Julia Exklusiv 0180
vertrauen.
„Sag einfach Nein, wenn du glaubst, du bekommst sonst Schwierigkeiten mit deinen Eltern“, hatte Natalie hinzugefügt. „Aber du hast erst vor kurzem gesagt, du hättest gern eine eigene Wohnung.“
„Das stimmt.“ Sabina war richtig gerührt über das Angebot, weil es zeigte, dass Natalie ihr vertraute. „Ich würde wirklich gern hier einziehen. Eigentlich kann ich mir nichts Schöneres vorstellen. Ich spreche heute Abend mit meinen Eltern darüber und sage dir morgen Bescheid.“
„Wenn du sofort einziehen möchtest, kannst du das Gästezimmer haben“, hatte Natalie angeboten, und dabei hatten sie es fürs Erste belassen.
Abends hatte Sabina mit ihren Eltern über den Plan gesprochen. Diese hatten einige Einwände gehabt, jedoch versucht, fair zu sein, und schließlich zugestimmt, dass Sabina nach London ziehen dürfe.
Zwei Wochen später war sie bei Natalie eingezogen. Bald hatte sie festgestellt, dass es wirklich ziemlich umständlich war – wie ihr Vater sie gewarnt hatte –, jeden Tag zum Arbeiten nach Surrey zu fahren, wo sich seine Firma befand.
In London wurden genügend Stellen für Sekretärinnen angeboten, aber wie sollte Sabina ihrem Vater klarmachen, dass sie seine Firma verlassen wollte, die er so viele Jahre zuvor aufgebaut hatte? Da gab es nur einen Weg: Es ihm ganz offen und ehrlich zu gestehen.
„Würde es dir schrecklich viel ausmachen, wenn ich mir einen Job in London suche?“, hatte Sabina ihn eines Tags gefragt, nachdem sie allen Mut zusammengenommen hatte.
„Du willst deinen Vater im Stich lassen?“, erwiderte er neckend. Als Sabina bekümmert seufzte, fügte er hinzu: „Na gut, Kleines, lass uns ernsthaft darüber reden.“
Dass er sie als Erwachsene behandelte, war für sie das schönste Kompliment. Er erzählte ihr, dass er schon seit geraumer Zeit daran denke, seinen gut gehenden Betrieb zu verkaufen. „Schließlich werde ich nächstes Jahr fünfundsechzig und bin dann im richtigen Alter, um mich zur Ruhe zu setzen“, erklärte er. „Und obwohl du dich immer bestens für die Firma eingesetzt hast, ist mir klar, dass du nicht daran interessiert bist, sie weiter zu leiten.“
„Wenn ich doch nur ein Junge geworden wäre“, erwiderte Sabina und lächelte.
„Dann hättest du mir viele Sorgen erspart“, fügte ihr Vater hinzu und seufzte gespielt bekümmert. Dann erzählte er ihr, dass er entweder den Betrieb verkaufen oder einen Manager dafür finden wolle. „Und was dich betrifft“, meinte er noch, „so bist du für jede Firma ein Gewinn.“
„Du bist voreingenommen, Dad.“ Sabina lachte und empfand tiefe Zuneigung zu ihrem Vater, weil er ihr indirekt zu verstehen gegeben hatte, dass er mit ihren Plänen einverstanden war.
Einige Wochen später begann Sabina, für die Firma Alpha Computers zu arbeiten, die sie in zwanzig Minuten von Natalies Wohnung aus erreichen konnte. Bald darauf lernte Sabina in der Firma einen jungen Mann aus einer anderen Abteilung kennen, der ihr sofort gut gefiel. Chris Dawson war ungefähr vier Jahre älter als sie.
„Verglichen mit Adrian Wallaces früherer Sekretärin sind Sie ein echter Gewinn“, sagte er und betrachtete bewundernd ihr schulterlanges schwarzes Haar, ihre großen braunen Augen und ihre helle makellose Haut. Auch ihre schlanke Figur schien ihm zu gefallen.
Obwohl Sabina ihn auf Anhieb nett fand, blieb sie vorerst zurückhaltend. Sie bedankte sich für das Kompliment und kehrte rasch in ihr Büro zurück.
Als sie abends in die Wohnung kam und überlegte, ob sie Natalie von Chris erzählen solle, fiel ihr der ungewohnt träumerische Ausdruck ihrer Freundin auf. Sabina ahnte, dass Natalie etwas Bedeutsames erlebt hatte.
„Willst du es mir nicht erzählen?“, fragte Sabina, als Natalie, die den Tee sonst nie süßte, Zucker in die Tasse löffelte.
„Merkt man mir es so deutlich an?“, erwiderte Natalie besorgt.
„Was ist denn passiert?“
„Ich habe heute einen wundervollen Mann getroffen“, hauchte Natalie und fügte überschwänglich hinzu: „Ich habe mich verliebt. Diesmal ist es die wahre Liebe.“
Sabina sank das Herz. Hoffentlich würde ihre Freundin nicht enttäuscht werden.
Begeistert erzählte Natalie, wie sie in einem Kaufhaus gerade Koffer für die Reise begutachtet habe, als ein Kunde zu ihr gekommen sei, um gute Tipps zu geben.
„Eins führte zum anderen“, berichtete Natalie. „Und bevor ich richtig wusste, wie mir geschah, saß ich mit ihm in einem Café, und heute
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