Julia Collection Band 66
konnte er nicht sagen.
Am Samstagmorgen, genau eine Woche nach ihrer Hochzeit, ging Matt gerade den Flur entlang, als Olivias Zimmertür aufging. Bleich und mit dunklen Ringen unter den Augen stand sie vor ihm. Krampfhaft umklammerte sie den Türgriff.
„Olivia! Was ist los?“ Schlagartig vergaß er den Streit.
„Ich muss in die Notaufnahme“, brachte sie schwach hervor, dann gaben ihr die Knie nach.
12. KAPITEL
Erschrocken fing Matt Olivia auf. Er trug sie die Treppe hinunter zum Wagen und legte sie auf den Rücksitz. Während er um das Auto herumlief, sich hinters Lenkrad setzte und die Auffahrt hinunterraste, kämpfte er gegen die aufsteigende Panik an. Seine Finger zitterten so stark, dass er kaum sein Handy bedienen konnte.
„Wie heißt dein Arzt, Olivia?“
„Dr. Porter. Ich habe ihn schon angerufen. Er wartet im Krankenhaus auf mich.“
Matt wählte den Notruf und alarmierte einen Krankenwagen, der ihnen entgegenkommen sollte. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, umklammerte er das Lenkrad und sah besorgt in den Rückspiegel zu Olivia.
„Wie geht’s dir? Was ist denn los?“
„Ich weiß es nicht. Ich habe Krämpfe, und mir ist schwindlig.“
Sein Herz raste. Er hatte Angst um das Baby, aber auch um Olivia. Als er den Highway erreichte, drückte er das Gaspedal durch, wobei er ständig auf die Sirene des Krankenwagens lauschte. Er entdeckte die Ambulanz, lange bevor er sie hörte. Sofort drosselte er das Tempo und hielt. Dann stieg er aus, um sie zu stoppen.
Nach einer kurzen Untersuchung wurde Olivia auf einer Trage in den Wagen geschoben. Matt hielt ihre Hand. „Keine Sorge, Darling, ich fahre hinterher und bin gleich wieder bei dir.“
Der Krankenwagen wendete. Matt saß gebeugt über dem Lenkrad und folgte ihm. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis sie das Krankenhaus erreichten. Hilflos sah er zu, wie Olivia hineingebracht wurde. Dann lief er unruhig im Wartezimmer auf und ab und hoffte inständig, dass ihr und dem Baby nichts zugestoßen war.
Es dauerte über eine Stunde, bis eine Schwester hereinkam und seinen Namen rief. „Dr. Porter kann Sie jetzt empfangen, und Sie können auch zu Ihrer Frau. Gehen Sie hier durch die Glastür, dann ist es das dritte Zimmer rechts.“
„Danke!“, rief Matt ihr über die Schulter hinweg zu, während er bereits in die angewiesene Richtung lief. Als aus dem dritten Zimmer rechts ein schlanker braunhaariger Arzt trat, stellte Matt sich ihm vor.
„Es geht ihr gut“, beruhigte Dr. Porter ihn. „Jedenfalls wird sie schnell wieder auf dem Damm sein.“
„Sie sah aber sehr schlecht aus“, fuhr Matt den Arzt an. War Olivia überhaupt gründlich untersucht worden? Wurde sie jetzt richtig versorgt?
Der Arzt lächelte. „Sie hat sich nicht ordentlich ernährt. Im Moment braucht sie erst einmal Flüssigkeit und Mineralien. Wir behalten sie über Nacht hier. Morgen früh kann sie entlassen werden. Sie könnten mit darauf achten, dass sie ordentlich isst und sich etwas schont. Dann wird sie schon sehr bald wieder völlig gesund sein.“
Vor Erleichterung wurden Matt die Knie weich. „Danke“, stieß er aus. „Kann ich zu ihr?“
„Ja, aber sie ist müde. Sie ist unterernährt, und irgendetwas bedrückt sie. Ich habe ihr schon gesagt, dass sie sich bis zur Geburt des Babys jetzt erst einmal überhaupt keine Sorgen mehr machen soll.“
Matt erkannte, dass diese Anweisung eher an ihn gerichtet war. „Verstehe. Vielen Dank.“ Er schob sich an dem Arzt vorbei und betrat leise das Zimmer.
Olivia hing an einem Tropf und bekam eine Infusion. Ihre Augen waren geschlossen. Am liebsten hätte Matt sich einen Tritt verpasst, so elend sah sie aus.
Er fühlte sich schuldig an ihrem Zustand, fast so, als hätte er ihr die Nahrung vorenthalten. Sie hatte ihm einen höllischen Schrecken eingejagt, aber erst dadurch war ihm bewusst geworden, dass sie ihm viel mehr bedeutete, als er sich bisher eingestanden hatte.
Diese Frau bedeutete ihm wesentlich mehr als die Ranch in Argentinien oder sonst etwas in seinem Leben. Seinem Vater zuliebe lebte er viele Monate im Jahr in Texas, da konnte er das auch für Olivia und das Baby tun. Die beiden waren schließlich die wichtigsten Menschen in seinem Leben.
Der Gedanke verwunderte ihn, aber er erkannte, dass es stimmte.
Matt rückte einen Stuhl ans Bett und setzte sich. Dann nahm er Olivias Hand. „Ich liebe dich“, sagte er leise. Er wusste, dass sie ihn nicht hören konnte, aber er wollte es trotzdem
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