Julia Exklusiv 0227
es“, sagte er leise.
Plötzlich waren schnelle Schritte zu hören, die immer näher kamen. „Mari, es gibt jetzt …“ Alex verstummte unvermittelt, als er seinen Bruder sah. „Nikos?“
„Hallo, Alex.“
Der kleine Junge blickte verwirrt und skeptisch zwischen Mari und Nikos hin und her. Nikos sah diesen Gesichtsausdruck nicht gern. Ebenso wenig wie die Hoffnung in Alex’ Blick. Es erinnerte ihn zu sehr an seine Kindheit, die voller Enttäuschungen gewesen war. Aber dabei hatte sein Vater die Hauptrolle gespielt. Ein Vater war wesentlich wichtiger als ein Bruder.
Doch Alex’ Vater war weit weg, wäre aber wahrscheinlich auch hier nicht von Nutzen gewesen.
Verdammt!
Nikos wandte sich dem kleinen Jungen zu. „Hör zu, Alex“, sagte er leise, „ich bin gekommen, um dich zu holen. Deine Mutter braucht dich. Sie musste ins Krankenhaus.“
„Krankenhaus?“ Alex sah Mari an.
„Sie hat Wehen bekommen“, erklärte Mari. „Weißt du noch, dass du ihr die Hand auf den Bauch gelegt hast und er plötzlich ganz hart geworden ist?“
Alex nickte. „Warum muss sie denn deshalb ins Krankenhaus?“
„Wenn die Wehen öfter kommen, kann es sein, dass das Baby geboren wird. Es ist eine große Überraschung, dass sie jetzt schon Wehen hat. Deshalb möchte sie dich sehen, falls sie im Krankenhaus bleiben muss, um das Baby zu bekommen.“
„Jetzt?“
„Ja, jetzt“, sagte Mari.
„Was ist mit dem Essen?“
„Tante Em kann es einpacken. Wir essen, wenn wir aus dem Krankenhaus zurückkommen. Dann machen wir ein Picknick.“
Alex’ Augen glänzten. „Wirklich?“
Mari lächelte. „Ja. Lauf ins Haus und sag Tante Em, dass wir gehen müssen.“
Nikos lauschte gebannt der ganzen Unterhaltung. Mari schien genau zu wissen, was sie wie sagen musste. Sie machte Alex keine falschen Versprechungen und versuchte nicht, seine Ängste herunterzuspielen. Dafür bot sie ihm Trost und Freundschaft an.
„Wo warst du, als ich ein Kind war?“, fragte Nikos leise.
„Ich war zu jung, um dir zu helfen“, sagte Mari und machte sich auf den Weg zum Haus. Nikos folgte ihr, denn er war noch immer neugierig auf Maris Tanten.
Nachdem er sie kennengelernt hatte, wusste Nikos, woher Mari ihre Persönlichkeit hatte. Em und Betty waren warmherzig und freundlich. Sie machten ihm Komplimente über sein Aussehen, fanden, dass Alex ihm sehr ähnlich sehe, und wunderten sich über seinen Vornamen.
„Wissen Sie“, sagte Tante Em, „Mari dachte, ihr kleiner Schützling würde Nikos heißen.“ Sie lächelte schalkhaft. „Stellen Sie sich vor, sie wäre Ihr Kindermädchen.“
„Kaum vorstellbar“, erwiderte Nikos leise, und Mari tat so, als hätte sie nichts gehört. Aber Nikos sah, dass ihre Wangen sich gerötet hatten, während sie die Behälter mit dem Abendessen einpackte.
„Wir müssen jetzt wirklich gehen“, meinte sie und führte Alex zur Haustür. „Bedank dich bitte, Alex.“
„Danke schön“, sagte er. Dann lief er nochmals zurück und umarmte Maris Tanten. „Vielen Dank für die Kekse und fürs Kartenspielen. Und dafür, dass ich mit dem Boot fahren durfte. Darf ich wiederkommen?“
„Natürlich, Liebling“, erwiderte Tante Em.
„Auf jeden Fall. Ein geborener Segler wie du sollte oft mit dem Boot hinausfahren“, meinte Tante Betty und warf dann Nikos einen kurzen Blick zu. „Und bring deinen Bruder mit.“
Mari verabschiedete sich von ihren Tanten, nahm Alex an der Hand und machte sich auf den Weg zu ihrem Auto.
Nikos ging zum Jaguar.
„Ich werde euch folgen“, sagte Mari. „Aber fahrt nicht zu schnell, sonst komme ich nicht mit.“ Sie wandte sich Alex zu. „Du sorgst dafür, dass Nikos langsam fährt, okay?“
Alex sah sie sprachlos an.
Nikos ebenfalls. „Moment mal …“, begann er.
Mari brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. „Alex möchte bestimmt lieber in deinem tollen Auto fahren als in meiner alten Karre.“ Sie öffnete die Beifahrertür des Jaguar. „Steig ein, Alex.“
„Verda…“
Mari räusperte sich.
Nikos sah sie wütend an, sagte aber nichts.
Mari lächelte. „Es ist eine gute Idee“, sagte sie freundlich, aber der energische Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
„Na schön“, sagte Nikos leise. „Wir treffen uns dann beim Krankenhaus.“
Nikos fuhr zügig, aber nicht zu schnell über die schmalen Landstraßen von Long Island. Im Rückspiegel sah er Maris Wagen.
Alex saß still neben ihm und reckte sich, um aus dem Fenster sehen zu
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