Julia Exklusiv 0180
gewesen. Deshalb hielt ich es für besser, ihr nicht zu widersprechen.“
„Das hat ihr sicher gut gefallen“, meinte Yorke halblaut, und seine Mutter sah ihn zugleich empört und liebevoll an, bevor sie sich wieder Sabina zuwandte.
„Ich kann Ihnen gar nicht beschreiben, wie begeistert wir über die Verlobung sind, Sabina.“ Sie blickte auf deren Hand. „Wie schön, dass Sie den Ring nicht zu altmodisch finden.“
„Und es macht Ihnen nichts aus?“, fragte Sabina befangen.
„Was denn?“, fragte Mrs. Mackinnon verwundert.
„Sabina dachte, du hättest vielleicht gern Großmutters Ring gehabt“, warf Yorke geistesgegenwärtig ein.
„Oh nein, wirklich nicht. Ich freue mich, dass Sie ihn tragen, Sabina.“
Sabina fühlte sich schon schlimm genug wegen der ständigen Heuchelei, aber Mrs. Mackinnons nächste Frage stürzte sie in noch größere Verlegenheit.
„Wann wollt ihr die Verlobung denn offiziell bekannt geben?“
„Wie bitte? Offiziell …“
„Ich meine, die Verlobungsanzeigen an die Zeitungen schicken“, erklärte Mrs. Mackinnon.
Du lieber Himmel, meine Eltern werden ja einen Herzschlag bekommen, wenn sie unerwartet in der Zeitung lesen, dass ich mich verlobt habe, dachte Sabina. „Wir können es noch nicht offiziell bekannt geben“, erwiderte sie unüberlegt und blickte Hilfe suchend zu Yorke.
Der schaute sie aber nur so arrogant von oben herab an, als wollte er sagen: Du hast dich selbst in die Lage manövriert, also sieh zu, wie du deine Haut rettest, du unverschämtes Ding.
„Es ist nämlich so“, redete Sabina stockend weiter. „Mein Vater … ist ein bisschen …“ Sie hüstelte, wünschte sich sehnlichst ein Mauseloch, um sich darin zu verkriechen – und sprach gezwungenermaßen weiter. „Also, ihm ist die Verlobung nicht recht.“
Yorke und seine Eltern sahen sie ungläubig an. Immerhin waren die Mackinnons eine wohlhabende und angesehene Familie.
„Er wird sich bestimmt bald an den Gedanken gewöhnen“, fügte Sabina aus dem Stegreif hinzu und verwünschte die Notwendigkeit, schon wieder lügen zu müssen. „Ich bin nämlich seine einzige Tochter … überhaupt das einzige Kind. Manche Väter brauchen eben Zeit. Deshalb wollen Yorke und ich vorerst keine Anzeigen verschicken.“
„Sie sind sozusagen noch immer Daddys kleines Mädchen“, meinte Mr. Mackinnon verständnisvoll. „Ihre Eltern lieben Sie wohl sehr?“
„Ja, das stimmt.“ Sabina lächelte. Dabei musste sie wenigstens nicht schwindeln.
„Hast du denn alle Einkäufe erledigen können, Schatz?“, fragte Yorke nun.
Danke, mein Herr, Sie waren mir bisher eine große Hilfe, dachte Sabina ironisch. Jetzt erst, da sie sich fühlte, als hätte man sie durch die Mangel gedreht, wechselte er das Thema.
„Ja, ich habe es gerade noch geschafft“, antwortete sie.
„Soll ich dir jetzt dein Zimmer zeigen?“, bot Yorke höflich an.
Geh zur Hölle, dachte sie, lächelte aber. „Ja, ich möchte mich gern frisch machen.“ Sie schaute seine Eltern an und war froh darüber, ihnen keine weiteren Lügen erzählen zu müssen. Sie beabsichtigte nämlich, so lange auf dem Zimmer zu bleiben, bis Yorkes Eltern weggefahren waren.
Sie wollte sich gerade verabschieden, da machte eine Bemerkung von Yorkes Mutter ihre verfrühte Hoffnung zunichte.
„Da wir zum Abendessen bleiben, gehe ich Hazel in der Küche helfen“, sagte Dorothea Mackinnon. „Sie wird es zwar nicht wollen, aber sei’s drum.“
Yorkes Eltern gingen ins Haus, und Sabina eilte zum Auto, um ihre Einkäufe zu holen. Ihre Gedanken waren völlig in Aufruhr.
Yorke wartete auf sie und begleitete sie dann ins Haus.
„Soll ich deiner Großmutter sagen, dass ich wieder zurück bin?“, fragte Sabina höflich, obwohl sie am liebsten kein Wort mehr mit Yorke gewechselt hätte.
„Nein, sie ist in ihrem Zimmer und ruht sich aus“, antwortete er kurz angebunden.
Schon wieder hätte Sabina ihn am liebsten geschlagen, weil er so klang, als würde er mühsam seinen Zorn zügeln. Welches Recht hatte denn Yorke, zornig zu sein?
5. KAPITEL
Im oberen Stockwerk führte Yorke Sabina einen langen Flur entlang und öffnete an dessen Ende wortlos eine Tür. Dann trat er beiseite.
Sabina ging ins Zimmer, drehte sich um und wollte die Tür schließen, um Yorke endlich loszuwerden. Aber er war Sabina schon gefolgt.
„Würdest du mich jetzt bitte allein lassen, Yorke“, begann sie, ohne zu merken, dass sie wie selbstverständlich seinen Vornamen
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