„Meine Baupläne kannst du doch wohl kurz anschauen, das verpflichtet dich zu nichts. Bitte komm her, Katherine.“
Katherine drehte sich um. Er stand völlig gelassen da, sodass es ihr albern schien, nicht einmal einen Blick auf die Blaupausen werfen zu wollen. Sie durchquerte das Zimmer und blieb in einiger Entfernung von ihm stehen.
Als sie die Entwürfe sah, staunte sie abermals über seinen Wohlstand.
„Dies ist das Esszimmer, und ich möchte ein Gemälde an dieser Wand“, erklärte Cade und wies auf die Stelle. „In einer anderen Wand sind hoch angesetzte Fenster, aus denen man nicht direkt auf die Umgebung blickt, deshalb hätte ich da gern eine Landschaft.“
Sie betrachtete den Aufriss eines Raums mit einer gewölbeartigen Decke und einem gewaltigen gemauerten Kamin. Das Ganze hatte etwas Mittelalterliches, und Katherine stellte sich eine europäische Landschaft an der Wand vor. Cade wollte sechs Wandgemälde haben. Sie überschlug ihren üblichen Preis. Er würde vermutlich mehr zahlen, doch sie versuchte, nicht an das viele Geld zu denken und wie gut das ihrer Firma tun würde. Was für ein Glücksfall, wenn der Auftraggeber nur ein anderer wäre.
Cade strich einen Bogen glatt, und Katherine betrachtete wieder seine schönen Hände. Wie oft hatte sie diese magischen, verführerischen Hände auf ihrem Körper gespürt. Alles an ihm provozierte die lebhaftesten Erinnerungen. Doch sie versuchte, sich auf die Pläne zu
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