Julia Exklusiv 0180
verwarf die Idee augenblicklich. Meine Güte, ich muss verrückt sein, tadelte Sabina sich. Wahrscheinlich war Yorke tatsächlich im Ausland … Und falls nicht, hatte er sicher kein Interesse, spätnachts noch seine Post zu sichten, wenn er nach einem angenehmen Abend in Begleitung einer großen, schlanken Blondine nach Hause kam.
Sabina beschloss, endlich ins Bett zu gehen. Und dann setzte sie sich doch unwillkürlich an den Schreibtisch. Na gut, also würde sie eine Nachricht schreiben, diese aber keinesfalls persönlich bei Yorke abliefern, sondern mit der Post schicken. Falls seine Mutter ihn anrief, bevor der Brief eintraf, dann musste Yorke eben selber sehen, wie er sich aus der Affäre zog. Das würde ihm nur guttun.
Unverblümt schrieb Sabina, sie sei mit einem Kollegen im Theater gewesen und habe seine, Yorkes, Eltern dort gesehen. Wegen des Gedränges im Foyer habe sie seine Eltern nicht begrüßen und ihnen ihren Begleiter nicht vorstellen können, sondern ihnen nur zugewinkt.
Nachdem sie den kurzen Brief geschrieben hatte, steckte sie ihn in einen Umschlag und adressierte diesen.
Und da Sabina Yorke liebte – auch wenn sie momentan ungeheuer wütend auf ihn war – und ihn vor Unannehmlichkeiten bewahren wollte, versuchte sie nochmals, ihn anzurufen. Immerhin war es inzwischen fast halb zwei Uhr nachts – und sie war hellwach.
Wieder wurde nicht abgehoben. Vielleicht sollte sie den Brief doch persönlich bei Yorke abliefern?
Draußen war es still und noch immer drückend schwül, als Sabina zu ihrem Auto ging. Jeden Moment konnte das Gewitter losbrechen, dessen war sie sich sicher. Das bereitete ihr allerdings kein Kopfzerbrechen. Ihr ging es jetzt nur darum, den Brief zu Yorke zu bringen, weil sie danach vielleicht endlich schlafen konnte.
8. KAPITEL
Sabina fand ohne Probleme das Haus, in dem Yorke wohnte. Es war ein elegantes Gebäude in einem vornehmen und ruhigen Stadtviertel. Von Weitem erklang Donnergrollen, als sie aus dem Auto stieg, aber noch regnete es nicht.
Einige Stufen führten zum Eingang des exklusiven Apartmenthauses. Sie wollte gerade hinaufgehen, als sie hinter sich Schritte hörte.
Sabina wirbelte herum, denn ihr sechster Sinn warnte sie, wer da kam.
„Sabina!“, rief Yorke überrascht und blieb vor ihr stehen. Im Licht der Laterne konnte sie sein Gesicht genau sehen. Er wirkte besorgt. „Was ist denn los?“, fragte er eindringlich. „Ist etwas passiert?“
Einen Augenblick lang kam es ihr so vor, als wäre es ihm nicht gleichgültig, dass sie morgens um zwei auf seiner Schwelle stand und offensichtlich Probleme hatte. Sie wusste jedoch nicht, was sie sagen sollte.
„Komm mit rein“, forderte Yorke Sabina auf. Anscheinend übernahm er deshalb das Kommando, weil er vermutete, dass sie unter Schock stehe.
Und so fühlte sie sich auch. Sie hatte nicht erwartet, Yorke zu sehen, obwohl er doch hier lebte … Liebe macht anscheinend nicht nur blind, sondern auch dumm, überlegte Sabina. Ihr wurde warm ums Herz, als sie feststellte, dass er da war, die elegante Blondine, mit der sie ihn in dem Restaurant gesehen hatte, allerdings nicht.
Sabina war so in Gedanken versunken, dass sie kaum merkte, wie Yorke sie in die Eingangshalle und zum Lift führte, nachdem er dem Portier zugenickt hatte.
Bevor Sabina richtig wusste, wie ihr geschah, fuhr sie schon im Lift aufwärts. Sie riss sich zusammen und konnte endlich wieder klar denken.
„Eigentlich ist nichts wirklich Schlimmes passiert“, erklärte sie rasch. Warum nur hatte sie Yorke nicht einfach den Brief in die Hand gedrückt und war sofort wieder verschwunden?
„Wie beruhigend, das zu hören.“ Yorke lächelte. Er wirkte absolut gelassen.
Hingegen war Sabina völlig durcheinander. Sie liebte sein Lächeln und seine …
„Da sind wir“, verkündete er ruhig.
Plötzlich kam Sabina sich wie eine absolute Närrin vor.
„Hör mal, Yorke, ich habe offensichtlich aus einer Mücke einen Elefanten gemacht“, entschuldigte sie sich hastig und wollte nur noch dieses Haus verlassen und nach Hause flüchten.
„Das macht nichts“, erwiderte Yorke beiläufig und führte sie zu seiner Wohnung. „Und wenn du schon da bist, bleibst du doch wenigstens noch ein bisschen. Ich mache dir ein Sandwich“, versuchte er Sabina zu überreden, während er aufsperrte und sie in das geschmackvoll eingerichtete Apartment führte.
Am liebsten hätte sie gelacht – ob über seine humorvolle Bemerkung oder aus reiner Nervosität,
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