Julia Exklusiv 0180
benutzte.
„Was für ein Spielchen treibst du hier eigentlich?“, fragte er wütend, ohne auf ihre Aufforderung einzugehen.
„Komm mir bloß nicht so!“, rief Sabina aufgebracht. „Ich war von Anfang an dagegen, mich mit dir zu verloben und …“
„Es war von Anfang an ausgemacht, dass du meine Großmutter nur ein einziges Mal besuchst“, unterbrach Yorke sie. Seine dunkelblauen Augen funkelten eisig. „Der einzige Grund, warum ich dich überhaupt in ihre Nähe gelassen habe …“
„Du hast mich gelassen?“, unterbrach Sabina ihn nun. „Soweit ich mich erinnere, hattest du die brillante Idee, ich solle sie besuchen.“
„Du solltest ihr aber nur den Ring zeigen, damit sie glaubte, es bestünde ein guter Grund, warum ich ihn ihr nicht zurückgebe.“
Der Gedanke daran, wie schlecht es Mrs. Fairfax gegangen war und dass ihr das ganze Täuschungsmanöver immerhin den Lebensmut zurückgegeben hatte, besänftigte Sabina.
Aber nur so lange, bis Yorke wütend fragte: „Was hast du dir also dabei gedacht, einfach hierherzukommen, sobald ich dir den Rücken zudrehe, und …“
„Was? Ich wusste ja nicht mal, dass du nicht in England bist, bis mich deine Großmutter gestern anrief und mich hierher eingeladen hat!“ Sabinas Stimme klang fast schrill vor Wut.
„Und du konntest es kaum erwarten, hierherzufahren und dich bei ihr lieb Kind zu …“
„Jetzt hör mir mal gut zu, du Schuft“, rief Sabina, fast außer sich. „Ich weiß ja nicht, mit was für Frauen du dich normalerweise abgibst. So, wie ich dich kennengelernt habe, müssten sie allerdings mal ihren Verstand überprüfen lassen, wenn sie dich längere Zeit aushalten. Jedenfalls gibt es keinen einzigen Grund, warum ich mich bei deiner Großmutter oder sonst jemand einschmeicheln sollte.“
Sie atmete tief durch, ihre Augen schienen Funken zu sprühen. „Ich bin heute nur hergekommen, weil ich so wenig an Heuchelei und Tricks gewöhnt bin – ganz im Gegensatz zu dir –, dass mir auf die Schnelle keine Ausrede einfiel, die Einladung abzusagen. Nach dem Telefonat mit deiner Großmutter habe ich sogar deine Sekretärin angerufen, aber sie wollte mir Mrs. Fairfax’ Nummer nicht geben. Was konnte ich also tun? Deine Großmutter klang irgendwie so einsam und …“
„Einsam!“, rief Yorke. „Die Hälfte der Dorfbevölkerung geht ständig bei ihr ein und aus.“
„Woher sollte ich das wissen?“, verteidigte Sabina sich. „Ich wusste nur, dass du in Japan bist und Rod sich irgendwo in Brasilien aufhält. Ob sie sich mit deinen Eltern versteht, konnte ich nicht einmal ahnen. Also hätte deine Großmutter tatsächlich …“
„Das klingt nicht sehr glaubwürdig“, meinte Yorke schroff.
„Glaub doch, was du willst“, erwiderte Sabina hitzig. „Ich habe dir ehrlich den Grund genannt, warum ich hier bin.“
„Weil meine Sekretärin dir nicht die Telefonnummer meiner Großmutter geben wollte und du es nicht ertragen hast, die alte Dame hier einsam und allein zu lassen?“, hakte Yorke zweifelnd nach. Oder schwang da noch ein anderer Ton in seiner Stimme mit? Jedenfalls war Yorke nicht mehr ganz so wütend.
Aber das war Sabina egal. „Genau“, antwortete sie kühl. „Ich wurde die Vorstellung nicht los, wie deine Großmutter sich allein abmüht, Tee für mich zu machen. Ich wusste ja nicht, dass sie eine Haushälterin hat. Wie hätte ich deine Großmutter einsam wartend hier sitzenlassen können? Nur ihr zuliebe bin ich gekommen, nicht meinetwegen“, fügte sie hölzern hinzu und merkte, dass Yorke sie freundlich ansah. Das verunsicherte sie mehr als seine Wut.
„Du hast dir ihretwegen Sorgen gemacht?“, fragte er gleichmütig. Wenigstens klang er nicht länger schroff.
Das hatte eine seltsame Wirkung auf Sabina. Sie fühlte sich Yorke gegenüber plötzlich nachgiebiger gestimmt. Da nun allerdings Gefahr bestand, dass er das ausnutzte, bekämpfte Sabina das Gefühl.
„Die Komödie hat lang genug gedauert“, meinte Sabina entschlossen. „Du sagst lieber allen Betroffenen, dass wir doch nicht verlobt sind.“
Yorke betrachtete sie aufmerksam, und seine Augen glitzerten. „Das werde ich tun – sobald du mir den Ring zurückgegeben hast.“
Wieder waren sie an einem Patt angelangt. Und da es keinen Zweck hatte, sich gegen Yorke zu wehren, überlegte sie, ob sie ihn vielleicht wenigstens in Verlegenheit bringen könne.
„Weißt du was, Yorke“, sagte Sabina freundlich, „ich glaube, dann werde ich es doch genießen,
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