Julia Collection Band: Du bist die Frau meines Lebens / Einfach traumhaft, dieser Mann / Verlieb dich nicht in diesen Mann / (German Edition)
eiskalt über den Rücken lief.
„Wir beide sollten uns unterhalten, May … meinst du nicht auch?“, fragte April Robine mit ihrer dunklen Stimme.
May wandte ihr absichtlich den Rücken zu und kämpfte mit den Empfindungen, die sich lebhaft auf ihrem Gesicht abzeichneten. Als sie vor wenigen Minuten mit dem Traktor auf den Hof gefahren war, hatte sie kein fremdes Auto bemerkt, durch das sie gewarnt worden wäre. Der Besuch kam plötzlich und überfallartig, und May war insgeheim dankbar dafür, dass ihre Schwestern nicht da waren und davon verschont blieben.
„May?“, fragte April Robine wieder.
May drehte sich langsam um und bemerkte dabei das rote Auto, das dicht neben der Garage stand und daher von der Straße aus nicht sichtbar gewesen war.
„Du kommst, obwohl du wissen musstest, dass du hier nicht erwünscht bist“, erwiderte sie in feindseligem Ton.
April wirkte nicht ganz so gefasst wie noch vor wenigen Stunden. Ihr Make-up war tadellos, aber May erkannte die Linien um die Augen, die deutlich verrieten, wie angespannt April war. Offenbar war sie bis jetzt im „Red Lion“ gewesen, denn sie trug immer noch die schwarze Hose und den grünen Kaschmirpullover.
„Um ehrlich zu sein, überrascht es mich, dass du nach der langen Zeit noch hergefunden hast“, fuhr May in demselben kalten Ton fort.
April zuckte zusammen, als hätte sie ein Schlag getroffen. „Ich erinnere mich an jede Einzelheit auf dem Hof …“
„Tatsächlich?“, schnitt May ihr das Wort ab. „Dann weißt du ja auch, wo man ihn wieder verlässt.“ Sie drehte sich um und trat hinter den Traktor, um den Anhänger abzukoppeln. Dabei zitterte sie am ganzen Körper vor Zorn und Entrüstung.
Wie konnte die Frau es wagen, ausgerechnet hierher zu kommen? Tränen traten May in die Augen, aber sie würde nicht weinen. Den Triumph gönnte sie April Robine nicht. Da hätte sie ja eingestanden, wie tief verletzt sie durch ihre bloße Anwesenheit war!
„Noch da?“, fragte sie, als sie hinter dem Traktor hervorkam und April an derselben Stelle stehen sah.
April war trotz ihres Make-ups sehr blass geworden. „Es tat mir leid, im letzten Jahr vom Tod eures Vaters zu hören …“
„Ach ja?“ May beugte sich vor. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. „Es hat dir also leidgetan?“
Ein gereizter Ausdruck trat in Aprils Augen. „Natürlich hat es mir leidgetan“, wiederholte sie scharf. „Zwischen John und mir mag es Unstimmigkeiten gegeben haben, aber ich wünschte ihm immer nur das Beste!“
„Oh nein“, stöhnte May. „Erspare mir solche verlogenen Plattheiten!“
April seufzte. „Das sind keine Plattheiten, May. Wenn du wüsstest, wie ernst ich es meine! Du warst damals noch sehr jung. Du kannst dir nicht vorstellen …“
„Was kann ich mir nicht vorstellen?“, unterbrach May sie höhnisch. „Dass Dad verzweifelt war, weil seine Frau ihn verlassen hatte?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich mag noch sehr jung gewesen sein, wie du dich auszudrücken beliebst, aber nicht zu jung, um nicht zu erkennen, dass Dads Lebenswille gebrochen war. Nur seine drei Töchter gaben ihm die Kraft, irgendwie weiterzumachen!“
May stand mit blitzenden Augen da, ihre Wangen glühten, und ihre Brust hob und senkte sich im Rhythmus ihrer heftigen Atemzüge.
„Es waren auch meine Töchter!“, rief April in klagendem Ton und hob beschwörend beide Hände.
May rührte sich nicht. Ihr Zorn und ihre Erregung waren plötzlich verflogen, und sie spürte nur noch eine eisige innere Leere.
January. March. May. Ja, sie waren die Kinder dieser Frau gewesen und genauso von ihr verlassen worden wie ihr Vater. Sie war einfach weggegangen, war ihrem Stern gefolgt, um eine strahlende Karriere zu machen.
Und vor zwei Wochen hatte David Melton May die Rolle der Stella in seinem neuen Film angeboten, in dem April Robine Stellas Mutter spielen sollte!
May war überglücklich gewesen, dass David gerade sie aus der örtlichen Laienspielgruppe ausgesucht und zu Probeaufnahmen nach London eingeladen hatte. Sein Name hatte sowohl in England wie in Amerika einen guten Klang. Er galt etwas als Regisseur und hatte beteuert, dass ihr die Rolle der Stella, der Tochter der weiblichen Heldin, auf den Leib geschrieben sei. Wie sehr hatte er gar nicht ahnen können. Sie war ja April Robines leibliche Tochter!
Jahrelang hatte sie diese Tatsache geleugnet. January und March waren in dem Glauben groß geworden, ihre Mutter sei früh gestorben, und jetzt drängte
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