Julia Exklusiv 0180
dass er sie abends zu Hause abholen würde.
„Ja, das klingt gut“, antwortete sie.
Als sie dann nach Hause kam, hatte sie allerdings weder Lust auf Theater noch auf ein anschließendes Essen. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass dadurch wenigstens wieder einige leere Stunden gefüllt wurden, in denen sie sich daran zu gewöhnen versuchte, mit ihrer verzehrenden Liebe für Yorke zu leben.
Das Theaterstück war gut. Sabina versuchte, sich darauf zu konzentrieren. Allerdings musste sie sich mehrmals zwingen, nicht schon wieder an Yorke zu denken. Trotzdem bekam sie von der Handlung genug mit, um einige intelligente Bemerkungen darüber zu machen, nachdem der Vorhang gefallen war und sie und Chris inmitten der anderen Besucher den Zuschauerraum verließen.
„Und jetzt gehen wir noch essen“, meinte Chris erfreut, als sie ins Foyer kamen.
„Haben Sie an ein bestimmtes Restaurant gedacht?“, erkundigte Sabina sich und lächelte gezwungen fröhlich. Chris konnte schließlich nichts dafür, dass er nicht Yorke war.
Was Chris antwortete, hörte sie allerdings nicht, denn sie bemerkte plötzlich, dass jemand sie eindringlich betrachtete. Bei genauerem Hinsehen erkannte sie Mrs. Mackinnon.
Was machte Yorkes Mutter denn hier, statt zu Hause in Surrey zu sein? Oh Himmel! Und neben Mrs. Mackinnon stand, wie ja zu erwarten gewesen war, ihr Mann.
Vor Verlegenheit hätte Sabina sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen. Wenigstens machte das allgemeine Gedränge es ihr unmöglich, zu Yorkes Eltern zu gehen und sich kurz mit ihnen zu unterhalten. Sabina brauchte ihnen auch nicht Chris Dawson vorzustellen, den Mrs. Mackinnon verwundert anblickte. Ganz offensichtlich hatte sie erwartet, dass Yorke Sabina ins Theater begleiten würde.
Chris legte ihr galant den Arm um die Schultern, um sie sicher durch die Menschenmenge zu steuern. Sabina entging nicht, dass Yorkes Mutter die Stirn runzelte, als sie das sah.
Höflich lächelte Sabina und winkte Yorkes Eltern kurz zu. Bestürzt fragte sie sich, wieso ihr bisher völlig ruhig verlaufenes Leben plötzlich so verwickelt und kompliziert war. Was, um Himmels willen, sollte sie jetzt tun?
Es machte sie schrecklich nervös, dass sie Yorkes Eltern vielleicht doch noch so nahe kommen würden, dass sie ihnen Chris vorstellen musste. Wie sollte sie das bloß bewerkstelligen? Und wie würde Chris reagieren, wenn Mrs. Mackinnon oder ihr Mann eine Bemerkung darüber machten, dass ihr Sohn mit ihr, Sabina, verlobt sei?
Ihre Befürchtungen erwiesen sich glücklicherweise als unnötig, denn Sabina sah Yorkes Eltern an diesem Abend nicht mehr.
Trotzdem konnte sie sich nicht entspannen. Die Panik ließ zwar nach und Sabina sagte sich, dass Yorkes Eltern jedes Recht hatten, gelegentlich nach London zu kommen und ins Theater zu gehen. Ihre Gefühle und Gedanken waren dennoch ein einziges Chaos.
Chris hatte in weiser Voraussicht einen Tisch in dem von ihm ausgesuchten Restaurant reservieren lassen, doch als sie sich zum Essen setzten, war Sabina in Gedanken anderswo.
„Sind Sie nicht hungrig?“, erkundigte Chris sich.
Sie riss sich zusammen und ermahnte sich, netter zu Chris zu sein. In der letzten halben Stunde hatte sie kaum ein Wort zu ihm gesagt.
„Ich spare mir den Appetit für den Nachtisch auf“, erklärte Sabina munter. „Haben Sie die Auswahl an Desserts gesehen?“
Er akzeptierte die Ausrede. Sabina nahm sich zusammen und verdrängte – so gut es ging – ihre Sorgen. Damit konnte sie sich immer noch befassen, wenn sie wieder allein war.
Eineinhalb Stunden später brachte Chris sie gut gelaunt nach Hause. „Laden Sie mich noch zu einer Tasse Kaffee ein?“, fragte er hoffnungsvoll.
„Es war ein wirklich netter Abend, Chris, aber …“
„Sie wollen ihn nicht verderben, indem Sie ihn endlos ausdehnen, und wir haben erst vor Kurzem Kaffee getrunken“, ergänzte er den Satz.
„Ein andermal gern“, sagte Sabina ausweichend.
„Es wird von Mal zu Mal besser“, meinte er und lächelte, weil sie ihm gerade eine weitere Verabredung zugesichert hatte. Dann küsste er Sabina auf den Mund und brachte sie zur Tür. „Bis nächste Woche, Sabina“, verabschiedete er sich, denn sie hatte ihn inzwischen informiert, dass sie am Wochenende wieder ihre Eltern besuchen wolle.
„Ja, bis dann“, bestätigte sie und wünschte sich, sie hätte sich auf kein weiteres Treffen eingelassen. Sie mochte Chris wirklich gern, aber …
Sobald sie allein war, überfielen die
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