Julia Exklusiv 0180
wusste sie nicht. „Ach, du bist wohl daran gewöhnt, um diese Tages- oder eher Nachtzeit Sandwiches zu machen?“, fragte Sabina.
„Das hängt ganz davon ab.“ Er lächelte, und seltsamerweise war Sabina – obwohl sie wusste, worauf er anspielte – nicht eifersüchtig oder missmutig, sondern wie betört.
„Ich habe schon zu Abend gegessen“, sagte sie dennoch abwehrend.
„Offensichtlich nicht zu Hause“, bemerkte er und musterte ihr elegantes blaues Kostüm.
Das klang wie ein Tadel, was ihr nicht gefiel. Allerdings gestand Sabina sich ein, dass sie auf seine Bemerkungen immer überempfindlich reagierte.
„Du warst ja anscheinend auch unterwegs“, erwiderte sie – und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, als er sie scharf ansah. „Ich habe heute Abend nämlich mehrmals versucht, dich anzurufen“, fügte sie verlegen hinzu.
„Ach, es gibt also doch Probleme?“, fragte er, und bevor sie antworten konnte, sagte er: „Setz dich doch.“
Da Sabina gerade vor dem einen der beiden Sofas im Wohnzimmer stand, tat sie es. Es war sowieso ein guter Vorschlag, denn sie fühlte sich seltsam schwach.
„Na ja, ich würde es nicht unbedingt ein Problem nennen. Eher …“, begann sie stockend. Um Himmels willen, was war nur mit ihr los? Warum überreichte sie Yorke nicht einfach den Brief und verschwand wieder? Sie beobachtete, wie Yorke sich entspannt auf das Sofa ihr gegenüber setzte. Plötzlich fühlte sie sich nicht mehr so verkrampft und nervös, da er es anscheinend nicht eilig hatte, sie loszuwerden.
„Also, ich war heute Abend im Theater und …“, berichtete Sabina.
„Nicht zum Essen?“, unterbrach Yorke sie.
„Doch. Zuerst im Theater und anschließend in einem Restaurant“, korrigierte sie sich. „Willst du wirklich alle Einzelheiten bis zum letzten i-Punkt wissen?“, fragte sie dann gereizt.
„Irgendetwas macht dich nervös“, bemerkte Yorke und traf damit mitten ins Schwarze.
Am liebsten hätte sie ihm etwas an den Kopf geworfen.
„Natürlich bin ich jetzt nicht die Ruhe selbst. Du müsstest doch wissen, dass ich normalerweise Männer nicht morgens um zwei Uhr in deren Wohnung besuche“, rechtfertigte Sabina sich.
„Ach, ich dachte, du seist deswegen nervös, weil du befürchtest, ich könnte dich …“
„Pah“, erwiderte sie verächtlich und hasste Yorke glühend, als er lachte. „Ich kam also gerade aus dem Zuschauerraum des Theaters“, nahm sie das eigentliche Thema wieder auf, „als …“
„Warst du allein, Sabina?“
„Glaubst du etwa, ich ginge allein ins Theater? Das ist doch nicht sehr wahrscheinlich, oder?“, fragte sie herausfordernd.
„Oh, entschuldige. Warst du mit Oliver dort?“
„Nein, mit Chris“, antwortete Sabina und fragte sich unwillkürlich, wie Yorkes Blondine heißen mochte. Plötzlich durchzuckte heiße Eifersucht Sabina. Nein, den Namen ihrer Rivalin wollte sie gar nicht wissen. „Jedenfalls war es dann so, dass Chris und ich … ach, was soll’s. Ich habe hier einen Brief, der dir alles erklärt“, sagte sie ausweichend. „Den wollte ich in deinen Postkasten stecken, da ich nicht damit rechnete, dich heute noch zu sehen. Schließlich hast du dich den ganzen Abend lang nicht am Telefon gemeldet, als ich dich anzurufen versuchte.“
Das schien eher wie eine Frage als ein Vorwurf geklungen zu haben, denn Yorke antwortete: „Ich war bei einem Geschäftsessen, das sich endlos in die Länge zog. Anschließend bin ich ausgiebig spazieren gegangen, um die überzähligen Kalorien wieder loszuwerden.“
Ach ja, mitten in der Nacht. Das klingt ja wirklich überzeugend, dachte Sabina ironisch.
„Jedenfalls ist dein Problem so dringend, dass du beschlossen hast, zu mir zu kommen, als ich nicht ans Telefon ging. Oder irre ich mich?“, fragte er eindringlich.
„Ja, so ungefähr war es“, erwiderte Sabina. Auf das eigentliche Thema war sie noch immer nicht zu sprechen gekommen, wie ihr auffiel. Dabei war sie schon ziemlich lange hier mit Yorke in seiner Wohnung.
„Was ist denn nun dein Problem?“, erkundigte er sich.
Oh je, nun ging es zur Sache. „Dass deine Eltern heute Abend ebenfalls in demselben Theater waren“, erklärte Sabina rasch.
Das brauchte sie nicht weiter zu erläutern, denn Yorke erkannte sofort den wesentlichen Punkt der Angelegenheit. „Hast du deinen Begleiter meinen Eltern vorgestellt?“
„Nein. Weil ich überhaupt nicht mit ihnen gesprochen habe. Wir waren nämlich auf dem Weg nach draußen,
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