Julia Exklusiv 0180
Kurzem nach einer schweren Operation aus dem Krankenhaus entlassen worden und braucht noch viel Ruhe“, lehnte sie das Angebot ab. Chris riss sie zwar nicht zu Begeisterungsstürmen hin, aber er war wirklich nett. Er nahm die Ablehnung gefasst hin.
„Wie wäre es dann mit Dienstag?“, fragte er.
„Gern“, antwortete Sabina, denn was blieb ihr anderes übrig? Fröhlich pfeifend verließ Chris ihr Büro.
Sabina saß da und zerbrach sich den Kopf, was sie tun solle. Sie konnte Mrs. Fairfax natürlich nicht besuchen. Yorke würde einen Anfall bekommen, wenn er davon erfuhr. Obwohl mir das egal ist, dachte sie aufsässig. Schließlich war er an allem schuld! Ohne ihn hätte sie seine Großmutter nie kennengelernt. Dann dachte sie an die gebrechliche alte Dame, die allein in ihrem Haus sitzen und auf sie warten würde.
Sie seufzte und überlegte eine stichhaltige Entschuldigung, aber ihr war noch keine eingefallen, als sie das Telefonbuch nahm, um Mrs. Fairfax’ Nummer herauszusuchen. Sabina fand keine. Offensichtlich hatte Yorkes Großmutter eine Geheimnummer.
Auch die Hoffnung, Mrs. Fairfax’ Telefonnummer von Yorkes Sekretärin zu erfahren, erwies sich als vergeblich. Diese weigerte sich standhaft, Sabina die gewünschte Auskunft zu geben.
„Es tut mir leid“, entschuldigte sich Miss Page. „Aber Mr. Mackinnon ist sehr besorgt wegen seiner Großmutter. Er hat sogar die Reise nach Japan so lange verschoben, bis sicher war, dass Mrs. Fairfax sich wieder erholt.“
Was jetzt? Da Sabina die Adresse wusste, konnte sie einen kurzen Brief schreiben, der bis zum nächsten Tag sicher in Warwickshire war.
Und wenn nicht? Es war schon häufiger vorgekommen, dass gerade wichtige Briefe länger brauchten … Sabina sah die alte Dame vor sich, wie sie, noch schwach von der Operation, sich abmühte, Tee für die Verlobte ihres Enkels zu machen …
Am nächsten Morgen wusste Sabina noch immer nicht, was sie tun solle. Vor lauter Sorgen hatte sie Kopfschmerzen. Sie ging lange spazieren und wurde von Gedanken an Yorkes Großmutter gequält, die gebrechlich und allein in ihrem Haus saß und auf sie, Sabina, wartete. Als sie an einem Blumenladen vorbeikam, kaufte sie spontan einen Strauß. Einer Lösung ihres Problems war sie allerdings noch nicht näher gekommen.
Langsam ging Sabina zum Apartment zurück. Sie blickte auf den Strauß in ihrer Hand und ermahnte sich, nichts Dummes zu tun. Ein Besuch in Mulberry House wäre ein zu großes Risiko. Trotzdem wusste sie, dass sie die Blumen nicht für sich gekauft hatte …
Um halb zwölf hielt Sabina es nicht länger aus und beschloss endlich, Yorkes Großmutter zu besuchen, obwohl sie wusste, dass sie es nicht tun sollte. Sie duschte, zog sich ein schickes Leinenkostüm an und stieg ins Auto. Am Ringfinger der linken Hand trug sie den Verlobungsring.
Auf dem Weg nach Warwickshire dachte sie immer wieder daran, dass sie sich sozusagen auf ein Minenfeld begab. Sie wusste fast gar nichts über Yorke Mackinnon. Wie wollte sie Fragen seiner Großmutter zur Verlobung beantworten, ohne sich zu verraten?
Und was war mit ihm? Er würde außer sich vor Wut sein, wenn er erfuhr, was sie getan hatte. Der Gedanke machte wiederum Sabina wütend, und darüber war sie direkt froh. Na gut, dachte sie, was ich jetzt tue, dürfte eigentlich nicht sein. Es hatte geheißen, sie müsse seine Großmutter nur ein einziges Mal im Krankenhaus besuchen.
Es war einzig Yorkes Idee gewesen, so zu tun, als wären sie verlobt. Welches Recht hatte er also, sich einfach nach Japan abzusetzen und ihr, Sabina, zu überlassen, mit allen Komplikationen fertig zu werden, die sich möglicherweise aus seinem Plan ergaben?
Dass es keine gegeben hätte, wenn sie seiner Großmutter gleich gesagt hätte, sie könne nicht kommen, war nebensächlich. Mrs. Fairfax’ Anruf war so unerwartet und kurz gewesen, dass sie keinen klaren Gedanken hatte fassen können.
Als Sabina schließlich in die Auffahrt von Mulberry House einbog, war ihr Zorn jedoch verraucht. Nun fühlte sie sich ängstlich, nervös und wünschte, ihr Gewissen hätte sie nicht veranlasst, den Besuch zu machen.
Mulberry House war ein beeindruckend großes altes Haus. Mit den Blumen in der Hand ging Sabina zum Eingang und klingelte, wobei sie hoffte, dass Mrs. Fairfax es nicht allzu weit zur Tür hatte.
Die Sorge war überflüssig gewesen, denn eine freundliche Frau in den Fünfzigern öffnete. „Miss Constable?“, fragte sie
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