Julia Exklusiv 0227
ihr ausgegangen war.
Aber sie war für seinen Geschmack zu behütet und verklemmt. Julietta wurde von ihrer Familie ebenso streng überwacht wie Nikos’ Mutter in ihrer Jugend. Vermutlich hatte auch sie die lächerliche Ehe mit Stavros ihrer Familie zu verdanken.
Allerdings musste Nikos zugeben, dass man es ihnen nicht anmerkte. Stavros, Julietta und der kleine Alexander schienen eine glückliche Familie geworden zu sein. Und jetzt war ein weiteres Baby unterwegs.
Nikos dachte nur zähneknirschend an den neuen Nachwuchs seines Vaters.
Ihm war klar, dass er seinem Vater das Glück einer zweiten Ehe eigentlich gönnen sollte, so unvernünftig sie auch war. In ruhigen Momenten wünschte er ihnen auch Glück.
Hin und wieder hoffte er sogar, dass Stavros sich mehr um Alexander kümmern würde als um ihn, seinen älteren Sohn. Es würde Alexander gut tun, zu wissen, dass er seinem Vater nicht gleichgültig war. Es ging Nikos dabei nicht um das Glück seines Vaters. Stavros war ihm völlig egal.
Und er würde seine Meinung auch nicht ändern, nur weil ein hübsches Kindermädchen es ihm befahl!
Immerhin ist sie ein sehr hübsches Kindermädchen, dachte Nikos. Und sie hatte sich für ihn eingesetzt. Ganz davon zu schweigen, wie sie küsste.
Ein Ausflug mit Mari war bestimmt das Beste, was ihm seit Langem passiert war.
Der Ausflug mit Nikos war, wie Mari sich eingestand, nicht gerade ihr klügster Einfall, denn im Auto würde sie sich seiner Gegenwart nur noch bewusster sein als ohnehin schon.
Aber sie hatte keine Wahl. Sie musste Stavros auf Abstand halten, wenn sie Nikos und seinen Vater einander wieder näher bringen wollte.
Sie würde es schaffen!
Es war bemerkenswert, wie stark er auf sie wirkte. Ward und die anderen Männer, mit denen sie sich früher verabredet hatte, hatten nie solche Reaktionen in ihr hervorgerufen. Nicht dass es viele Männer gewesen wären.
Vielleicht hatte sie sich eben immer nur mit Versagern verabredet.
Nikos war ganz sicher kein Versager. Im Gegenteil.
„Sag einfach Nein, Liebes“, hatte Tante Em ihr zum Thema „Männer und Versuchung“ geraten.
Bisher war das für Mari nie ein Problem gewesen. Aber bis vor Kurzem hatte sie auch noch nie Nikos geküsst.
Es war ein Spiel mit dem Feuer. Reizvoll, verführerisch und gefährlich.
Kinder sollten nie mit Feuer spielen. Aber Mari war erwachsen und musste lernen, wie man mit Feuer umging, wie man es entzündete, anfachte und unter Kontrolle behielt.
Mari wartete mit Julietta und Alex beim Swimmingpool, bis Nikos geduscht und sich umgezogen hatte. Zur Feier des Tages trug er eine helle Leinenhose und ein dunkelrotes T-Shirt. Zum ersten Mal, seit er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte Nikos sich die Mühe gemacht, mehr als verwaschene Shorts anzuziehen.
Oder ein Handtuch. Nikos dachte lächelnd an den vergangenen Nachmittag.
Sein Vater sah immer aus, als wäre er gerade einem Modemagazin entstiegen, selbst in seiner Freizeit.
„Du musst immer ein Vorbild sein“, hatte Stavros unzählige Male gesagt.
Ein „Vorbild“ war das Letzte, was Nikos darstellen wollte, besonders in Gegenwart seines Vaters. Er hatte sich seit Jahren absichtlich betont lässig angezogen. Aber für das bezaubernde Kindermädchen, das traumhaft küssen konnte und für ihn eingetreten war, gab er sich ein wenig Mühe. Schließlich war er nur auf seinen Vater wütend, nicht auf sie.
Er konnte nicht feststellen, ob Mari seine elegante Kleidung zu schätzen wusste, denn sie unterhielt sich mit Julietta. Nikos blieb stehen, als ihm bewusst wurde, dass er Juliettas wissendes Lächeln und dumme Bemerkungen über sich würde ergehen lassen müssen, wenn er zum Pool hinüberging. Sicher fand Julietta die Idee, ihm, Nikos, ein Kindermädchen zu verpassen, „einfach zu komisch“.
Nikos biss die Zähne zusammen und wappnete sich gegen die Begegnung. Er hatte schon weitaus Schlimmeres überstanden.
Aber als Mari ihn kommen sah, verabschiedete sie sich von Julietta und lief auf Nikos zu.
Ein weiterer Punkt für das Kindermädchen. Nikos seufzte erleichtert auf und wartete auf sie.
„Entschuldigung“, sagte Mari ein wenig atemlos, „ich wollte Sie nicht warten lassen. Ich habe mich nur erkundigt, wie es Julietta geht.“ Auch Mari hatte sich dem Anlass entsprechend angezogen. Sie trug eine Baumwollhose und ein türkisfarbenes T-Shirt mit rundem Ausschnitt. Damit wirkte sie zwar nicht mehr wie eine Bibliothekarin, war aber auch nicht gerade ein
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