Julia Exklusiv 0180
Picknickkorb auf der Treppe bereits erspäht.“ Er lächelte gequält. „Ich liebe meine Tochter wirklich über alles, aber im Moment würde ich ihr am liebsten den Hals umdrehen!“
Als Lois später langsam den Flur zu ihrem Zimmer entlangging, überlief es sie noch im Nachhinein heiß und kalt bei der Erinnerung daran, wie sie und Rob versucht hatten, so zu tun, als hätten sie in dem „Tempel“ nur eine harmlose Unterhaltung geführt.
Zum Glück hatte Emily Lois’ Erklärung geschluckt, ihre empfindliche Haut vertrage nur wenig Sonne und sie habe deshalb dort Unterschlupf gesucht.
Wahrscheinlich sollte ich der Kleinen sogar dankbar sein, dachte Lois jetzt schuldbewusst. Jedenfalls weiß ich nun, dass ich trotz aller guten Vorsätze nicht in der Lage bin, der fatalen Anziehungskraft ihres charismatischen Vaters zu widerstehen.
Sie beschloss, erst einmal kalt zu duschen, ehe sie sich danach erkundigte, wann sie heute Nachmittag zur Maske musste. Gedankenverloren öffnete sie ihre Zimmertür und blieb wie angewurzelt stehen.
„Ah, da sind Sie ja!“
Völlig perplex musterte sie die Blondine, die es sich in einem der blauen Polsterstühle bequem gemacht hatte. Es dauerte einige Sekunden, bis Lois sich von ihrer Überraschung erholt hatte. Was, um alles in der Welt, hatte diese Frau in ihrem Zimmer zu suchen?
Martina wartete erst gar nicht, bis ihr diese Frage gestellt wurde. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich so einfach bei Ihnen eingedrungen bin“, entschuldigte sie sich mit strahlendem Lächeln. „Aber ich wollte gern ein paar Worte privat mit Ihnen reden.“
„So?“ Lois ging zum Toilettentisch, setzte sich und begann, ihre Haare zu bürsten.
„Nun ja, es ist mir ein wenig peinlich“, versicherte Martina wenig glaubhaft und feuerte ein weiteres Hundert-Watt-Lächeln auf sie ab. „Die Sache ist die, ich habe ein Problem und dachte, eine so weltgewandte und lebenserfahrene Frau wie Sie könnte mir vielleicht einen guten Rat geben.“
„Einen Rat?“, wiederholte Lois und fragte sich, was, zum Teufel, Robs Exfrau von ihr wollte. Martina wirkte nicht wie jemand, der auf den Rat anderer hörte.
„Offen gesagt, ich befinde mich in einem Dilemma.“ Martina zuckte die Schultern. „Rob und ich machen uns Sorgen um unsere Tochter. Sicher, Emily ist ein nettes Mädchen, aber Sie wissen ja, wie schwierig Teenager in diesem Alter sind.“
Lois schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, da irren Sie sich“, entgegnete sie, drehte der Frau den Rücken zu und fuhr fort, ihre Haare zu bürsten. „Falls Sie einen Rat in Erziehungsfragen benötigen, sind Sie bei mir falsch.“
Sie bemerkte im Spiegel, wie Martina verärgert die Lippen zusammenpresste, da das Gespräch offenbar nicht den von ihr gewünschten Verlauf nahm. Sie überwand den leichten Unmut jedoch sofort wieder und ließ ein perlendes Lachen hören.
„Ich wollte von Ihnen keinen Rat in Erziehungsfragen“, sagte sie und winkte lässig ab. „Vielmehr wollte ich von Ihnen wissen, ob Sie mir raten würden, zu meinem Mann zurückzukehren?“
Daher also weht der Wind, dachte Lois grimmig. Man musste keine Intelligenzbestie sein, um zu erraten, weshalb Martina wirklich hier war.
Trotzdem sah Lois nicht ein, weshalb sie es dieser Frau leicht machen sollte, und so blickte sie Martina mit hochgezogenen Brauen an und fragte sichtlich erstaunt: „Ich verstehe nicht, wieso Sie da ausgerechnet auf mich kommen?“
„Weil es hier um Solidarität unter Frauen geht“, erklärte Martina. „Ich würde gern die Meinung einer anderen Frau hören. Ich wurde nämlich in dem Glauben erzogen, dass für ein Kind beide Elternteile wichtig sind“, fügte sie in scheinheiligem Ton hinzu.
„Das ist sicher richtig“, bejahte Lois mit ausdrucksloser Miene.
„Deshalb hatte ich ein so schlechtes Gewissen, als Rob mich bat, zu ihm zurückzukehren und mit ihm und Emily auf Ratcliffe Hall zu leben. Erst hier wurde mir so richtig bewusst“, sie wiegte sorgenvoll den blonden Kopf, „dass Rob und ich uns nie hätten scheiden lassen dürfen. Sicher, ich war damals jung und ungeduldig, und wenn ihm seine Arbeit nicht wichtiger gewesen wäre als seine junge Frau, wären wir bestimmt noch heute zusammen.“
„Nun, wenn Ihr Mann der Meinung ist, dass Sie beide einen zweiten Versuch wagen sollten …“
„Oh ja, das will er! Unter uns gesagt, ich war richtig gerührt, als er mich gestern Abend mit Tränen in den Augen gebeten hat, Mitleid mit einem
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