Julia Exklusiv Band 0194
nicht versucht, über unsere Probleme zu sprechen oder dich zu verteidigen. Du hast einfach das Geld genommen und bist fortgelaufen.“
Faye zitterte. Erst jetzt erkannte sie Sharifs schlimmsten Fehler. Sein unbeugsamer Stolz erschreckte sie. In seiner Verbohrtheit hatte er nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass sie die Lage vielleicht falsch beurteilt haben oder gar unschuldig sein könnte.
„Was hätte ich denn tun sollen? Meiner Meinung nach hattest du dich gerade von mir getrennt, und dass ein Scheck in dem Umschlag war, ahnte ich nicht, denn ich habe ihn nie geöffnet. Du hast mich falsch eingeschätzt – das hätte ich dir noch verzeihen können.“ Sie lachte freudlos. „Aber du kannst einfach nicht glauben, dass auch du dich einmal irren könntest. Abgesehen von der Lüge über mein Alter – Teenager auf der ganzen Welt schwindeln in diesem Punkt –, bestand mein einziger Fehler darin, deinen Heiratsantrag zu akzeptieren.“
„Faye …“
Sie hob abwehrend die Hand. „Du hast mir das geboten, was ich mir mehr als alles andere gewünscht hatte. Ich habe dich geliebt und mich verzweifelt danach gesehnt, deine Frau zu sein.“
Sharif legte seine Hand auf ihre, doch sie entzog sie ihm. „Keiner von uns kann die Vergangenheit ändern.“
Sie wandte ihm den Rücken zu. Bitterkeit und Scham drohten sie zu überwältigen. Wie hatte sie nur so mit ihm reden, ihm so viel offenbaren können? Wozu? Er hatte sie eigentlich nie heiraten wollen, deshalb war er natürlich immun gegen ihre Bemühungen, sich zu verteidigen.
„Eins muss ich dir allerdings noch sagen.“ Sie atmete tief durch. „Du weißt über Liebe ungefähr genauso gut Bescheid wie ich über die Führung von Jumar, also bilde dir nicht ein, du hättest damals Liebe empfunden. Dein Pferd ist sensibler als du. Percy hat versucht, dich zum Narren zu machen, und das hat dich wütend gemacht. Ich wette, so etwas hat noch nie jemand bei dir gewagt. Also hast du es an mir ausgelassen – selbst heute muss ich noch für deinen verletzten Stolz büßen …“
„Bist du jetzt fertig?“, fragte er kalt.
Sie schloss die Augen. Verletzter Stolz. Diese zwei Worte würde ihr machohafter Wüstenkrieger ihr nie verzeihen. Er hielt sie nach wie vor für eine Goldgräberin, eine unverbesserliche Lügnerin und Betrügerin, die allein auf ihren Vorteil aus war. Tränen rannen ihr über die Wangen.
„Wenn ich meine Wut an deinem Stiefvater ausgelassen hätte, wäre ich auch nur bis auf drei Meter an ihn herangekommen, hätte ich ihn mit bloßen Händen erwürgt. Und zwar nicht wegen des Erpressungsversuchs, sondern weil er deinen Charakter so gründlich verdorben hat.“
Der Ernst seiner Worte schockierte Faye. In der darauf folgenden Stille hörte sie, wie Sharif sich auszog. Sie rutschte an die Bettkante. Von nun an würde sie nie wieder an ihren katastrophalen Hochzeitstag denken, an ihre Ehe, von der sie nicht einmal geahnt hatte, dass sie tatsächlich existiert hatte, oder an die Tatsache, dass er sich vielleicht inzwischen von ihr getrennt hatte. Sie hatte ein Jahr ihres Lebens darauf verschwendet, die Sache zu bereuen, und jetzt hatte sie sich sogar entschuldigt. Das war’s. Finito!
Die Matratze gab unter Sharifs Gewicht nach. Das Licht ging aus. Ein leises Schluchzen kam über Fayes Lippen, als sie um Atem rang.
Sharif kam auf ihre Seite. „Lass dich von mir halten.“
„Nein! Darf ich nicht einmal mehr allein traurig sein?“
„Nicht, wenn du mich dabei auch traurig machst.“ Er schloss sie in seine starken Arme. „Ich werde dich nicht anfassen. Wir können zusammen traurig sein. Lieg einfach still.“
Die Wärme und Nähe seines muskulösen Körpers hatten etwas ungemein Tröstliches. Allmählich ließ Fayes Anspannung nach. „Weißt du, heute habe ich zum ersten Mal von dem furchtbaren Flugzeugunglück gehört“, wisperte sie.
Sharif zuckte zusammen.
„Es tut mir wirklich leid. Dein Vater, deine Stiefmutter … Das letzte Jahr muss ein einziger Albtraum für dich gewesen sein.“
„Der Absturz wurde doch sicher in den englischen Nachrichten erwähnt.“
„Bestimmt, aber vor sechs Monaten herrschte absolutes Chaos in meinem Leben“, gestand sie wehmütig. „Das Haus sollte verkauft werden, ich musste mich ums Packen kümmern und mir außerdem eine neue Unterkunft suchen. Deshalb habe ich vermutlich nichts von dem Unfall gehört. Du hast zwar kurz nach meiner Ankunft den Tod deiner Stiefmutter erwähnt, aber ich hatte
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