Julia Exklusiv 0180
mit Ihrem Kollegen“, wünschte er ihr sarkastisch und ging zu seinem Auto.
Das Wetter blieb weiterhin schön, Sabinas Laune war jedoch alles andere als sonnig. Als sie am Samstag früh aufwachte, wurde ihr plötzlich klar, dass Rod den Ring doch nicht extra für Natalie gekauft hatte. Yorke hatte ja zu seiner Großmutter gesagt, er wisse, dass er ihr den Ring eigentlich hätte zurückgeben sollen. Das bewies, dass das Schmuckstück niemals Rod anvertraut worden war, oder? Trotzdem wollte Sabina ihre Freundin nicht enttäuschen, indem sie den Ring Yorke aushändigte …
Sie verdrängte den Gedanken an Yorke und dachte stattdessen an Chris Dawson. Das Abendessen mit ihm war sehr nett gewesen. Dann dachte sie doch wieder an Yorke Mackinnon.
Das ist gar nicht so überraschend, sagte sich Sabina und stand auf. Sie verabscheute Unehrlichkeit. Aber Yorke hatte sie überredet, bei seinem durch und durch unehrlichen Plan mitzuspielen. Sicher, seiner Großmutter zur Genesung zu verhelfen rechtfertigte das Mittel … Dass ihr Yorke als Anstifter des Betrugs nicht aus dem Kopf ging, war kein Wunder.
Sabina duschte und zog sich an. Dabei erinnerte sie sich, wie Chris vor ihrem Apartment gewartet hatte, als sie Dienstag aus dem Krankenhaus gekommen war. Und erst beim Aussteigen aus ihrem Auto war ihr aufgefallen, dass sie den Ring noch an der linken Hand trug. Rasch hatte sie ihn auf den rechten Ringfinger gesteckt. Dann war ihr klar geworden, dass sie sich seit ihrer ersten Begegnung mit Yorke Mackinnon von einer ehrlichen, gelassenen und zielsicheren Person in ein gefühlsbetontes und konfuses Wesen verwandelt hatte, das dazu noch häufig zornig und widerspenstig war.
Ach, um Himmels willen. Verärgert, weil Yorke ihr nicht aus dem Kopf ging, strengte sie sich noch mehr an, ihn zu vergessen. Aber als sie daran dachte, wie Chris sie an dem Abend zum Abschied auf den Mund hatte küssen wollen, dachte sie auch daran, wie sie den Kopf so abgewandt hatte, dass Chris’ Lippen nur ihre Wange berührten. Und das hatte überhaupt nichts damit zu tun, dass Yorke sie kurz zuvor auf den Mund geküsst hatte.
Es war einfach verrückt. Sie würde Yorke – zum Glück – nie wiedersehen …
Rasch ging Sabina zum Telefon und rief Oliver an.
„Ich war noch im Bett“, beklagte er sich.
„Dann solltest du dich schämen. Es ist ein herrlicher Morgen“, erwiderte sie herzlos, fügte aber freundlich hinzu: „Ich wollte dir sagen, dass ich beschlossen habe, heute zu meinen Eltern zu fahren und …
„Heißt das, ich muss bis morgen warten, bevor ich ein anständiges Essen bekomme?“, unterbrach er sie.
„Da du nur Konserven öffnen kannst, hättest du bei deiner Mom bleiben sollen“, neckte Sabina ihn mitleidslos.
„Falls deine Mutter dir einen ihrer leckeren Apfelkuchen zum Mitnehmen aufdrängen will, sag bloß nicht Nein“, flehte Oliver.
Sabina verbrachte ruhige Stunden mit ihren Eltern in Surrey und fuhr am Sonntagmittag in ihr Apartment zurück. Sie kochte Spaghetti für Oliver und verbrachte einen netten Abend mit ihm.
Am Montag lud Chris Dawson Sabina für den folgenden Abend wieder zum Essen ein.
Sie lehnte ab.
„Am Donnerstag?“, fragte Chris hoffnungsvoll.
Oh je, warum wollte sie nicht? Sie fand ihn doch ganz nett. „Ich habe den Samstag für Sie reserviert“, sagte Sabina und lächelte. Dabei hoffte sie, er hätte schon etwas anderes vor.
„Wunderbar“, erwiderte Chris jedoch und strahlte.
Sabina rang sich ein Lächeln ab und fragte sich, was mit ihr los sei.
Die nächsten Tage vergingen ereignislos. Am Freitag kam endlich eine Karte von Natalie. Sie schwärmte von der Reise und erwähnte, dass sie und Rod schon in Brasilien sein würden, wenn Sabina die Karte erhalte.
Es war schön, von Natalie zu hören, dass sie glücklich war. Aber wieder sorgte sich Sabina, weil ihrer Freundin eine herbe Enttäuschung bevorstand, wenn sie herausfand, was es mit dem Verlobungsring auf sich hatte.
Als Sabina sich am Samstag fertig machte, um mit Chris auszugehen, dachte sie an Natalie, die wahrscheinlich gerade ein Abenteuer am Amazonas erlebte – und seltsamerweise an Yorke Mackinnon, der gewiss in Begleitung einer attraktiven Frau auch etwas Aufregendes unternahm.
Du meine Güte, dachte Sabina, ich habe doch auch einen interessanten Abend vor mir, oder? Obwohl ihr die Aussicht darauf nicht mehr so verlockend erschien wie früher.
Die Verabredung verlief angenehm. Zum Abschied wollte Chris Sabina wieder
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