Julia Exklusiv 0180
armen, einsamen Mann zu haben.“ Martina seufzte und tupfte sich mit einem weißen Spitzentaschentuch die Augen ab.
Doch Lois war nicht von gestern! Sie hatte keine einzige Träne in den kalten grünen Augen der Blondine gesehen, und ihr war auch nicht deren kühler, abschätzender Blick entgangen.
Sie hätte alles nur für ein schlechtes Schmierentheater gehalten, wenn Martina Rob nicht mit denselben Worten zitiert hätte, die er auch bei ihr, Lois, benutzt hatte. „Hab Mitleid mit einem armen, einsamen Mann“, hatte er sie damals angefleht. Höchste Zeit, dass er sich einen anderen Spruch einfallen ließ!
Lois legte die Haarbürste aus der Hand und drehte sich auf ihrem Hocker um. „Ob Sie zu Ihrem Exmann zurückgehen sollen, müssen allein Sie entscheiden“, erklärte sie energisch. „Ich bin jedenfalls die Letzte, die Ihnen in dieser sehr persönlichen Angelegenheit raten kann, da ich noch nie verheiratet war.“
„Aber es ist so schwierig, das Richtige zu tun“, entgegnete Martina seufzend. „Mir geht es vor allem um Emily, und da Rob gestern geschworen hat, dass er immer nur mich geliebt und nie vergessen hat, wie glücklich wir miteinander waren, ist es wohl für uns alle das Beste, wenn ich zu ihm zurückgehe. Glauben Sie nicht auch?“
Lois zuckte gleichmütig die Schultern. Nur ja nicht zeigen, wie ihr wirklich zumute war. Auf keinen Fall wollte sie dieser schrecklichen Frau die Genugtuung gönnen, mit Ratlosigkeit oder gar Verzweiflung auf deren widerliches Theater zu reagieren.
Es gab für Lois keinen Zweifel, dass Martina nur aus einem einzigen Grund in ihr Zimmer gekommen war: sie zu warnen, ihr bei ihrem Exmann nicht in die Quere zu kommen.
„Nun, nach allem, was Sie mir erzählt haben, scheint es tatsächlich die beste Lösung für alle Beteiligten zu sein“, meinte Lois. „Ganz bestimmt benötigt Emily die Liebe und Fürsorge beider Elternteile. Und wenn Sie selbst zu dem Opfer bereit sind, sich mitleidsvoll Ihres Exmannes anzunehmen, dann ist Ihre Entscheidung sicher richtig.“
Lois lächelte und fügte noch mit leiser Ironie hinzu: „Es wäre wirklich grausam von Ihnen, den armen, einsamen Mann noch länger schmachten zu lassen. Abgesehen davon, würden Sie sich selber auch noch einen kleinen Gefallen tun.“
„Ich … verstehe nicht ganz?“
„Zwar bin ich mit den Gesetzen der britischen Aristokratie nicht vertraut, aber wenn Sie Ihren Exmann heiraten, dürfen Sie sich doch wohl Lady Ratcliffe nennen, nicht wahr? Bei uns in den Staaten fliegen die Menschen auf solche Titel. Ich kenne viele Leute in Hollywood, die alles tun würden, um einen Adelstitel zu ergattern!“
Bestimmt hatte diese Überlegung Martina in ihrer Entscheidung beeinflusst, aber es behagte ihr ganz offensichtlich nicht, dass Lois auf diesen Punkt hinwies. Und es schien sie auch leicht zu verwirren, dass Lois ihrem, Martinas, Entschluss fast begeistert zustimmte. Hatte sie sich etwa in der rothaarigen Schauspielerin getäuscht? War diese womöglich gar nicht an Rob interessiert? Martinas Gesichtszüge verrieten nur allzu deutlich, was sie dachte.
Lois stand auf, ging zur Tür und öffnete sie. „Tut mir leid, aber ich muss mich für die nächsten Aufnahmen fertig machen“, entschuldigte sie sich lächelnd. „Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig helfen. Viel Glück!“, fügte sie noch freundlich hinzu und stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, nachdem sie die Tür hinter Martina zugemacht hatte.
Eine halbe Stunde später ging Lois, noch immer wütend, in ihrem Zimmer auf und ab und wusste nicht, was sie von alledem halten sollte.
Fest stand, dass entweder Rob oder Martina ihr einen Sack voll Lügen aufgetischt hatten. Nur zu gern hätte sie geglaubt, dass die berechnende Blondine die Lügnerin war, aber andererseits musste Rob seinen Spruch vom „armen, einsamen Mann“ auch gegenüber seiner Exfrau verwendet haben.
Nur gut, dass sie bereits etwas unternommen hatte, um ihn künftig auf Abstand zu halten. Und was Martina betraf, so gab es ebenfalls Möglichkeiten, sich vor dieser höchst unangenehmen Frau zu schützen.
Lois machte auf dem Absatz kehrt und verließ eilends das Zimmer. Nachdem sie sich wie üblich ein paar Mal verlaufen hatte, gelang es ihr schließlich, Nora Barker ausfindig zu machen, Robs ehemaliges Kindermädchen.
„Danke für die leckeren Sandwiches“, begann sie, als Nora, die gerade einen großen, dicken Wollsocken stopfte, sie mit einem herzlichen Lächeln
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