Julia Exklusiv 0180
hatte Peggy unter Kichern berichtet. „Man munkelt, er habe die beiden richtig zusammengestaucht, weil sie ihre Hauptdarstellerin in einem unzumutbaren Quartier untergebracht hatten. Jedenfalls sollen Dave Green und Peter Danvers mit reichlich betretenen Gesichtern das Büro des Schlossherrn verlassen haben.“
Lois hatte sich jeglichen Kommentars enthalten, war jedoch mit dem Zimmerwechsel einverstanden und sofort mit Sack und Pack in ihre neue Unterkunft umgezogen, die sich in dem von Lord Ratcliffe bewohnten Flügel des Schlosses befand.
Zweifellos lässt es sich hier wesentlich besser leben, dachte Lois, während sie ihre neue Umgebung neugierig unter die Lupe nahm. Alles war licht und hell. Die Wände waren zur Hälfte holzgetäfelt und mit cremefarbener Shantungseide tapeziert. Derselbe Farbton fand sich auch als Passe an den blassblauen Seidenvorhängen des Bettes, das mit dem Monstrum im roten Zimmer in keinster Weise vergleichbar war. Dieses Bett war aus hellem Holz gearbeitet, von zierlicher Eleganz und hatte einen blassblauen Baldachin mit cremefarbenen Fransen. Die beiden bequemen Polsterstühle an einem der großen Fenster hatten einen Überzug im selben Blau, während der dicke Teppich ebenfalls cremefarben war.
Doch wenngleich Lois sich in der neuen Unterkunft bedeutend wohler fühlte und vor allem die Annehmlichkeiten des modernen Badezimmers genoss, so waren damit noch lange nicht ihre wirklichen Probleme gelöst.
Noch immer saß ihr der Schreck über das unerwartete Wiedersehen mit Rob in den Gliedern. Und es machte die Situation nicht einfacher, dass seine männliche Anziehungskraft auf sie ungebrochen war. Wieso nur hatte er ihr verschwiegen, dass er einen Adelstitel und dieses riesige Schloss besaß?
Andererseits war sie ihm gegenüber auch nicht gerade mitteilsam gewesen. Und was ihren Vornamen betraf, so hatte man sie zwar „Eloise“ getauft, doch jeder kannte sie nur als „Lois“. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie Rob ebenso wenig über sich verraten hatte wie er ihr über seinen familiären Hintergrund.
Doch darum ging es jetzt gar nicht. Ihr Problem war vielmehr, dass sie von Rob ein Kind bekam und er es auf keinen Fall erfahren durfte.
Sol Weiser, der nichts mehr fürchtete als einen möglichen Skandal, hatte natürlich wissen wollen, von wem sie schwanger war. Es war ihr gelungen, ihn zu beruhigen, indem sie versicherte, dass der Vater ihres Kindes nichts mit dem Showgeschäft zu tun habe und die Affäre mit ihm längst beendet sei.
Damals hatte das der Wahrheit entsprochen. Nun aber hatte sich die Situation dramatisch verändert. Falls Sol erfuhr, dass der Besitzer des Landgutes, auf dem die Dreharbeiten stattfanden, der Vater ihres ungeborenen Babys war, würde er seine Mitfinanziers bestimmt überzeugen, das ganze Projekt abzublasen, um nicht ins Gerede zu kommen oder gar einen Flop zu landen.
Wenn es dir gelingt, dein Geheimnis bis zum Abschluss der Dreharbeiten zu wahren, hast du es geschafft, versuchte Lois sich Mut zu machen. Du musst nur sechs Wochen durchhalten. Sobald du im Flugzeug nach Hause sitzt, kann es dir egal …
Sie schreckte aus ihrer Grübelei auf, als es plötzlich laut klopfte. Gleich darauf ging die Tür auf, und Emily kam ins Zimmer. „Dad hat Angst, Sie könnten sich verlaufen. Deshalb hat er mich gebeten, Ihnen den Weg nach unten zu zeigen.“ Das junge Mädchen sah sich neugierig um. „Hier sieht es schon viel besser aus, finden Sie nicht?“
„Allerdings!“ Lois legte die Bürste aus der Hand und begutachtete mit einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel ihr dezentes Make-up, ehe sie aufstand. „Richte bitte deinem Vater aus, dass ich ihm für die Umquartierung sehr dankbar bin“, setzte sie hinzu, entschlossen, künftig so wenig Kontakt wie nur möglich mit Rob zu halten.
Leider wurde daraus nichts. Emily informierte sie darüber, dass ihr Vater am Dinner teilnehmen werde und sie sich persönlich bei ihm bedanken könne. „Sie sehen einfach toll aus!“, meinte das junge Mädchen und musterte mit kindlicher Bewunderung Lois’ schicken kobaltblauen Seidenoverall. „Echt super!
„Ich habe meiner besten Freundin am Telefon von Ihnen erzählt“, plapperte das junge Mädchen munter weiter, als sie das Zimmer verließen. „Sie ist vor Neid fast geplatzt! Und Mom erst! Sie kann es kaum mehr erwarten, die Bekanntschaft der Filmleute zu machen.“
Oh nein! dachte Lois. Die Aussicht, auch noch Robs Frau kennenzulernen,
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