Julia Exklusiv 0227
KAPITEL
Er hätte nicht beim Haus anhalten sollen. Dann hätte er Juliettas bleiches Gesicht nicht gesehen und nicht die Angst in ihrer Stimme gehört, als sie ihm sagte, sie habe Wehen und glaube, das Baby sei unterwegs.
„Das kann nicht sein!“, rief Nikos, als könnte er damit die Ereignisse aufhalten.
„Es ist aber so“, erwiderte Julietta unglücklich. „Sie werden immer schlimmer.“
„Hast du den Arzt gerufen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich dachte nicht, dass es so schlimm werden würde. Ich bin erst in zwei Monaten so weit.“
„Sag das dem Baby“, meinte Nikos grimmig. „Komm ins Haus und leg dich dort auf die Couch.“
Er nahm Julietta am Arm und führte sie hinein. Es war nicht leicht, denn er hatte Probleme mit dem Gleichgewicht, seit er den Gips losgeworden war. Außerdem hatte man ihm eine Schiene verpasst, die ihm ständig das Gefühl vermittelte, bei jedem Schritt ins Stolpern zu geraten.
Was, zum Teufel, sollte er mit seiner schwangeren Stiefmutter tun? Sich mit der neuen Familie seines Vaters abzugeben war das Letzte, was er wollte.
„Wo ist mein Vater?“, fragte er kurz angebunden.
„Stavros ist in Athen“, erklärte Julietta schwach. Sie legte sich auf die Couch und sah Nikos an, als könnte er ihren Ehemann herbeizaubern.
„Natürlich“, sagte Nikos leise. Stavros war niemals da, wenn man ihn brauchte. Das zumindest hatte sich nicht geändert. „Hast du ihn angerufen?“
„Ich konnte ihn nicht erreichen. Er hatte eine Besprechung in einer Firma, die er vielleicht kaufen will. Das Ganze ist streng geheim, und deshalb hat er mir nicht gesagt, wo er sich aufhält.“
Nikos fehlten die Worte.
„O Nikos! Es geht wieder los.“
Er fluchte. Dann rief er Juliettas Arzt und im Krankenhaus an, wo man ihm sagte, er solle sie sofort hinbringen.
„Ich?“, fragte Nikos.
Wer sonst?
Es war nicht seine Aufgabe, sondern die seines Vaters. Aber der war weit weg.
„Armer Stavros“, flüsterte Julietta, als Nikos sie ins Auto setzte. „Es ist wie beim letzten Mal.“
Nikos wusste nicht, was sie damit meinte. War Stavros etwa auch bei Alex’ Geburt verreist gewesen?
Nikos erreichte das Krankenhaus in Rekordgeschwindigkeit. Er ließ Julietta bei einer Krankenschwester und wandte sich zum Gehen. „Ich rufe Adrianos an und frage ihn, ob er den alten Herrn erreichen kann.“
Julietta nickte schwach. „Und Alex. Du musst es Alex sagen.“
Nikos sah sie verblüfft an. „Ich?“
„Du bist sein Bruder.“
Schön, dass sich jemand daran erinnerte! „Wo ist er?“, fragte Nikos, erinnerte sich aber im selben Moment daran. „Ist er noch bei Mari Lewis?“ Er kannte die Antwort bereits.
Julietta nickte und gab ihm die Adresse von Maris Tanten.
Nikos schüttelte den Kopf. „Ich hinterlasse ihnen eine Nachricht. Ich muss mein Flugzeug erreichen.“
Julietta nahm seine Hand und sah ihn flehend an. „Lass ihn nicht dasselbe durchmachen, was du erleben musstest“, bat sie. „Bitte.“
Was hatte er erleben müssen? Nikos begriff nicht, wovon sie sprach.
„Bitte geh zu Alex und bring ihn zu mir!“ Julietta klammerte sich an ihn. „Es ist für mich und Alex. Bitte!“
Der Arzt erschien und lächelte beruhigend. „Dann wollen wir mal sehen, ob der Nachwuchs es ernst meint“, sagte er.
Julietta beachtete ihn nicht, sondern sah Nikos flehend an. „Bitte.“
Also war er zu Maris Tanten gefahren.
Er entdeckte Mari am Steg und fühlte sich sofort besser. Es war, als müsste er nicht mehr die Last der Welt auf seinen Schultern tragen. Zumindest nicht allein.
Mari war hier und würde ihm helfen.
„Julietta“, sagte sie jetzt und wurde blass.
„Sie möchte Alex sehen.“
„Natürlich. Ich hole ihn.“ Sie lief zum Haus. „Wir sind gleich bei dir.“
„Ich kann nicht warten. Ich muss mein Flugzeug erreichen. Ich wollte es dir nur sagen.“
Sie drehte sich um. „Mir sagen?“, wiederholte sie. „Und das ist alles?“
Ihr Gesichtsausdruck gefiel Nikos überhaupt nicht. Sie schien etwas von ihm zu verlangen, das er nicht geben wollte. Er zuckte verärgert die Schultern. „Sie ist nicht meine Frau.“
„Aber Alex ist dein Bruder.“
„Komisch, dass sich plötzlich alle daran erinnern“, erwiderte Nikos bitter.
„Wie bitte?“ Mari sah verwirrt aus. Eigentlich hatte er kein Recht, so etwas zu ihr zu sagen. Sie hatte immer versucht, ihn dazu zu bringen, sich mit Alex zu beschäftigen.
Nikos schob die Hände in die Taschen seiner Jeans. „Vergiss
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