Julia Collection Band 66
Cade noch immer attraktiv fand, dass sie nach wie vor heftig auf seine Nähe reagierte. Mit jedem Blick, jeder Berührung versetzte er ihr quasi einen Stromstoß, und nun würde sie sogar bei ihm wohnen. Für ein großes Wandgemälde brauchte sie etwa zwei Wochen, folglich würde sie über zwei Monate mit ihm zu tun haben. Aber sie war entschlossen, ihm zu widerstehen.
Mit ausgreifenden Schritten ging sie vor ihm her und stieg die Treppe zum Flugzeug hinauf. Als sie den Fuß in die luxuriös ausgestattete Maschine setzte, legte Cade ihr eine Hand auf die Schulter. „Mach es dir irgendwo bequem. Ich spreche nur kurz mit dem Piloten.“
Mit angehaltenem Atem sah Katherine ihm nach, wie er durch die Kabine ging. Sie hatte ihren Puls einfach nicht unter Kontrolle. War es das viele Geld wert, sich noch einmal von Cade unglücklich machen zu lassen?
Schweren Herzens setzte sie sich in einen Sessel am Fenster. Kurz darauf nahm Cade ihr gegenüber Platz. Er streckte seine langen Beine aus, sodass sie ihre fast berührten.
„Der Flug dauert reichlich anderthalb Stunden, du kannst dich entspannen“, sagte er.
Wie sollte sie sich entspannen, wenn er ihr so nah war?
Cades Handy klingelte, und Katherine schaute aus dem Fenster, während sie mit halbem Ohr auf sein geschäftliches Gespräch hörte. Als sie zu ihm hinsah, stellte sie fest, dass er sie beobachtete.
Sie wollte ihn fragen, warum er sie damals sitzen gelassen hatte, aber im Grunde wünschte sie sich, er würde es ihr sagen, ohne dass sie fragen musste. Weshalb sehnte sie sich nach einer Erklärung, einer Bitte um Verzeihung? Sie hatte doch geglaubt, sie hätte ihn längst vergessen. Doch als sie ihm so unerwartet gegenübergestanden hatte, kam es ihr vor, als hätte er sie gerade erst verlassen. Sie konnte nicht vergeben und vergessen, und Cade ließ sie nicht kalt.
Der Pilot teilte mit, dass sie Starterlaubnis hatten. Katherine plauderte höflich mit Cade, während sie an die prächtigen Aussichten für ihre Firma dachte. Dabei war sie sich unablässig der körperlichen Anziehung dieses Mannes bewusst. Sie betrachtete seine langen Beine, seine schönen Hände.
„Als du hier weggingst, hattest du fast nichts“, bemerkte sie. „Wie hast du in so kurzer Zeit diesen Aufstieg geschafft?“
4. KAPITEL
„Wir zogen zuerst nach Kalifornien, so weit weg wie möglich“, begann Cade.
„Wen meinst du mit ‚wir‘?“, fragte Katherine, obwohl sie die Antwort zu kennen glaubte. Noch mehr interessierte sie der Grund für diesen Umzug, aber danach wagte sie nicht zu fragen.
„Meine ganze Familie. Wir gingen nach Los Angeles. Ich hatte verschiedene Jobs, und dann hatte ich das Glück, eine Anstellung bei Edwin Talcott zu finden, einem Unternehmer und Investor, der Milliarden besaß. Ich wurde sein Chauffeur, sein Automechaniker und eine Art Butler. Hin und wieder ging ich auch dem Gärtner zu Hand.“
„Ein ziemlicher Aufstieg vom Chauffeur und Gärtner“, bemerkte Katherine. Erneut warf sie einen Blick auf Cades Hände, die äußerst gepflegt waren.
„Edwin erkannte, dass ich nicht dumm war. Er brachte mir dies und jenes bei und schickte mich irgendwann aufs College. Bald bekam ich ein Stipendium, weil ich in der Footballmannschaft war. Daneben erledigte ich für Edwin Büroarbeiten. Ich schaute ihm vieles ab, und mit seiner Unterstützung investierte ich kleinere Beträge. Ich hatte Erfolg und investierte mehr. Das Studium brach ich schließlich ab, denn ich verdiente genug, und arbeitete für Edwin.“
„Aber bis dahin, wo du heute stehst, ist es ein gewaltiger Sprung.“ Katherine argwöhnte, dass Cade wichtige Ereignisse ausgelassen hatte.
„Überhaupt nicht. Ich hatte viel Glück. Da Edwin keine Familie hatte, machte er mich zu seinem Erben. Das ist jetzt drei Jahre her, und inzwischen habe ich das Vermögen verdoppelt.“
„Dann war es doch gut, dass du nicht in Fort Worth geblieben bist, oder?“ Sie schaute in seine unergründlichen braunen Augen. Zu ihrer Verwunderung stimmte er ihr nicht sofort zu.
„Das hängt von den persönlichen Werten ab“, sagte er schließlich, und Katherines Puls tat einen Satz. Hieß das, er wäre lieber geblieben? Bereute er sein Verhalten? Unsinn, sagte sie sich, er hätte ja schon eher zurückkommen können.
„Und wo liegen deine Werte?“
„Die Familie ist wichtiger als Reichtum“, erwiderte Cade, und sie sah ihn verblüfft an.
„Du hast es in den letzten Jahren zu unglaublichem Reichtum gebracht“,
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