Julia Exklusiv 0180
nicht mehr sicher, was sie denken und fühlen sollte. Freundlich verabschiedete sie sich von Phoebe Fairfax und verließ allein das Krankenzimmer, um Yorke Gelegenheit zu geben, noch kurz ungestört mit seiner Großmutter zu sprechen.
Falls Sabina jedoch geglaubt hatte, dass sie Yorke Mackinnon nun endgültig los wäre, war das ein Irrtum gewesen. Am Ende des Korridors holte Yorke sie ein.
Da alles tadellos über die Bühne gegangen war, hätte sie nie gedacht, er würde sich beklagen. Doch auch das war ein Irrtum gewesen.
„Ich hatte schon befürchtet, Sie würden nicht herkommen“, begann Yorke unwirsch.
Die Ausrede mit dem Stau hatte er also nicht geglaubt. „Seien Sie froh, dass ich überhaupt gekommen bin“, erwiderte Sabina bissig, während sie das Hospital verließen und zum Parkplatz gingen.
„Überstunden?“ Offensichtlich wollte Yorke das Thema nicht ruhen lassen. Wahrscheinlich hatte er vorhin in der Eingangshalle auf sie gewartet – vor Wut förmlich kochend.
Das war Sabina völlig egal. „Nein, ich bin nach Hause gefahren, um …“, begann sie zu erklären und verstummte. Seltsamerweise wollte sie Yorke nicht wissen lassen, wie durcheinander sie morgens gewesen war – so wirr im Kopf, dass sie ausgerechnet den Ring, um den sich alles drehte, vergessen hatte.
Sabina blieb neben ihrem Auto stehen. Yorke ebenfalls. Er wartete offensichtlich noch immer auf ihre Erklärung, denn er sah sie fragend an.
„Ich bin nach Hause gefahren, um mich umzuziehen“, sagte Sabina endlich kurz angebunden.
Und dann wusste sie nicht, ob sie wütend werden oder lachen sollte, als Yorke sie freundlich ansah und meinte: „Das war sehr aufmerksam von Ihnen. Ich verzeihe Ihnen die Verspätung.“ Er lächelte jungenhaft. „Als Beweis spendiere ich Ihnen ein Sandwich. Mit Dosenthunfisch.“
Sabina zwang sich, nicht zu lachen. „Ich habe mich aber nicht Ihnen zuliebe umgezogen“, erklärte sie unmissverständlich. „Vielmehr bin ich mit einem Kollegen zum Abendessen verabredet. Also können Sie Ihr Sandwich …“
„Sie wagen es, sich zu verabreden?“, unterbrach er sie wütend. „Obwohl Sie meinen Verlobungsring tragen?“
Auch Sabina wurde nun zornig. Dieser Mann war wirklich unmöglich. „Da, nehmen Sie das verflixte Ding“, rief sie und wollte das Schmuckstück vom Finger ziehen, als ihr klar wurde, was sie tat. Du lieber Himmel, hier ging es nicht um Yorke und sie. Den Ring hatte nicht er ihr gegeben, der Ring gehörte doch Natalie. Rasch schob Sabina ihn wieder auf den Ringfinger. Dass sie Yorke den Ring beinahe unüberlegt zurückgegeben hätte, erfüllte sie mit Panik.
„Sie sind unausstehlich!“, rief Sabina aufgebracht. Ihre großen braunen Augen funkelten.
Yorke sah nicht länger zornig aus. Er blickte ihr in die Augen und sagte: „Meine Großmutter hatte recht.“
„Womit?“
„Sie sind schön, Sabina.“ Das sagte er so beiläufig, als würde er über das Wetter sprechen.
„Wann hat sie das gesagt?“, fragte Sabina herausfordernd. Zu einem Gespräch zwischen Yorke und seiner Großmutter war vorhin doch keine Zeit mehr geblieben.
„Als ich sie zum Abschied küsste“, teilte Yorke ihr mit.
Sabina wünschte sich, sie hätte nicht gefragt. Die Erwähnung des Kusses erinnerte sie daran, wie Yorke sie vor Kurzem geküsst hatte. Es war nicht unangenehm gewesen … Rasch zwang sie sich, an seine Großmutter zu denken. Doch das erinnerte sie nur daran, wie zart und gebrechlich Mrs. Fairfax nach der überstandenen Operation aussah.
Plötzlich war es Sabina wichtig, Yorke zu erklären, dass sie sich ihm nicht aus reiner Dickköpfigkeit widersetzte. „Hören Sie, Yorke, Sie wissen, warum ich Ihnen den Ring nicht geben kann. Aber sobald Natalie zurück ist, oder wenn sie vorher anruft und ich sie um ihre Zustimmung fragen kann, dann bekommen Sie den Ring wieder.“ Das war – wie Sabina fand – ein faires Angebot.
Zuerst dachte sie, Yorke fände das ebenso, denn er sah kurz freundlicher aus. Aber das war wohl eine Täuschung gewesen, denn gleich darauf fuhr er sie an: „Und Sie meinen, ich wäre unverschämt! Der Ring gehört Ihnen nicht, er gehört meiner Familie.“
Damit brachte er sie wieder in Rage. Sein herrischer Ton missfiel ihr. Yorke missfiel ihr. Mit ihm konnte man nicht reden.
„Ach, zur Hölle mit Ihnen!“, rief Sabina unbeherrscht, schloss ihren Wagen auf und stieg ein.
Offensichtlich wollte Yorke auch nicht länger mit ihr reden. „Guten Appetit beim Essen
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