Julia Exklusiv 0180
geweckt wie sicher kein anderer vor mir und …“ Yorke verstummte und schaute sie eindringlich an.
Sabina sah nur noch ihn, und als er ihr die Lippen auf den Mund presste, konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Yorke zog sie dicht an sich. Da sie ihn liebte, erwiderte sie den Kuss hingebungsvoll. Und ein einziger Kuss war ihr nicht genug. Es war herrlich, von Yorke umarmt zu werden – von ihm geliebt zu werden … aber das tat er ja nicht.
Sabina versuchte, nicht daran zu denken. Im Moment war es gleichgültig, ob Yorke sie liebte. Hauptsache, er war bei ihr. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seit er sie das letzte Mal umarmt hatte. Und sie brauchte das tröstliche Gefühl, das sie jetzt empfand.
Sabina spürte seinen festen Körper an ihrem, als sie sich an ihn schmiegte. Yorke streichelte sie und küsste sie sanft auf den Hals.
Ihre Sinne gerieten in Aufruhr, und heißes Verlangen durchflutete sie. Dennoch meldete sich der unwillkommene Gedanke, dass Yorke sie nicht liebte, gerade als er ihr den Kimono von der Schulter schob und zarte Küsse auf die nackte Haut drückte.
Und obwohl Sabina nicht denken, sondern nur die erregenden Liebkosungen genießen wollte, stieß sie Yorke weg. Sie trat sogar einen Schritt zurück. Ihr war, als wäre sie nur eine Marionette, die vom Unterbewusstsein gelenkt wurde.
Yorke ließ die Arme sinken und sah Sabina ungläubig an.
Hochmütig sagte sie: „Ich habe zugestimmt, so zu tun, als wären wir verlobt. Aber nicht mehr. Würdest du jetzt bitte gehen?“
Zornig blickte er sie an und konterte vernichtend: „Falls ich jemals mehr von dir will, meine Süße, werde ich es dich wissen lassen.“ Dann ging er hinaus.
Nachdem er die Tür geschlossen hatte, sank Sabina auf einen Sessel. Sie fühlte sich wie am Boden zerstört. Stundenlang saß sie da. Nun war sie sich sicher, dass Yorke sie gelegentlich erotisch anziehend fand – aber mehr nicht.
Flüchtige Augenblicke der Sinnlichkeit waren alles, was sie erwarten konnte. Zu etwas anderem würde er sich nie hinreißen lassen. Er würde sich nie in sie verlieben. Nicht, solange er bei klarem Verstand war. Das hatte sie sich ja schon gedacht. Warum tat die Erkenntnis dann trotzdem so schrecklich weh?
Sabina entdeckte, dass das Leben auch bei Liebeskummer weiterging. Zwar wäre sie am liebsten irgendwohin geflohen und hätte sich wie ein verwundetes Tier versteckt, weil es ihr schmerzhaft klar geworden war, dass Yorke nichts von ihr wollte – aber das Leben ging seinen gewohnten Gang weiter.
Das hieß, eins wollte Yorke ja doch von ihr – den Ring. Und den konnte sie ihm unmöglich geben. Wieder wünschte sie, dass Natalie anrufen würde, aber darauf bestand wenig Hoffnung. Natalie, die liebte und geliebt wurde, reiste um die Welt mit dem Menschen, mit dem sie am liebsten zusammen war, erlebte Abenteuer und dachte wahrscheinlich überhaupt nicht an London.
Am frühen Donnerstagabend rief Sabina ihre Mutter an. „Hallo, ich bin’s, Sabina“, meldete sie sich betont fröhlich, obwohl sie ein unbehagliches Gefühl verspürte.
„Hallo! Ich wollte dich gestern Abend schon anrufen“, sagte ihre Mutter.
Sabina hielt den Atem an. Hatte Yorkes Mutter inzwischen doch mit ihr telefoniert? Nein, es ging um ein alltägliches Thema. Mrs. Mackinnon schien sich, auf Yorkes Bitte hin, tatsächlich zurückzuhalten und die Verlobungsfeier aufzuschieben.
„Ist es dir recht, wenn ich am Wochenende komme?“, fragte Sabina ihre Mutter aufatmend.
„Wann hast du jemals fragen müssen? Natürlich ist es uns recht“, antwortete Mrs. Constable.
Nachdem Sabina sich verabschiedet und den Hörer aufgelegt hatte, sagte sie sich, dass ihre Mutter sich gewiss nicht mit einem Telefonat begnügen würde, wenn sie auch nur ahnte, was im Leben ihrer Tochter vorging. Nein, dann würde Mrs. Constable schneller als ein Pfeil nach London eilen.
Wieder einmal schlief Sabina schlecht, und allmählich wurde sie verzweifelt. Manchmal wollte sie Yorke unbedingt wiedersehen und wunderte sich darüber, da seine letzte Bemerkung ja so gehässig und verletzend gewesen war.
Zu anderen Zeiten meldete sich ihr Stolz, und sie war entsetzt, dass sie so charakterschwach war, sich nach einem Mann zu sehnen, der von ihr nichts wissen wollte. Dann hätte sie Yorke den Ring am liebsten zurückgegeben und der ganzen Sache damit ein Ende bereitet. Danach erst kann ich mein Leben wie gehabt weiterführen, dachte Sabina.
Sie hasste Yorke und liebte ihn
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