Julia Exklusiv 0180
hattest mir gesagt, wo sie arbeitet.“
Sabina hätte Yorke am liebsten die Zunge rausgestreckt und „Ätsch“ gerufen.
„Ich habe Sabina für heute Nachmittag zum Tee eingeladen“, berichtete Mrs. Fairfax weiter. „Sie hat zugesagt, obwohl du sie doch sicher telefonisch benachrichtigt hast, dass du heute aus Japan zurückkommst. Davon hat sie allerdings keinen Ton gesagt.“
„Ja, Sabina steckt voller Überraschungen“, bemerkte Yorke beiläufig.
Das bewies sie ihm kurz darauf.
Mrs. Fairfax meinte, dass Yorke müde aussehe und wahrscheinlich zu viel arbeite. „Warum bleibt ihr nicht zum Abendessen?“, schlug sie vor. „Die Tiefkühltruhe ist so voll, dass wir eine Belagerung durchstehen könnten. Im Handumdrehen hat Hazel eine Mahlzeit zubereitet.“
„Ich …“, begann Yorke, doch seine Großmutter ließ ihn nicht zu Wort kommen, denn sie hatte noch eine Idee.
„Warum bleibt ihr nicht gleich über Nacht?“, fragte sie. „Morgen früh bist du viel ausgeruhter.“
Dass Sabina sich sicher war, Yorke würde die Einladung ausschlagen, sah man ihr wahrscheinlich an. Er blickte ihr herausfordernd in die Augen und sagte: „Wir bleiben gern, stimmt’s, Liebling?“
Und nun sieh zu, wie du dich da herauswindest, schien sein Blick zu sagen. Das war wohl die Rache dafür, dass sie ohne seine Zustimmung hier erschienen war. Du Schuft, dachte Sabina wütend. Oder hoffte Yorke, sie könne irgendwie die Einladung ablehnen, ohne die Gefühle seiner Großmutter zu kränken?
„Du siehst nicht aus, als wärst du dir ganz sicher, Sabina. Oder?“, unterbrach Mrs. Fairfax Sabinas aufsässige Gedanken.
Mrs. Fairfax zu kränken, die mit einem solchen Scheusal von Enkel geschlagen war, brachte Sabina nicht übers Herz. Kurz blickte sie zu Yorke, der offensichtlich darauf vertraute, dass ihr eine passende Ausrede einfiel.
Da kannst du lange warten, mein Schatz, dachte Sabina wütend und lächelte Mrs. Fairfax an. „Was Yorke entscheidet, ist mir recht.“ Sie wandte sich Yorke zu. „Das Haus ist großartig, und ich bleibe ausgesprochen gern bis morgen.“ Dann lächelte sie wieder seine Großmutter an. „Wenn ich eben unschlüssig ausgesehen habe, dann nur deswegen, weil ich ja nicht aufs Übernachten eingestellt war und nicht mal eine Zahnbürste eingesteckt habe. Aber die Geschäfte sind doch noch offen, oder? Dann kann ich mir ja das Nötigste besorgen.“
„Ich bin sicher, wir finden hier, was du brauchst …“, begann Mrs. Fairfax, offensichtlich begeistert, dass ihre Gäste bleiben wollten.
„Ich brauche …“, sagte Sabina und zögerte, um Yorke Gelegenheit zu geben, nun seinerseits die Einladung doch wieder auszuschlagen. Aber zu ihrem Entsetzen tat er nichts dergleichen, sondern sah sie nur an.
„Ich brauche nicht lang, um in die nächste Stadt zu fahren“, fügte Sabina deshalb hinzu. Was sie jetzt tatsächlich dringend brauchte, war eine Atempause. Rasch stand sie auf.
„In der Zwischenzeit kann Hazel eure Zimmer herrichten – oder euer Zimmer …“ Mrs. Fairfax versuchte, modern und aufgeschlossen zu sein, aber es war sichtlich Neuland für sie.
„Danke, Yorke und ich können unsere beiden Zimmer selber herrichten“, erwiderte Sabina freundlich, obwohl sie vor Wut fast außer sich war. Sie hatte sich zwar darauf eingelassen, mit ihm am selben Tisch sitzen zu müssen – aber im selben Bett zu liegen? Niemals.
„Ich kümmere mich dann um meins, wenn ich zurück bin, Schatz“, sagte sie gespielt sorglos zu Yorke. „Du bleib da und unterhalte dich mit deiner Großmutter.“ Sie ging zu ihm und küsste ihn auf die Lippen, obwohl sie ihn viel lieber geschlagen hätte. Dann eilte sie hinaus.
Die Stadt war etwa sieben Kilometer entfernt, aber Sabina bebte immer noch vor unterdrücktem Zorn, als sie dort ankam. Yorke war ein Scheusal. Wie hatte er ihr das antun und sie in die peinliche Lage bringen können, da sie doch nur seiner Großmutter eine Freude hatte machen wollen? Wie konnte er es wagen, auf sie wütend zu sein? Sie hasste ihn. Von ganzem Herzen.
Rasch eilte sie von einem Geschäft zum anderen und kaufte ein Nachthemd, Unterwäsche und die nötigen Kosmetikartikel.
Obwohl Sabina viel lieber nach London zurückgefahren wäre, machte sie sich schließlich wieder auf den Weg zum Mulberry House. Nur Yorkes Großmutter zuliebe.
Sabina hatte zwar inzwischen mit dem Gedanken gespielt, einfach nach Hause zu fahren und es Yorke zu überlassen, eine stichhaltige Erklärung für
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