Julia Exklusiv 0227
wird morgen Nachmittag abgenommen.“
„Morgen?“ Er hatte kein Wort davon gesagt!
„Die Sprechstundenhilfe hat heute Morgen angerufen, als du am Strand warst. Jemand hat abgesagt, und sie fragte, ob ich den Termin haben wolle. Ich habe zugesagt. Noch vierundzwanzig Stunden, dann bin ich weg.“
Es wurde auch Zeit.
Nikos hatte in den letzten Tagen sein Möglichstes getan, um die Finger von Mari Lewis zu lassen. Er hatte versprochen, sie weder zu küssen noch anzufassen, solange sie es ihm nicht erlaubte, und hatte sich sogar davon überzeugt, dass es vernünftig und sogar ehrenhaft war, eine rein berufliche Beziehung zu Mari zu haben.
Trotzdem konnte er nachts nicht schlafen.
Er wollte auch gar nicht schlafen, sondern mit Mari Lewis im Bett liegen, sie leidenschaftlich lieben und jede Minute genießen.
Stattdessen wälzte er sich in dem großen leeren Bett hin und her und dachte abwechselnd an Schiffsrümpfe und Mari Lewis. Es war jede Nacht das Gleiche. Kein Wunder, dass er Kopfschmerzen hatte.
Er brauchte dringend Abwechslung.
Also hatte er am Morgen beim Arzt angerufen. Je eher er den Gips los war, desto schneller konnte er sich von den Dingen befreien, die ihn quälten.
Morgen, sagte er sich.
In vierundzwanzig Stunden würde er in Cornwall sein, Brian helfen und Carruthers die Meinung sagen. Er würde wieder sein eigenes Leben führen.
Vor allem würde er sich von seinem Vater befreien – und von Mari Lewis.
Julietta war von Maris Vorschlag begeistert. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht“, fügte sie langsam hinzu. „Ich weiß, dass Sie sich eigentlich um Nikos kümmern müssen.“
„Nikos hat einen Arzttermin“, sagte Mari. „Thomas wird ihn hinfahren.“ Nikos hatte es ihr am Morgen gesagt.
„Aber ich …“ Sie hatte ihren Satz nicht beendet. Wenn er nicht wollte, dass sie ihn begleitete, würde sie ihn nicht darum bitten.
Nikos schien ihre Gedanken erahnt zu haben, denn er sagte: „Es ist besser so.“
„Dann verabschieden wir uns besser jetzt schon“, sagte Mari nach einer Weile.
„Ja.“
Sie sahen einander an. Nikos nahm ihre Hand. Sie hatte sich nach einer Berührung gesehnt, stellte aber erst jetzt fest, wie sehr. Sie kämpfte gegen das Gefühl an, doch es war vergeblich.
„Auf Wiedersehen“, sagte Mari leise und konnte Nikos kaum anschauen.
„Auf Wiedersehen.“ Nikos ließ ihre Hand nicht los. „Mari?“
Sie blinzelte und schaffte es dann, seinen Blick zu erwidern.
Nikos neigte den Kopf und lächelte leicht. „Wie wäre es mit einem Abschiedskuss?“
Mari hätte selbstverständlich Nein sagen sollen!
Aber sie brachte es nicht fertig. Es wäre ein Abschiedskuss, an den sie sich erinnern würde. Ein Kuss von dem wahren Nikos Costanides.
Sie befeuchtete sich nervös die Lippen und nickte kurz. Dann hob sie den Kopf und bot Nikos ihren Mund dar.
„Es wird nicht wehtun“, flüsterte Nikos. Er ließ Maris Hand los, umfasste ihren Nacken und zog sie an sich. Dann berührte er ihre Lippen mit seinen.
Sein Kuss war sanft und zärtlich, ganz und gar nicht wie der Erste. Dafür aber wie der Zweite. Mari war jetzt ganz klar, welcher Nikos Costanides sie auf dem Ausflug geküsst hatte. Sein Kuss weckte ihre Leidenschaft und drückte Sehnsucht und Verlangen aus.
Mari erwiderte Nikos’ Kuss mit denselben Gefühlen und öffnete ihm ihr Herz. Sie hörte ihn leise und gequält aufstöhnen. Dann wich er einen Schritt zurück. Er atmete heftig und sah Mari schweigend an.
Sie erwiderte den Blick.
Schließlich sagte er rau: „Geh jetzt.“
Mari ging in dem Wissen, dass Nikos unrecht gehabt hatte. Er hatte gesagt, es würde nicht wehtun.
Alex zu ihren Tanten mitzunehmen war eine gute Idee gewesen.
Der Junge war lebhaft, aufgeregt und plapperte unaufhörlich. Mari war schon immer der Meinung gewesen, dass es keinen besseren Weg gab, sich abzulenken, als die Gesellschaft eines Vierjährigen.
Wenn sie nicht mit Alex beschäftigt gewesen wäre, hätte sie sicher nur an Nikos gedacht. Aber so hatte sie keine Zeit dazu.
„Sieh mal! Ein Segelschiff!“ Alex zeigte auf ein Boot am Horizont. „Haben deine Tanten auch eins?“
„Ein Kleines.“
Alex sah Mari mit leuchtenden Augen an. „Können wir segeln gehen? Bitte, Mari!“
Beim Anblick seines eifrigen Gesichts verstand Mari, warum Eltern manchmal mehr versprachen, als sie halten konnten. „Wir werden sehen.“
Tante Em und Tante Betty waren sicher nicht zu einer Bootsfahrt in der Lage. Aber vielleicht blieb ihr noch
Weitere Kostenlose Bücher