Julia Exklusiv 0227
Wind ihr Haar aus der Spange befreite, entspannte sich ihr eiserner Griff ums Lenkrad wieder. Sie beschleunigte den Wagen noch ein wenig, hob den Kopf, sodass ihr der Wind übers Gesicht strich, und lächelte.
„Schrecklich, finden Sie nicht?“, rief Nikos.
„Entsetzlich!“ Mari lächelte ihn strahlend an.
Nikos legte den Arm hinter Mari auf den Sitz. Ihr honigbraunes Haar wurde über seine Hand geweht, und er berührte es mit den Fingerspitzen. „Erstaunlich, was neue Erfahrungen bewirken können“, bemerkte er.
Mari streckte ihm die Zunge heraus.
Großartig! Weiter so! Du bist wirklich ein tolles Vorbild, Mari Lewis, wies sie sich im Stillen zurecht. Streck ihm ruhig die Zunge heraus und begib dich auf sein Niveau.
Es war Mari nicht möglich, eine strenge Miene zu machen. Die Fahrt machte ihr einfach zu viel Spaß.
Stavros wäre sicher entsetzt und würde glauben, sie sei ins feindliche Lager übergelaufen.
Das stimmt nicht, sagte sie sich.
Falls Stavros sie danach fragte, würde sie ihm erklären, dass sie einfach nur versuchte, Nikos’ Welt zu verstehen. Das half ihr immer dabei, sich in die Lage des Kindes zu versetzen. Wenn sie das Leben mit den Augen eines Kindes betrachtete, fiel es ihr leichter, ihm dabei zu helfen, sich zurechtzufinden.
Natürlich wusste sie nicht, ob diese Technik auch bei „Nick dem Herzensbrecher“ funktionieren würde, sagte sich aber, dass es zumindest wahrscheinlich sei.
Abgesehen davon war der Jaguar einfach traumhaft!
Mari war froh darüber, dass Nikos sie herausgefordert hatte, ihn zu fahren. Er war anders als alle anderen Autos, in denen sie je gesessen hatte. Aber Nikos war ja auch anders als alle Männer, die sie je geküsst hatte. Mari hatte geplant, nach Amagansett zu fahren und dann umzukehren, aber als sie die Stadt erreicht hatten, wollte sie nicht anhalten. Also fuhren sie weiter Richtung Montauk.
Dort endete die Landstraße, und Mari bremste. „Möchten Sie schon zurückfahren, oder wollen wir hier etwas essen?“, fragte sie.
„Mir ist nach Lunch zumute“, sagte Nikos lächelnd. Er bot einen aufregenden Anblick. Trotz der abziehenden Blutergüsse und Narben im Gesicht sah er gesund und vital aus – und war noch gefährlicher als der Jaguar.
Aber die Gefahr schreckte Mari nicht. Im Gegenteil, Mari fand sie reizvoll und verlockend. Sie war gespannt darauf, Nikos besser kennenzulernen.
Rein beruflich, selbstverständlich.
Na klar! Sicher! Mari wünschte, mehr Talent zum Selbstbetrug zu haben.
Nikos steuerte ein kleines Café am Strand an. Es lag etwas abseits und wurde offenbar kaum von Touristen besucht. Als Nikos eintrat, wurde er überschwänglich begrüßt.
„He, Nick! Darling! Wie geht es dir? Wir haben von deinem Unfall gehört.“ Die Kellnerin, eine ältere, vollbusige Frau lief auf ihn zu. „Was ist passiert?“
„Es war nur ein kleiner Zusammenstoß mit einem Baum“, antwortete Nikos entspannt.
„Wirklich?“ Die Frau sah besorgt aus. „In der Zeitung war ein Foto. Es sah ziemlich übel aus. Setz dich erst mal. Rollie, Nikos ist hier!“, rief sie zur Küche gewandt.
Ein kräftiger, etwa fünfzigjähriger Mann in Jeans und einem weißen Hemd blickte um die Ecke. „He, Nick! Wie geht’s?“
Nikos zuckte die Schultern. „Ganz gut.“
Rollie musterte ihn von oben bis unten. „Du siehst aber nicht gut aus.“ Dann warf er einen Blick auf Mari und grinste neugierig. „Im Gegensatz zu anderen Leuten.“ Er zwinkerte Nikos zu.
„Sie ist eine Bekannte meines Vaters.“
Rollie lachte. „Ja, sicher. Das sagst du doch nur, damit Anita nicht eifersüchtig wird.“
Mari vermutete, dass Anita die Kellnerin war. Sie war mindestens zwanzig Jahre älter als Nikos, fand ihn aber offenbar ebenso faszinierend wie sie, Mari. Es überraschte sie nicht. Nikos Costanides war ein Mann, der alle Frauen beeindruckte.
„Setzt euch“, sagte Rollie. „Was wollt ihr essen?“
Mari sah sich um. Es gab keine Speisekarten, nur eine Tafel, auf der die Tagesgerichte standen. „Was können Sie empfehlen?“, fragte sie.
„Den fangfrischen Fisch.“
„Dann nehme ich den Kabeljau“, sagte Mari. „Und einen Eistee.“
„Für mich dasselbe“, sagte Nikos der Kellnerin, „aber ich hätte gern ein Bier.“
„Kommt sofort, Darling“, antwortete sie. „Wollt ihr euch nach draußen setzen?“ Vor dem Café gab es eine windgeschützte Terrasse, auf der einige Tische standen. Nikos sah Mari an.
„Ja, bitte“, sagte sie.
Sie gingen
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